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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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einen großartigen Künstler, einen großartigen Rock’n’Roller, und er pries diese drei großartigen Tage mit großartigem Rock’n’Roll.
    Alle Tugenden, die Wozniak im Apple-Computer miteinander kombiniert hatte, fehlten hier. Es war eine Holzhammer-Aktion, bei der es keine Spuren von Subtilität, keinen Sinn für Feinheiten und wenig Scharfsinn gab. Vielleicht entsprang das Festival dem Wunsch, zu amüsieren und zu unterhalten. Vielleicht war es nichts weiter als ein übertrieben spektakulärer Ausdruck von Eitelkeit. Auf jeden Fall war es ein Standbild des starverseuchten Amerika. In einem weißen Pressezelt warteten 200 Reporter, Fotografen und Kameraleute auf Wozniak. Anwesend waren Journalisten von den großen Fernsehsendern, von den Kabelsendern, von Dutzenden Radiosendern, Tageszeitungen, Wochenzeitschriften, Rock’n’roll-Magazinen und der Computerfachpresse. Sie bildeten ein irres Wirrwarr wohlbekannter Namen und während sie auf eine Pressekonferenz warteten, stocherten sie auf Tabletts mit Essen herum, machten telefonisch Meldung an Freunde und Redakteure und schlugen nach den Wespen, die um Getränkedosen, Müllkübel und Tabletts mit halb aufgegessenem Essen herumschwirrten.
    Sie warteten darauf, dass Wozniak aus einem Haus herabkam, das er auf einem Hügel gemietet hatte, der das Festivalgelände überblickte, und das er als Ausgangsbasis für Ausflüge in einer langen schwarzen Limousine benutzte. Alle Journalisten warteten auf einen Satz, einen Spruch, ein Bild oder eine Großaufnahme. Sie blätterten Stenoblöcke durch, bauten dreibeinige und einbeinige Stative auf oder fummelten an Kassettenrekordern und Diktiergeräten herum. Ein breiter Strom von Kabeln führte zu einem Wald aus Mikrofonen und Kassettenrekordern, und als Wozniak unter eine Zeltbahn geduckt eintrat, erwachte das Zelt zum Leben. Ein ganze Armada Nikons, Canons und Pentax’ klickte und klackte. Es wurde geschubst, gedrängelt und mit den Ellbogen gestoßen. Die Wand aus Kameras glitt nach vorne. Ein Tisch brach zusammen und man hörte lautes Kreischen. Die Motorantriebe surrten, ein Bild nach dem anderen und eine Filmrolle nach der anderen wurden verknipst. Es wurde gerufen und gepfiffen. „Halt sie tiefer … Klappe, verdammt … Ruhe … Ruhe … Woz! … Woz! …“ – und die ganze Zeit wurde geschubst und gedrängelt, um bessere Bilder und Einstellungen zu bekommen. Wozniak saß mit schräg aufgesetzter Baseballmütze, T-Shirt, kurzer Hose und Socken an einem Tisch zwischen dem Rockpromoter und dem Absolventen von Erhard Seminars Training, grinste und sah aus wie ein Schuljunge, der einen Verweis bekommen hat. Er wurde mit einer öden, sinnfreien Endlosschleife von Fragen bombardiert: „Wie viel haben Sie verloren? ... Wie viele Menschen sind hier? ... Warum haben Sie das gemacht?“

Epilog.
    M ehr als ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit ich die vorige Seite auf einem Apple III geschrieben habe. Als im Jahr 1984 die erste Auflage dieses Buches auf dem Weg in die Druckerei war, bekam ich mehrere Briefe vom Verlag – das war noch die Zeit, bevor E-Mails zum universellen Telefgrafensystem geworden waren – , in denen er die Befürchtung äußerte, die goldene Zeit von Apple könnte bereits vorüber sein. Diese Besorgnis war verständlich. Das Brimborium um die Einführung des Macintosh – der mit einem Orwell’schen Fernsehwerbespot am Superbowl-Sonntag 1984 vorgestellt worden war – war abgeebbt und die Kommentare wurden kritischer. Das Personal-Computer-Geschäft von IBM legte zu. Compaq hatte schneller als je ein Unternehmen zuvor 100 Milliarden Dollar Umsatz erreicht, und das Microsoft-Betriebssystem DOS fand jeden Monat neue Lizenznehmer. Es gab eine Menge Gründe, zu glauben, Apple würde wanken.
    Jetzt, 25 Jahre später, sind die Menschen mit den Namen iPod, iPhone und Macintosh genauso vertraut wie mit Apple, und besonders denjenigen, die mit Handys und sozialen Netzwerken aufwachsen, fällt es schwer, sich eine Zeit vorzustellen, in der es so aussah, als wäre das Unternehmen nur eine weitere Technologiefirma, die von einem Konkurrenten ausradiert oder geschluckt werden könnte. Seit 1984 hat es eine Menge Technologieunternehmen gegeben, die in eine Grauzone oder in die Finsternis gerutscht sind, und es ist ziemlich leicht, eine alphabetische Liste der Opfer von A bis Z zusammenzustellen.
    Allein schon der Buchstabe A beinhaltet Aldus, Amiga, Ashton-Tate, AST und Atari. Und was das restliche
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