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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera
Autoren: Hans Kneifel
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Magnetkissenzug brachte sie mit zwei Stunden Fahrt nach Point Danger, einem Hafen, in dem hauptsächlich halbautomatische Erzfrachter anlegten. Der Jachthafen war klein, nicht besonders gut ausgebaut und verschlafen.
    Während sich Stapen im Schatten der kleinen, dicht stehenden Bäume aufhielt, mietete Adagia Angelzeug für Großfische und ein starkes, schnelles Boot. Als sie das Zeichen gab, entfernte er sich und lief zwei Kilometer um eine Landzunge herum. Er sprang ins Wasser, als das Boot auf seinen Tragflächen an der Spitze eines Wirbels aus Gischt und Schaum heranraste. Sie half ihm ins Boot und nahm sofort Kurs auf den ausgemachten Punkt zwischen dem Felsen und Port Calagrana. Vier Stunden später waren sie dort.
    Das Mädchen warf die Angeln aus und schaltete die Maschinen ab.
    »Es ist makaber!« sagte sie.
    »Ich weiß das«, erwiderte er. »Und ich weiß auch, daß ich ... daß es keinen Dank dafür gibt.«
    Sie lächelte schwach.
    »Das habe ich befürchtet!« gab sie zur Antwort.
     
    Stapen hatte keine Zeit, sich über seine Ausdauer zu wundern. Er geriet jetzt in den Bereich der Strömung, die vom Land wegführte und in einer langen, weit geschwungenen Kurve aufs freie Meer hinauslief. Stapen fühlte, wie das Wasser an ihm riß und zerrte, wie er schneller als bisher vorankam, wie er sich mit den Bewegungen nicht mehr so anzustrengen brauchte. Trotzdem wünschte er, daß er den preßluftgetriebenen Torpedo noch hätte – er würde sich wohler damit gefühlt haben.
    »Was ist das?«
    Rings um ihn schien plötzlich das Wasser zu kochen. Er hob den Arm aus dem Wasser und klappte die Scheibe herunter, schaltete die Luftversorgung ein. Als sich seine Augen an die veränderten Sichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah er, daß ihn ein gewaltiger Fischschwarm umgab.
    Das müssen Tausende sein! dachte er.
    Sie waren etwa armlang, aber dick und plump. Sie schnappten nach einem Strom Partikel, der vom Grund heraufgerissen wurde und hier die Oberfläche erreichte oder die oberflächennahen Wasserschichten. Die Fische schienen blind vor Gier und Hunger. Sie rempelten ihn, schwammen vor ihm hin und her und behinderten einander. Er schlug einen rasenden Wirbel mit den Flossen und schwamm schräg aus diesem Hexenkessel heraus.
    Fische schnappten nach seinen Fingern. Er hieb ihnen die Fäuste auf die stumpfen Schnauzen und auf die Augen. Andere schwammen zwischen seinen Beinen hindurch und behinderten ihn. Er stieß nach ihnen. Einige Augenblicke lang erfüllte ihn die kalte Panik. Dann sah er im grauen Wasser vor sich freien Raum.
    Stapen schwamm weiter, klappte die Maske wieder hoch und atmete befreit die kühle Luft ein. Das Wasser war jetzt wesentlich kälter geworden. Er fühlte den Unterschied durch den isolierenden Stoff seiner Kleidung hindurch.
    »Es dauert nicht mehr lange!« sagte er sich.
    Der Sonnenuntergang erfüllte den Himmel. Riesige Wolkenbänke schoben sich hoch und bildeten bizarr ausgeleuchtete Barrieren. Der Ball der Sonne verschwand zwischen Schatten und färbte sich im Dunst der Atmosphäre glühend. Stapen drehte sich auf den Rücken und stellte das Rudern mit den Armen ein. Ein Blick auf den in Alkohol gelagerten Kompaß.
    Die Richtung stimmt!
    Der purpurn gefärbte Himmel war im Zenit ohne jede Wolke. Er wurde zusehends dunkler. Ein paar Sterne erster Größenordnung leuchteten hellrot und blitzend auf. In seiner Erinnerung gab es nur zwei solcher leuchtender Punkte. Es waren Adagia und Amarylis.
    Der Abschied von Adagia war kurz und schweigsam gewesen.
     
    Sie saßen am Rand des Bootes und starrten hinunter ins Wasser. Bisher hatte noch kein Fisch angebissen.
    »Du mußt gehen!« sagte Adagia nach einem kurzen Blick auf die Uhr. »Es wird spät.«
    »Ja!« sagte er einsilbig.
    Er legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich. Adagia zögerte, aber dann gab ihr Körper nach. Sie lehnte schwer gegen ihn. Das Boot begann zu schaukeln. Stapen sagte leise:
    »Wir haben uns zu spät getroffen, Adagia. Es ging nicht anders. Hätte ich gewußt, was und wer hier auf mich wartet, wäre alles ganz anders ausgegangen.«
    »Eines Tages werde ich auch dich vergessen haben!« sagte sie. »Spätestens dann, wenn das Ziel des Projekts erreicht ist.«
    Stapen merkte sich inzwischen automatisch jede Information; so auch diese. Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küßte sie lange und sehr zärtlich. Dann murmelte er:
    »Vergiß mich nicht ganz.«
    »Wohl kaum!« sagte sie. »Am liebsten möchte
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