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Apocalypsis 3.01 (DEU): Ende. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.01 (DEU): Ende. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.01 (DEU): Ende. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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schmucken Holzhäuschen, etliche davon noch aus der Gründerzeit des Ortes. Typische amerikanische Provinz mit einem Coffeeshop, einem Organic Restaurant , Fachgeschäften für Landmaschinen, zu vielen Kirchen und Banken, wie Peter fand, aber freundlichen Nachbarn, die Fremden nicht gleich in den Rücken schossen, wenn die auf die absurde Idee verfielen, einen Spaziergang durch den Ort zu machen. Das Land ringsum nur reine Monokultur für Soja und Industriemais. Redneck land , mit ehrlichen dumpfen Sommern, die das Land über Monate ausglühten, mit anständigen Tornados, die ungebremst die weiten Ebenen terrorisierten, und mit brutalen, Schnee erstickten Wintern, in denen einem das Herz gefror.
    Aber du lebst gerne hier. Du hast einen gut bezahlten, unbefristeten Job, der dir Spaß macht, eine wundervolle Familie, Freunde. Schönes Haus, Mitgliedschaft im Country Club, Segelboot, Greencard, und in den nächsten Jahren wirst du wahrscheinlich Dekan.
    Die Frage nach einer Rückkehr nach Deutschland stellte sich nicht. Er hatte Köln bereits mit Anfang Zwanzig verlassen und war mit einem Stipendium an die Brandeis University nach Boston gegangen. Seitdem hatte er die USA nur noch während der kurzen Semesterferien verlassen, hatte promoviert, Ellen kennengelernt, die Stelle in Grinnell angetreten, geheiratet, Maya bekommen. Alles schön eins nach dem anderen, ein unaufgeregter, konstanter Strom kleiner Glücks- und Erfolgsmomente, alles, wovon er immer geträumt hatte. Die kurze Affäre mit der russischen Sprachassistentin zählte er bereits nicht mehr. Es lief gut für ihn, wirklich gut.
    Bis die Träume eingesetzt hatten.
    Er hatte sie Ellen so lange verschwiegen, bis es nicht mehr ging. Und Ellen hatte wie immer nicht lange gefackelt und ihn nach ein paar Erkundigungen zu Dr. White nach Des Moines geschickt. Bob. Bob hatte ihm ruhig zugehört und ein leichtes Schlafmittel verschrieben, aber Peter bezweifelte, dass irgendein Mittel etwas an seinen Träumen ändern konnte. Denn – und auch das hatte er Dr. White verschwiegen – er fühlte, dass diese Träume nicht aus irgendeiner überlasteten Region seines Gehirns kamen. Nein, diese Träume kamen von irgendwo außerhalb, aus einer anderen Welt. Einer Welt, die ihn suchte, nach ihm rief, ihm düstere Warnungen zuraunte, die an ihm zerrte und ihn aufspüren würde, wo auch immer er sich versteckte. Eine ganz und gar reale Welt. Und das machte ihm furchtbare Angst. Eine Angst, die sich inzwischen auch körperlich bemerkbar machte, sich in seiner rechten Schläfe sammelte und zu einem kleinen, pochenden Klumpen verdichtete. Der aufziehende Schmerz wurde schlimmer, wenn er in die hochstehende Mittagssonne blickte. Mit jedem Pulsschlag breitete sich auch ein leichtes Prickeln auf seiner Haut aus, kroch von seinen Fingern und Zehen hinauf wie ein borstiges, juckendes Geflecht.
    Trink was.
    Trotz der Klimaanlage war ihm heiß. Peter schwitzte. Er spürte, dass sein Mund austrocknete, und griff unter den Beifahrersitz nach einer angebrochenen Colaflasche, die Maya dort vergessen hatte. Die lauwarme Cola schmeckte pelzig, aber für einen Moment löschte sie den bitteren Geschmack im Mund, verdrängte den Kopfschmerz und die aufziehende Übelkeit.
    Fahr nach Hause. Ellen wartet mit dem Essen.
    Aber er beschloss, noch einen Spaziergang zu machen, um sich zu beruhigen. Also fuhr er zu seinem Lieblingsplatz, einem kleinen Naturreservat ein paar Meilen außerhalb der Stadt. Ein letztes Fleckchen Prärie zwischen Interstate und Eisenbahnstrecke, ein kümmerlicher Rest jener ursprünglichen Savanne, die noch vor kaum zweihundert Jahren das ganze Land von Horizont zu Horizont bedeckt hatte. Das Reservat mit dem kleinen See umfasste gerade mal hundert Hektar, aber wenigstens hörte man das Rauschen der Interstate nicht mehr, und wenn er tief im duftenden Bisongras stand, zwischen Schmielen, Labkraut, Mannstreu und Goldrute, konnte Peter sich für einen Moment der Illusion hingeben, in einer unberührten Naturlandschaft zu stehen, fernab von aller Zivilisation und außerhalb aller Zeit. Ein schönes Gefühl.
    Soweit kam es diesmal jedoch nicht. Die Fahrt über die lange Schotterpiste hatte seine Kopfschmerzen wieder aufgeweckt. Tatsächlich kam ihm der Schmerz wie ein lebendiges Wesen vor, das mit jedem kleinsten Schlagloch aufbrüllte und Klauen in sein Gehirn rammte. Wenn er in den Rückspiegel sah, vermischte sich der Straßenstaub mit der Mittagssonne zu einem ätzenden
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