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Apocalypsis 3.01 (DEU): Ende. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.01 (DEU): Ende. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.01 (DEU): Ende. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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sehr unter Schock. Petrus II. fragte sich, wie sie reagieren würden, sobald der Schock nachließ. Ob sie dem Druck gewachsen waren, den man bald auf sie ausüben würde, nur um an den Papst heranzukommen. Ob sie unter diesem Druck gar zu einem Mord fähig waren.
    »Vielen Dank für Ihr Vertrauen. Ich ziehe mich jetzt in die Bibliothek zurück. Wenn Sie mir eine Kanne grünen Tee bringen würden, Alfio?«
    Allein das kostete ihn schon große Kraft. Petrus II. war vergleichsweise jung, noch keine sechzig, einer der jüngsten Päpste in der Geschichte, und er hatte sich immer viel auf seine Fitness zugute gehalten. Aber als er sich nun an seinen Schreibtisch setzte, wurde ihm schlecht vor Anspannung, Erschöpfung und Todesangst, und er merkte, dass er die ganze Zeit schon mit den Zähnen knirschte. Sobald er sich gesetzt hatte, dachte er auch wieder an Kelly. Inzwischen betrachtete er seine Erinnerungen an die Schüsse wie etwas sehr Fernes, mit dem er selbst kaum noch etwas zu tun hatte. Er empfand sie jedenfalls nicht als die Todsünde, die er selbst kaum eine Stunde zuvor begangen hatte und die er immer noch nicht bereute.
    Zeit zu beten. Petrus II. zog sich in seine Privatkapelle zurück und bat Gott um Vergebung. Falls es Gott überhaupt gab. Als Chef-Exorzist des Vatikans hatte er genug Beweise für die Existenz des Bösen erlebt und war darüber selbst zum Werkzeug des Satans geworden. Gott jedoch hatte sich ihm nie offenbart. Petrus II. wusste, dass ihm nun sein persönliches Golgatha bevorstand. Er zweifelte keine Sekunde, dass der kuriale Machtapparat seinen Tod beschließen würde, sobald der erste Schock verflogen war. Selbst sein Rücktritt würde dieses Schicksal nur hinauszögern. Aber Petrus II. wollte nicht sterben. Und es gab nur einen Menschen auf der Welt, der ihn noch retten konnte.
    Aber weder diese dünne Hoffnung noch die Gebete ersparten ihm die Todesangst. Er zitterte vor Furcht, krümmte sich wimmernd zusammen, am ganzen Körper nass von kaltem Schweiß.
    »Brauchen Sie Hilfe, Heiliger Vater?«, hörte er die Stimme seines Kammerdieners neben sich. »Soll ich einen Arzt rufen?«
    Petrus II. schrak zusammen. Mit einer heftigen Bewegung schüttelte er die helfende Hand seines Kammerdieners rüde ab und richtete sich auf.
    »Es geht schon. Wie lange stehen Sie schon da?«
    »Ich hörte Sie stöhnen, Heiligkeit, da …«
    »Lassen Sie mich allein. Haben Sie verstanden? Lassen Sie mich allein.«
    Ohne den verwirrten Alfio weiter zu beachten, schleppte sich Petrus II. in die Bibliothek zurück und schloss sich ein. Aus dem halboffenen Fenster wehte die Hitze des römischen Sommers herein, vermischt mit fernem Verkehrslärm und einem schwachen Geruch von Lavendel und Baldrian. Der Duft des Bösen, Petrus II. kannte ihn aus Tausenden von Exorzismen. Hastig schloss er das Fenster, rückte sich einen Sessel in die Mitte des Raumes mit Blick auf die beiden Türen und das Fenster und beschloss, sich nicht mehr vom Fleck zu rühren. Einsam und voller Furcht wartete er auf Laurenz. Oder den Tod.

V
    20. August 2013, Grinnell, Iowa, USA
    E rst als er von der Interstate 80 nach Grinnell abbog, fiel Peter ein, dass er Dr. White noch von dem schweigenden Jungen ohne Augen hatte erzählen wollen. Das beunruhigte ihn. Als habe er Dr. White damit etwas Wesentliches verschwiegen. Oder als habe sich der augenlose Junge in einem der dunkelsten Winkel seiner Träume versteckt, um nicht von Dr. White erkannt zu werden. Da er jedoch bereits den Entschluss gefasst hatte, nun einmal wöchentlich zu Dr. White nach Des Moines zu fahren, würde es noch genug Gelegenheit geben, ihm von dem augenlosen Jungen und all den anderen furchtbaren Details aus seinen Träumen zu erzählen. Peter bezweifelte zwar, dass allein das ausreichen würde, um die Träume zu vertreiben, immerhin jedoch fühlte er sich nach dieser ersten Sitzung bereits etwas leichter. Zum ersten Mal seit Wochen freute er sich wieder auf zu Hause. Er ließ sich Zeit, bog in die 5th Avenue ab, dann in die Main Street, rollte im Schritttempo durch die Broad Street, grüßte im Vorbeifahren einen Kollegen aus dem Spanish Department und fuhr eine Weile einfach ziellos durch den Ort, in dem er nun seit zehn Jahren lebte. Eine Kleinstadt im Mittleren Westen der USA, knapp zehntausend Einwohner, tausendfünfhundert davon Studenten des kleinen, aber renommierten Liberal Arts Colleges, an dem er Deutsch lehrte. Ein aufgeräumtes, etwas verschlafenes Nest mit
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