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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Mein Bein«, stöhnte er. »Ich kann mein Bein … nicht bewegen.«
    »Gloria«, sagte Bast. Im ersten Moment reagierte sie gar nicht, dann aber hob sie mühsam den Kopf und sah zu ihr hoch. »Bitte kümmern Sie sich um Frederick, okay?«, bat Bast. Ganz gleich was, Mrs Walsh musste irgendetwas tun, um der lodernden Furcht in ihren Augen Einhalt zu gebieten.
    Während Mrs Walsh sich mühsam aufrappelte und zu Abberline hinüberhumpelte, wandte sich Bast wieder an Isis. »Kommst du mit dem Drachen allein zurecht?«
    Isis maß das sterbende Ungeheuer mit einem abschätzenden Blick. »Ich denke schon … wenn du mir erlaubst, so lange zu warten, bis er endgültig tot ist. Diese Biester sind unberechenbar.« Sie lachte. »Aber ich bin sicher, Monro und seine Leute werden mir dabei helfen, sollte ich es nicht allein schaffen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er wild darauf ist, das alles hier seinen Vorgesetzten zu erklären oder gar der Presse – nicht wahr – Faye, Schätzchen?«
    Sie brach mitten im Wort ab. Ihre Augen wurden groß vor ungläubigem Staunen, während sie sich auf einen Punkt irgendwo hinter Bast fixierten, dann ertönte ein dumpfer, sonderbar weicher Knall, und Isis’ Kopf und Schultern wurden nach hinten gerissen und gegen die Wand geschmettert. Zwischen ihren Augen, vielleicht zwei Finger breit über ihrer Nasenwurzel, war plötzlich ein kreisrundes dunkles Loch von der Größe einer Pennymünze, und der so erstaunte, durch und durch ungläubige Ausdruck blieb in ihrem Blick, obwohl sie schon tot sein musste, noch bevor ihr Körper an der Wand hinab zusammenzusacken begann.
    Als Bast sich herumdrehte, blickte sie in die rauchende Mündung des Revolvers, den Mrs Walsh aus Abberlines Jacke genommen hatte. In der anderen Hand hielt sie ein Rasiermesser, dessen Klinge sie von hinten so fest gegen Fayes Kehle presste, dass Blut am Hals des Mädchens herunterrann und sie sich vermutlich selbst die Luftröhre durchschneiden würde, wenn sie versuchte, sich loszureißen.
    »Mrs Walsh?«, murmelte sie ungläubig. »Aber was …?«
    »Schweigen Sie, Sie verruchte Person!«, fuhr Mrs Walsh sie an. »Sie wollen gehen? Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen!« Der Revolverlauf deutete weiter drohend auf Basts Gesicht. In Mrs Walshs schmaler Hand sah die Waffe riesig und schwer aus, aber sie zitterte nicht um einen Millimeter, und Bast hatte vor wenigen Sekunden erlebt, wie ausgezeichnet Mrs Walsh damit umzugehen verstand. Trotzdem hätte sie es riskiert – sie war verletzt und erschöpft, aber sie war immer noch schnell –, wäre Faye nicht gewesen. Mrs Walsh stand halb hinter ihr und benutzte ihren schlanken Körper als Deckung, und so, wie sie das Rasiermesser hielt, musste einfach alles, was sie tat, zu ihrem Tod führen.
    Und sie verstand immer noch nicht, was sie sah.
    »Mrs Walsh«, murmelte sie noch einmal. »Aber … warum … warum tun Sie das?«
    Mrs Walsh lachte, ein hässlicher, schriller Laut wie das Quietschen von Fingernägeln auf einer Schiefertafel, der Bast einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. »Das fragen Sie noch? Ich hatte Sie für klüger gehalten. Glauben Sie tatsächlich, ich lasse Sie und dieses verruchte Weibsstück gehen, damit Sie Ihr lästerliches Leben fortsetzen und weitere Männer vom rechten Pfad abbringen?«
    Es vergingen noch einmal endlose, lange Sekunden, aber dann begriff Bast endlich. »Sie?«, hauchte sie. »Sie sind … Jack the Ripper?«
    »Ein lächerlicher Name, ich gebe es zu«, sagte Mrs Walsh, »aber gut genug, um lächerliche Polizisten auf die falsche Spur zu lenken – nicht wahr, Frederick?« Sie schoss Abberline in die Brust, lächelnd und ohne mit der Wimper zu zucken und so beiläufig, dass die Revolvermündung schon wieder auf Basts Stirn wies, ehe sie auch nur richtig begriff, was geschah. Abberline sackte mit einem Ächzen in sich zusammen, und Faye gab einen erschrockenen Laut von sich und versuchte sich aus Mrs Walshs Griff zu winden, mit dem einzigen Ergebnis allerdings, dass der Schnitt an ihrem Hals nur heftiger blutete.
    »Nicht, Faye«, sagte Bast hastig. »Sie wird dir nichts tun, keine Angst. Wir kommen hier raus.«
    Mrs Walsh schnaubte höhnisch. »Das glaube ich nicht. Ich fürchte, Sie wissen bereits zu viel, mein Kind.« Plötzlich lachte sie leise. »Oh, ich hatte Ihnen ja eigentlich versprochen, Sie nicht mehr so zu nennen … aber wie es aussieht, werde ich nun doch älter als Sie, nicht wahr?«
    »Sie haben all
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