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Antworten auf Fragen

Antworten auf Fragen

Titel: Antworten auf Fragen
Autoren: S.N. Lazarev
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ausstehen und ärgere mich laufend über ihn. Ja, was Sie sagen, war früher mal der Fall, doch jetzt nicht mehr”, erklärte sie.
    „Sie urteilen nach der obersten Schicht Ihrer Emotionen, die von sehr geringer Bedeutung ist. Doch in Ihrer Seele gibt es Emotionen, die das ganze Leben umfassen. Sie tragen in sich Gefühle, die Dutzende und Hunderte Leben andauern. Auch wenn Sie diese nun als falsch befinden, so glauben Sie mir: Zehn oder zwanzig Jahre sind nur eine sehr kurze Zeit. Je mehr Vorwürfe, Groll und Unzufriedenheit Sie gegen den Ihnen nahestehenden Menschen hegen, umso stärker ist Ihre Abhängigkeit von ihm. Das heißt, dass Sie in der Seele weiter den geliebten Menschen verehren, auch wenn Sie dies nicht vermuten. Und je mehr Sie ihn früher angebetet haben, umso größere Abhängigkeit von ihm ist entstanden und umso mehr Verärgerung, Unzufriedenheit und Kränkungen ihm gegenüber hegen Sie jetzt. Beginnen Sie damit, dass Sie ihm keine Vorwürfe mehr machen. Und dann wenden Sie sich an Gott und bitten um Vergebung, dass Sie den geliebten Menschen mehr als den Schöpfer geliebt haben.”
    Die Frau ging ins Nebenzimmer und betete zwei oder drei Stunden. Als sie zu mir zurückkam, betrachtete ich ihre feine Feldebene und war erschüttert. Der Zustand hatte sich wesentlich verschlechtert.
    „Wie haben Sie denn gebetet?”
    Sie wunderte sich:
    „So, wie Sie gesagt haben. Ich bat Gott um Vergebung, dass ich meinen Mann geliebt habe.” „Habe ich das gesagt?” „Natürlich.” „Genau so?” „Ja, genau so.” Ich atmete tief durch.
    „Sie müssen verstehen”, sagte ich, „wir gehen in Liebe auf. Was wir auch immer lieben, wir gehen immer gleichzeitig in göttlicher und menschlicher Liebe auf. Wenn die göttliche Liebe größer als die menschliche ist, dann ist das Glück. Und dann werden wir, wenn wir andere Menschen und die Umwelt lieben, nicht abhängig von ihnen. Ist aber die menschliche Liebe größer als die göttliche und verstärkt sich diese Disproportion noch, dann vergrößert sich die Abhängigkeit von dem, was wir lieben. Es entsteht Aggression, und nimmt diese zu, dann kommt es zu Unglück und Krankheiten. Und wenn Sie um Vergebung dafür bitten, dass Sie geliebt haben, dann begehen Sie ein Verbrechen gegen die Liebe und Gott.”
    Ich dachte danach lange über diesen Fehler nach und begriff, dass es hier eine weitere Ursache gab — meine verschwommenen und unklaren Formulierungen. Ich hatte Gott und den Menschen nicht gegenübergestellt.
    „Unsere äußere Hülle ist die menschliche”, sage ich den Patienten, „und innen ist die göttliche. Wenn Sie anfangs Gott in dem geliebten Menschen lieben und danach seine menschliche Hülle mit ihrem Körper und Bewusstsein, dann wird, wie sehr Sie auch lieben, das Menschliche immer sekundär sein, und Sie werden nicht abhängig von ihm. Wie sehr Sie in allem, was Sie sehen und was ringsum geschieht, das Göttliche sehen und fühlen, so sehr werden Sie das Göttliche auch in dem geliebten Menschen sehen.”
    Neulich geschah etwas sehr Paradoxes.
    Ein Mann ließ sich wiederholt von mir beraten. Anfangs machte die Heilung Fortschritte, doch dann begann alles, langsam aber sicher „abzustürzen”. Als er anfing, zu beten und an sich zu arbeiten, wurde es sogar noch schlimmer. Dies geschah noch dazu so übergangslos, dass ich die Ursache einfach nicht erkennen konnte. Die Zukunft des Patienten war ständig blockiert. Ich hatte ihm wiederholt erklärt, was es mit der Orientierung auf Ideale, Prinzipien, Hoffnungen und Träume auf sich hat. Wenn er an sich zu arbeiten begann, trat eine Besserung ein, doch dann erfolgte wieder ein „Absturz”. Der Patient hatte das Gefühl, dass mit meinem System etwas nicht stimmte.
    „Vielleicht sollten Sie an sich anders arbeiten, als ich Ihnen rate”, sagte ich ihm.
    Schließlich fand eine letzte Konsultation statt. Zu guter Letzt klärte er noch einige Details und stellte eine überraschende Frage:
    „Sagen Sie, seit meiner Kindheit träume ich davon, mehr als andere zu erreichen, mehr Geld als andere zu haben und besser als andere zu sein. Habe ich damit eine große Sünde begangen?”
    Von Sünde konnte keine Rede sein, alles war vollkommen normal. Er war verwundert.
    „Das überrascht mich, denn ich war davon überzeugt, dass das Sünde ist, und habe ein ganzes Jahr lang dafür um Vergebung gebeten.”
    „Kein schlechter Anfang”, sagte ich, „um ein Jahr lang Selbstmord zu betreiben. Das ist
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