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Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Titel: Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
Autoren: Anne Carina Hashagen
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von dem Buckel war nichts zu sehen. Denn das Kaninchen lehnte gemütlich im Frisierstuhl, während ihm die Barthaare von einem kah l köpfigen Kerlchen gestutzt wurden.
    Anton rieb sich die Augen. Langsam bekam er es mit der Angst. Schön und gut, er befand sich im Inneren einer riesigen Baumkrone. Aber ein Kaninchen beim Friseur? Er überlegte, was er in letzter Zeit gegessen hatte. Psychod e lische Pilze? Aber er konnte sich nur an das Müsli von heute M orgen erinnern.
    Als er sich umdrehte, sah er, dass Oskar einen seltsam angespannten Ausdruck im Gesicht hatte. „ Brrr ...Rübenfresser“, meinte er und verzog das Gesicht.
    „Rübenfresser?“
    „Ja, da drin. Ein stinkender Karottenvernichter .“ Oskar zog angewidert die Augenbrauen hoch und schüttelte sich. „Allein diese riesigen Glubschaugen, brr...und dazu die borstigen Barthaare, dieses glänzende Fell. Mir wird ganz schlecht. Lass uns weitergehen.“
    Anton konnte sich nicht erinnern, jemals gehört zu h a ben, dass es Leute gab, die Angst vor Kaninchen hatten.
     
    Sie stiegen weiter die Treppenstufen empor und pa s sierten ein paar Türen ohne Fenster, bis sie nach einer Weile eine ganz besonders schöne erreichten. Sie war gr ö ßer als die bisherigen und aus grün lackiertem Holz. D a rauf befand sich ein kunstvoll verziertes Messingschild und daneben eine Klingel. „Bibliothek der Zauberei“, las A n ton laut vor.
    „Eine bedeutende Sammlung magischer Literatur“, e r klärte Oskar ehrfürchtig. „Einige Bücher datieren bis ins erste Jahrhundert nach Schnupfer. Ganz große Sache.“
    „Nach Schnupfer?“, fragte Anton verwirrt.
    „Ja, nach Schnupfer, das ist die magische Zeitrec h nung.“
    Anton guckte ratlos, entschied aber, das Nachfragen auf später zu verschieben. „Aber was macht so eine Bibli o thek auf einem Baum?“
    „Naja, es ist halt ein sehr berühmter Baum“, meinte Oskar, dann grinste er. „Aber die Stadt hat noch einiges anderes zu bieten. Darum wohne ich hier auch so gerne.“
    Sie stiegen weiter die Treppe aus Ästen empor.
    Wie weit sie wohl schon oben waren? Anton betracht e te die Aststufen, die von kleinen, glitzernden Sonne n pünktchen gesprenkelt waren. Gerne hätte er einen Blick nach außen geworfen, aber die Krone aus Blättern war so dicht, dass man nicht hindurch schauen konnte. Ein helles, grünlich gefärbtes Licht erfüllte den Raum, und das Laub um sie herum raschelte leise im Wind, als würde der Baum atmen.
    Eine gewisse Unwirklichkeit lag in der Luft. Ein feines, kaum wahrnehmbares Schwirren, ein lautloses Murmeln, als wären die Blätter lebendig. Auch das Stufensteigen fiel viel leichter als sonst. Einen Höhenmeter nach dem and e ren schienen sie gut zu machen. Es war fast wie ein schw e reloses Dahingleiten.
    Einfach unfassbar. Noch vor einer Stunde hatte er in der Schule gesessen. So wie immer, ganz normal. Und nun befand er sich in den Ästen eines Zauberbaums? War das ein Traum?
     
    In diesem Moment waren Schritte zu hören. Irgendj e mand näherte sich von unten. Oskar wies Anton an, ein Stück zur Seite zu treten. Wenige Augenblicke später bog eine Gruppe von Damen um die Baumkurve. Alle trugen spitze Hüte auf dem Kopf, lange Umhänge um den Hals und in der Hand jeweils einen Koffer. Besonders hübsch waren sie nicht. Eher das Gegenteil. Und sie rochen etwas streng.
    Als die Gruppe passiert hatte, und man ihre Schritte kaum noch hörte, rümpfte Oskar die Nase. „Hexen, alte Schule. Die gehen auch zum Kongress. Wahrscheinlich checken sie oben im Hotel ein.“
    „Alte Schule?“
    „Ja, ganz alte Schule“, meinte Oskar verächtlich. „M o derne Hexen und Zauberer laufen nicht so rum. Die tragen ganz normale Kleidung, so wie du und ich. Aber es gibt halt auch einige Traditionalisten. Und die legen Wert auf diesen ganzen altmodischen Schnickschnack.“
    Oskar rollte die Augen. „Manche haben einen echten Hau. Sie halten sich fast nur an magischen Orten auf. Da wird man irgendwann meschugge.“ Er hob den Zeigefi n ger. „Übrigens, ganz wichtig: Immer schön die Nase offen halten. Die Damen eben waren keine freundlichen Vertr e terinnen – böse Magier stinken nach Fisch.“
    Das war also der strenge Geruch gewesen. Anton übe r legte. „Die meisten von euch sehen also ganz normal aus. Und keiner weiß, dass ihr Zauberer und Hexen seid?“
    „So ist es.“
    „Und warum müsst ihr unerkannt bleiben? Was soll dieser Kodex, Regel Nummer Vier?“
    Oskar zog die Augenbrauen hoch.
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