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Antiheld (German Edition)

Antiheld (German Edition)

Titel: Antiheld (German Edition)
Autoren: Stiff Chainey
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an der Wirklichkeit gewonnenen, hart erarbeiteten Erfahrung glaubt er, dazu am besten in der Lage zu sein. Der Gedanke, dass Lehrer zu einem konstruktiven, friedlichen Zusammenleben der Menschen beitragen und prädestiniert sind dafür, Hüter der Kultur zu sein, ist sein letzter. Er hört noch die Ansage des Polizeinotrufs, danach trifft ihn ein Bus der Linie 510 und schleudert seinen Körper zwanzig Meter durch die Luft. Mit zerrissener Leber, gequetschten Nieren und gebrochenen Beinen landet er auf der Fahrbahn des Gegenverkehrs. Für einen Moment kann er die eigene Unachtsamkeit bedauern, dann wird er von einem metallic-blauen BMW mit getönten Scheiben überrollt.

Tagebuch Nimkin

    Sonntag. Es ist jetzt sehr ruhig im Haus. Mama und Papa schlafen. Bevor ich gegangen bin, habe ich sie noch zugedeckt. Dann war ich bei Nadine und habe nachgesehen, ob auch dort alle schlafen.
    Ich werde jetzt alles vorbereiten.

Rien ne va plus
    «The weak must die. The strongest will conquer.»
    Igor Suprunyuck

    Nachdem die Tür sich den ersten Spalt geöffnet hatte, wird sie umgehend eingetreten. Leif stolpert rückwärts über den alten Teppich, der in der Diele liegt. Der Pretty Boy jagt ihm im Vorbeigehen eine Kugel in den Kopf. Youssef steigt über die Leiche und geht mit schnellen Schritten in das Wohnzimmer. Dem fetten, langhaarigen Typen, der im Sessel sitzt und gerade im Begriff ist, sich eine Bong anzuzünden, verpasst er zwei Schüsse in den Brustkorb, der mit einem lauten Schnappen aufklappt.
    «Check, wo sie den Stoff bunkern …»
    Der Pretty Boy nickt. In dem Moment, in dem er sich umdrehen will, hält ihn Youssef an der Jacke fest und legt den Zeigefinger auf die Lippen. Mit einem Kopfnicken deutet er in Richtung Diele. Der Pretty Boy antwortet mit dem Schließen der Augenlider. Fast synchron bewegen sie sich durch die Dunkelheit.
    «Fick mich härter!»
    Die Stimme, die durch die verschlossene Tür dringt, klingt völlig losgelöst. Youssef stößt die Tür mit dem Fuß auf. Der schmächtige Typ mit der dicken Brille glänzt vor Schweiß. Durch die spärliche Beleuchtung wirkt er wie eine leuchtende Ikone. Fettige Haarsträhnen verkleben sein Gesicht. Er bemerkt sie nicht.
    Für einen kurzen Moment sieht Youssef auf die Frau mit den geschlossenen Augen, die sich zuckend auf dem Bett windet. Dann drückt er ab. In der nächsten Sekunde haben sich Hirnmasse und Knochensplitter auf ihrem nackten Körper verteilt.
    «Oh ja, Baby!», stöhnt sie und zieht an den schwarzen Seilen, mit denen ihre Handgelenke an das Bettgestell gefesselt sind.
    «Die Fotze denkt, der hat sie vollgespritzt!»
    Das schwarze Loch im Schalldämpfer von Youssefs Waffe ist das Letzte, was Claire sieht.

    «Die Bude is ausgehoben», spricht Youssef leise in den Hörer des Münztelefons.
    Er vernimmt Nepals Husten am anderen Ende der Leitung. «Werdet die Eisen los. Die Kiste parkt ihr bei den Albanern!»
    Youssef legt auf und nickt dem Pretty Boy zu. Wortlos steigen die beiden in einen schlichten Golf und fahren los.

Tagebuch Nimkin

    Als ein Geist werde ich jetzt
    umherschweifen
    in den Sommerfeldern.

O

    «Ich habe mich immer darüber gewundert,
dass alle am Leben bleiben.»
    Fjodor Dostojewski

    Youssef lehnt sich zurück und sieht aus dem Fenster der Straßenbahn. Regen perlt an den Scheiben herunter. Die alte Frau auf dem Sitz gegenüber nickt immer wieder ein. Sie hält eine gefaltete Zeitung in der Hand, Schlagzeile: Terrorwarnung.
    Youssef denkt an die gute alte Zeit. Drogen in der alten Fabrik verticken, Hundekämpfe, die ersten Pferdchen. Das Handy in seiner Brusttasche vibriert. Eine SMS.
    Wir warten auf dich . Ein verlorenes Smiley.
    Er schreibt zurück: Ich liebe euch.

Kein Abschied auf Zeit

    Heute eine tote Katze am Straßenrand gesehen. Ganz einsam lag sie im Dreck, das helle Fell verschmutzt. Ihr Kopf war einfach nicht mehr da, wahrscheinlich zerplatzt an einer Stoßstange. Überall Blut, Gedärme, Hirnmasse. Das Leben als fortwährende Verstörung. Auf dem Weg in die Stadt wirkte alles ausgestorben. Die Menschen wie Leichen.
    Das Krankenhaus war leer. Ich musste nur warten, bis ihre Mutter in der Cafeteria verschwunden war. Die Angst, Bibby zu begegnen, blieb trotzdem. Susanne lag inmitten einer Versuchsanordnung aus Geräten und Schläuchen, die Geräusche der zum Überleben notwendigen Maschinen ließen eine grauenhafte Sinfonie entstehen. Im Zimmer der Geruch von Krankheit und der Geruch eines Körpers, den das Leben
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