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Anthologie - Das Lotterbett

Anthologie - Das Lotterbett

Titel: Anthologie - Das Lotterbett
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verweigerte ihm sowohl Verlobung wie Heirat, und etwas anderes bekam er von mir auch nicht. Eines Tages, mitten im Sommer, als ich ihm gerade ausgerückt war und mich an einem See im Wald zum Sonnenbaden hingelegt hatte, kam er. Ich sah ihn nicht gleich, und er nutzte die Gelegenheit aus und knipste eine Menge Fotos.
    Von denen wollte er Gebrauch machen. Er drohte, sie meinen Eltern zu zeigen, damit sie auf mich Druck ausübten, um mich zu einer Heirat mit ihm zu zwingen. Sie sollten sehen, daß er mich nackt fotografiert habe und daraus messerscharf schließen, daß wir miteinander geschlafen hätten. Das war es auch genau, was sie dachten, aber diese Erkenntnis hatte etwas anderes zur Folge, als er sich vorstellen konnte. Meine Eltern warfen ihn kurzerhand hinaus. Sie waren unglaublich wütend und setzten auch mich vor die Tür, bevor ich irgendeine Erklärung abgegeben hatte. Danach zog ich hierher und fing an zu arbeiten.«
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Lachst du mich aus?« fauchte sie wild und kniff mich in den Arm.
    »Ist das ein Wunder? Was du da erzählst, klingt nach einer Geschichte aus dem neunzehnten Jahrhundert und nicht nach einer wahren Begebenheit von heute.«
    »Du wirst es zwar kaum glauben«, sagte sie, »aber die Leute, die in Kleinstädten und auf dem Land wohnen, sind nicht so freizügig und aufgeklärt wie Großstädter. Die alten Moralgesetze aus Großmutters Tagen sind auf dem Lande noch alles andere als tot.«
    Sie setzte sich neben mich aufs Sofa und goß Kaffee ein. Ich legte den Arm um sie.
    »Ich mag dich sehr gern«, sagte ich, »und mir ist es vollkommen gleichgültig, ob deine Mutter im sechzehnten Jahrhundert geboren ist oder wie viele Männer dich mit einer Boxkamera nackt aufgenommen haben. Ich mag dich so, wie du bist, und das ist meine Überzeugung, seitdem ich dich in der Kantine zum erstenmal gesehen habe.«
    »Ich habe dich dort auch bemerkt«, sagte sie. »Aber ein Auge habe ich erst an der Bushaltestelle auf dich geworfen. Du sahst sehr einsam aus und schienst allein zu sein. Genau wie ich. Darum bin ich auch mit dir ins Kino gegangen.«
    Damit löste sich eine meiner liebgewordenen Illusionen in Luft auf. Ich hatte ja in meiner Einfalt immer daran geglaubt, daß ich ihr schon vor langer Zeit aufgefallen wäre, wie sie mit den gleichen heißen Gefühlen an mich gedacht hatte, die ich ihr entgegenbrachte.
    Aber was spielte das eigentlich für eine Rolle? Jetzt saß ich bei ihr zu Hause in ihrer Wohnung, es gab nur uns zwei, und wir hatten die ganze Nacht vor uns. Nicht nur die ganze Nacht. Das ganze Wochenende!
    Ich preßte sie mit der Hand, die ich um sie gelegt hatte, noch fester an mich, und sie schmiegte sich an mich, warm und weich. Ich strich ihr helles Haar zur Seite und küßte sie. Zunächst zärtlich und behutsam, dann immer lüsterner und fordernder. Sie erwiderte meine Küsse voller Hitze. Ihre Zunge umspielte meine Zunge, ich fühlte, wie unser beider Speichel sich vermischte, und sie legte eine Hand um meinen Nacken.
    Ich fing an, ihre Brust zu betasten. Da machte sie sich vorsichtig frei.
    »Nein, nein«, sagte sie. »Noch nicht. Du sollst es nicht so eilig haben. Es wird viel schöner, wenn man sich ein bißchen Zeit läßt. Jetzt wollen wir erst einmal in aller Gemütsruhe Kaffee trinken.«
    In aller Gemütsruhe! Ich war so erregt, daß sowohl Tasse als Teller in meiner Hand zitterten. Aber wie es auch sein mochte: Es gelang uns jedenfalls, den Kaffee zu trinken. Als ich danach wieder anfing, Britt zu liebkosen, zeigte sie sich folgsamer.
    »Aber«, sagte sie. »Ich möchte nicht, daß es auf diese Weise geschieht. Setz dich in den Sessel!«
    Ich tat ihr den Gefallen, und sie deckte schnell den Tisch ab und machte aus dem Sofa ein Bett. Ich sah, daß sie frische und saubere Laken aus dem Schrank geholt hatte.
    »Zieh dich aus«, befahl sie mir dann.
    Auch dieser Anweisung folgte ich. Dann zog ich mich in ihr kleines Badezimmer zurück, um mich zu waschen. Als ich fertig war, stand sie nackt vor der Tür und wartete auf mich. Sie bat mich, schon ins Bett zu gehen und dort auf sie zu warten.
    Die Laken waren kühl und angenehm, und das Kissen war genauso schwellend und üppig, wie ich es liebe. Man konnte herrlich den Kopf darauf ausruhen lassen. Wie alle Männer, die mal beim Barras gewesen sind, konnte ich, wann, wo und wie auch immer, auf Kommando einschlafen, und ich glaube wirklich, daß ich für kurze Zeit schlummerte. Aber als ich
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