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Ansichten eines Hausschweins - Neue Geschichten ueber alte Probleme

Ansichten eines Hausschweins - Neue Geschichten ueber alte Probleme

Titel: Ansichten eines Hausschweins - Neue Geschichten ueber alte Probleme
Autoren: Harald Martenstein
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»Betrug« das richtige Wort, oder muss man das irgendwie anders nennen?
    Um die Berliner S-Bahn im April 1945 zum Stehen zu bringen, benötigte die Rote Armee 2,5 Millionen Soldaten, 6000 Panzer, 7500 Flugzeuge und 10 000 Geschütze. Der Bahn ist das Gleiche durch den Einsatz von lediglich vier Managern gelungen.
    Was die vier Manager erreicht haben, war ein militärisches Wunder. Deswegen läge es nahe, die vier Manager nach Afghanistan zu schicken, damit sie dort, auf ihre bewährte Weise, die Infrastruktur, den Nachschub und die Versorgungswege der Taliban lahmlegen. Leider sind die vier Manager finanziell so gut versorgt, dass sie ein Engagement bei der Bundeswehr nicht nötig haben.

Über Berlusconi
    Frau B., berühmt und begütert, hat einen fünfzig Jahre jüngeren Liebhaber. Die Frage ist: Warum machen junge Männer das mit? Warum finden sich Freiwillige, die alten Frauen über die schütteren Haare streichen, die gelifteten Wangen tätscheln, ihren Altfrauenatem ertragen? Und sie, so vermute ich mal, beglückt ansehen. Die Antwort ist sehr einfach: Weil der Nutzen größer ist als der Ekel.
    Für diese Zeilen bitte ich um Verzeihung. Sie stammen nicht von mir, sondern von einer Kolumnisten-Kollegin, die sie auf Spiegel Online veröffentlicht hat, in Zusammenhang mit dem Tunichtgut Silvio Berlusconi. Ich habe im ersten Absatz, ab dem zweiten Satz, einfach nur »Männer« durch »Frauen« ersetzt.
    Über alte Männer darf man so schreiben, das ist Mainstream. Über alte Frauen darf man nicht so schreiben, außer vielleicht, man heißt Wagner und ist bei der Bild- Zeitung. Ich finde, das ist, in beiden Fällen, dummes Zeug. Junge Menschen sind in der Regel knackiger als alte, sie tragen kleinere Kleidergrößen, gewiss. Aber Paare finden ja aus allen möglichen Gründen zusammen, zum Glück nicht nur wegen der Schönheit der Körper. Zum Glück sind auch die Geschmäcker verschieden, und nicht jeder findet das Gleiche schön. Jeder kennt Paare, die nach den gängigen Kriterien mit unterschiedlicher körperlicher Anziehungskraft gesegnet sind und die trotzdem miteinander glücklich zu sein scheinen.
    Darf die Bucklige etwa nur einen buckligen Mann haben, gleich zu gleich, ist alles andere skandalös? Ist es wirklich ehrenwerter oder romantischer, sich zu jemandem wegen eines Waschbrettbauchs oder eines wohlgeformten Hinterteils hingezogen zu fühlen als wegen anderer Eigenschaften, sagen wir, geistiger oder charakterlicher Eigenschaften, wegen einer Aura oder sogar wegen des Geldes, also wegen des Lebensgenusses, die eine solche Person einem verschaffen kann?
    Auch das ist Geschmackssache. Ich möchte da nicht den Richter spielen. Eigentlich herrscht doch bei uns der vernünftige Konsens, dass man als Erwachsener alles Mögliche sein darf, solange niemand bleibende Schäden davonträgt – schrill, schwul, masochistisch, Philatelist oder metrosexuell; dann lasst doch die alten Kerle in Ruhe. Ihr hackt sowieso bloß deswegen auf ihnen herum, weil sie Männer sind.
    Bei einer alten Frau würdet ihr das Gleiche toll finden. »Recht auf Sexualität im Alter«, »selbstbestimmtes Leben«, »mutige Frau«, von solchen Formulierungen würde es in euren Texten nur so wimmeln. Weil es immer mehr Frauen in Führungspositionen gibt, wird es in Zukunft auch immer mehr junge Liebhaber geben, das steht fest. Und Berlusconi ist nicht wegen seines Jugendwahns eklig, Johannes Heesters und Simone Rethel, fünfundvierzig Jahre Unterschied, das ist doch auch okay. Berlusconi ist eklig, weil er es mit minderjährigen Prostituierten getrieben und seine Macht missbraucht haben soll und weil er sein Land wie eine Privatfirma betreibt. Berlusconi wäre auch abzulehnen, wenn er privat so unauffällig leben würde wie Thomas Gottschalk.
    Ich bin übrigens wirklich gerne mit jungen Menschen zusammen, ich mag die. Sie sind so frisch und rosig, sie riechen so gut. Aber ich bin niemals mit einer exorbitant jüngeren Frau zusammen gewesen, ich bin, was den Altersunterschied betrifft, stets unter der Zwanzig-Jahre-Schicklichkeitsgrenze geblieben. Irgendwie reizt mich das nicht, mit den jungen Dingern, ich finde offenbar Lebenserfahrung sexy. Mein Vater tickt da anders. Ich bin aus der Art geschlagen, oder es ist was Hormonelles.

Besserverdienende
    Der SPD -Finanzexperte Florian Pronold hat in der Zeitung etwas über die Ursachen der jüngsten Wirtschaftskrise gesagt und über die Steuererhöhungen, die auf uns zukommen. Er sagte: »Die
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