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Anschlag Auf Die Goetter

Anschlag Auf Die Goetter

Titel: Anschlag Auf Die Goetter
Autoren: Stephen Goldin
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Sie sind, doch ich verspreche Ihnen, mich Ihnen nicht zu nähern, während wir uns unterhalten. Ihnen wird nichts geschehen, wenn Sie nicht in böser Absicht gekommen sind.« Der Fremde rührte sich, der Pelz verschwand aus Devs Blickfeld. »Ich würde an Ihrer Stelle nicht versuchen, sich zu verstecken. Dies ist ein kleines Schiff, wir würden Sie überall finden. Ich kann verstehen, daß Sie vor uns Fremden, die von den Sternen gekommen sind, Angst haben. Doch Ihre Furcht ist unbegründet, denn ich möchte nur wissen, was Sie hier suchen.« Ihre Stimme hallte in dem großen Raum wider, versickerte in der Stille. Nichts war zu hören, und Dev überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte. Plötzlich hatte sie eine Idee. »Ich verliere langsam die Lust an diesem einseitigen Gespräch. Wenn Sie sich nicht sofort melden, werden wir versuchen, Sie einzufangen, und Sie dann der Gewalt der Götter ausliefern.«
    Sie hatte genau ins Schwarze getroffen. Ein unartikuliertes Wimmern kam aus der Ecke, in der der Fremde sich verkrochen hatte. »Mir widerstrebt es, so etwas zu tun«, fuhr sie fort, »doch Sie zwingen mich dazu. Beantworten Sie endlich meine Fragen!«
    Eine leise, zögernde Stimme tönte durch den Raum. »Versprechen Sie mir, mich nicht wegzuschicken?« drang es aus dem Übersetzer.
    »Ich kann Ihnen nichts versprechen, ehe ich nicht weiß, weshalb Sie hier sind und was Sie vorhaben. Erst wenn Sie mir meine Fragen beantwortet haben, sehen wir weiter.«
    »Ich darf es nicht erzählen! Die Götter würden mich töten.«
    Ein Flüchtiger, der vor den Göttern davonlief! Er schien nicht in feindlicher Absicht gekommen zu sein. Dev vermutete eher, daß sein Vergehen ketzerischer Natur war.
    »Sie sind sicher, solange Sie sich hier im Schiff befinden, können die Götter Sie nicht hören.« Mit diesen Worten tat sie ein paar Schritte auf das Versteck des Fremden zu, und dieser wich nicht vor ihr zurück. »Erzählen Sie mir, warum Sie hier sind, ich werde versuchen, Ihnen zu helfen.«
    Langsam richtete sich der Eingeborene auf und schaute sie an. Es gelang Dev nicht, in dem Bärengesicht des Flüchtlings einen Ausdruck zu lesen, doch sie glaubte, daß seine Worte sorgenvoll und flehend gewesen waren.
    Plötzlich ertönte vom Schott her eine Stimme. »He, Dev, keine Sorge, wir sind schon da.« Mit diesen Worten glitt Roscil Larramac durch die Luke und landete mit lautem Gepolter neben ihr. »Wo ist er?« schrie er wild. Als dröhnendes Echo hallte seine Stimme im Frachtraum wider. Der Eingeborene, der gerade begonnen hatte, Dev zu vertrauen, erstarrte vor Entsetzen. Als dann auch Dunnis und Bakori im Frachtraum auftauchten, glaubte er sich überrumpelt, wandte sich blitzschnell um und verschwand zwischen den Kisten.
    Wütend fuhr Dev herum und fauchte die Männer an: »Was soll das? Ich hatte ihn gerade so weit, daß er sich ergeben wollte. Und dann stürmt ihr wie eine Herde Büffel in den Frachtraum. Was ihr damit erreicht habt, seht ihr ja. Jetzt fürchtet er sich noch mehr als vorher, und es wird uns ein gutes Stück Arbeit kosten, bis wir ihn haben. Was, beim Raum, habt ihr euch eigentlich dabei gedacht?«
    Larramac ließ sich nicht beirren. Er war ein ausgefuchster Geschäftsmann, den nichts so leicht aus der Ruhe bringen konnte. In langen Jahren hatte er gelernt, mit den gleichen Waffen zu kämpfen, die sein Gegenüber benutzte. Also schrie er zurück: »Ich dachte, wir müßten Sie retten! Ich dachte, Sie wären in Gefahr! Ich hätte wissen müssen, daß ein Eoaner zu stolz ist, zuzugeben, daß er Hilfe braucht.«
    Devs Zorn verrauchte so schnell wie er gekommen war. Ihre Entgleisung tat ihr leid, doch selbst Eoaner kannten den erleichternden Effekt eines Gefühlsausbruches. »Ein Wutanfall reinigt die Seele«, hatte Anthropos gesagt. »Doch man sollte, wie bei Drogen, sehr behutsam damit umgehen, sonst verfällt man diesen Gefühlsausbrüchen zu leicht.«
    Dev betrachtete ruhig das Gesicht ihres Chefs und sagte dann langsam: »Wir können später mit unseren Beschimpfungen fortfahren, doch im Moment scheint mir die Ergreifung des blinden Passagiers wichtiger. Offensichtlich handelt es sich dabei um einen Flüchtling, der anscheinend die Götter beleidigt hat und sich nun hier versteckt. Leider fürchtet er sich im Moment mindestens ebenso vor uns wie vor den Göttern. Ich glaube nicht, daß er mit mehr als einem Messer bewaffnet ist, doch eine in die Enge getriebene Kreatur kann immer gefährlich
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