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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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unterschiedlich mit der jeweiligen Situation umgehen.
    Wir können in der Krise stecken bleiben und depressiv werden. Wir können anderen die Schuld zuschieben. Wir können es als Schicksal erleiden, um keine Verantwortung dafür übernehmen zu müssen. Oder aber wir können, die Grenzsituation annehmen und sie ganz bewusst wahrnehmen.
    Damit wird sich der Mensch seiner Individualität bewusst. Er erkennt zum Beispiel, dass er arbeitslos ist und nicht die anderen. Er übernimmt Verantwortung für seine ganz eigene Situation. Er ist jetzt in der Lage, seine eigenen Möglichkeiten zu sehen und zu reflektieren. Oftmals ist es leider so, dass Unzufriedenheit und negative Dinge uns lähmen und uns passiv werden lassen. Der Leidensdruck, den wir spüren, kann erstaunlich groß werden, und trotzdem schaffen wir es nicht, unsere Passivität zu überwinden. Hierbei gibt es einen ganz wichtigen Punkt: Entscheiden Sie!
    Manchmal hilft es, an den Esel zu denken, der zwischen zwei Heuhaufen steht und verhungert, da er sich nicht entscheiden kann. Wir kommen nicht von der Stelle, wenn wir uns nicht entscheiden können. Es gehört zu einer Entscheidung dazu, dass sich Türen, die offen waren, verschließen. Und genau davor haben wir Angst. Wir werden nie im Voraus wissen, ob die Entscheidung, die wir treffen, die einzig Richtige ist – doch jede Entscheidung eröffnet wieder neue Wege und Alternativen. Es gibt wohl keine falschen oder richtigen Entscheidungen, aber jede Entscheidung ist besser als gar keine. Und Sie können sicher sein, mit jeder Entscheidung folgt automatisch ein entsprechendes Handeln.
    Lebensumstände, die Ihnen nicht gefallen, sollten Sie ändern. Indem Sie Dinge einfach erleiden, nehmen Sie Ihre Lebenssituation nicht wirklich an. Denn obwohl Sie wissen, dass es Ihnen dabei schlecht geht und Sie immer mehr darunter leiden, akzeptieren Sie. Warum? Hoffen Sie nicht darauf, dass eine glückliche Fügung des Schicksals die Umstände verändern wird. Vielleicht ist manchmal der Leidensdruck nicht groß genug, und wir befinden uns noch in einer Komfortzone, in der Sicherheit der schlechten Gewohnheit, und wollen nicht aus unserem Kokon ausbrechen. Warten Sie nicht zu lange. Dafür ist das Leben zu kurz.
    Denn auch dann, wenn wir scheitern, ist das nicht das Ende der Welt, und auch wir selbst werden daran nicht zerbrechen. Scheitern gehört zum Leben dazu. Wir müssen uns jedoch dafür entscheiden, wieder aufzustehen. Denn Glück folgt der Entschiedenheit!
    Diese Erfahrung machte ich, als mein Mann und ich erfuhren, dass unsere Tochter Alina geistig behindert ist. Nach schlaflosen Nächte und endlosen Diskussionen, nach Leugnen und hadern mit dem Schicksal lernte ich ganz langsam, damit umzugehen und es zu akzeptieren.
    Heute weiß ich, dass ich es nicht akzeptieren konnte, weil für mich eine Behinderung einem Stigma gleichkam; einem Stempel, den andere Alina aufdrücken wollten. Damit stand nicht mehr meine Tochter, sondern die Behinderung im Vordergrund. Erst, als ich ihre Behinderung akzeptierte, konnte ich wieder meine geliebte Tochter sehen. Ohne Wenn und Aber!
    Es gibt genügend andere Beispiele, die beweisen, dass Scheitern kein Weltuntergang ist: Denken Sie an Menschen wie Ilka Bessin. Ilka Bessin war vier Jahre lang arbeitslos. In diesen vier Jahren hat sie 200 Bewerbungen geschrieben. Sie bekam zwar Angebote von der Arbeitsagentur, jedoch leider lauter Angebote mit »Schönheitsfehlern«, wie sie selbst bemerkt. Als Ski-Animateurin sollte sie einmal nach Österreich reisen. Leider hat Ilka jedoch Übergewicht, kann nicht Ski fahren und passt wohl, nach eigenen Angaben, auch nicht in einen Ski-Overall. Dann sollte sie sich mitten in Neukölln in einer Dönerbude in der Sonnenallee vorstellen. Der Chef gab an, eher an einen Türken gedacht zu haben. Aber eines Tages war es dann soweit. Cindy aus Marzahn hatte angeklopft und befahl Ilka, sich beim Talentabend im Quatsch Comedy Club zu bewerben. Heute ist Cindy aus Marzahn aus der Comedy-Szene nicht mehr wegzudenken. Mit eigenem Programm, eigener Tour und eigener Fernsehshow mischt sie ganz oben mit.
    Philosophie, Psychologie und Neurologie stimmen darin überein, dass Glück mit Aktivität zu tun hat. Diese Aktivität muss natürlich nicht Extremsport heißen, und nicht jeder wird eine »Cindy aus Marzahn«. Aber Aktivität hat etwas damit zu tun, nicht einfach abzuwarten, bis in schlechten Zeiten vielleicht auch mal wieder bessere Zeiten kommen. Es geht
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