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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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praktischer Philosophie, mit dem guten Leben beschäftigt. Meine persönlichen Erlebnisse spiegelten sich in den Erkenntnissen großer Denker wider. Denn nicht selten ist das, was wir für ein ganz individuelles Phänomen halten, ein allgemeines Phänomen.
    Doch gibt es heute auch andere Wissenschaften, die mit ihren aktuellen Erkenntnissen viel zu einem gelungenen Leben beitragen können. Deshalb beschäftigte ich mich nach meinem Studium nicht nur mit Philosophie, sondern auch mit Psychologie, Neurobiologie, Soziologie, Evolutionsbiologie und Verhaltensforschung sowie mit der Frage, wie deren Erkenntnisse über Glück zusammenpassen.
    Lernen Sie durch dieses Buch unterschiedliche Perspektiven kennen. Wagen wir gemeinsam den Blick in verschiedene aktuelle oder auch vergangene Theorien. Worin sind sich diese einig? Wie unterscheiden sie sich? Eine zentrale Gemeinsamkeit kann ich schon vorwegnehmen: Wir stellen fest, dass das Leben, das jeder Einzelne von uns lebt, viel mit Gewohnheit, mit Übung, mit Alltäglichkeit zu tun hat. Das gilt auch für das Glück. Körperliches Training steht ganz hoch im Kurs. Es wäre schade, es bei den Muskeln zu belassen. Lassen Sie uns gemeinsam ein gutes Leben trainieren. Wie das geht? Folgen Sie mir ins Trainingslager.
    Auch wenn in diesem Buch viele Philosophen und Wissenschaftler zu Wort kommen, waren meine wichtigsten Trainer Aristoteles, Jean-Jacques Rousseau und Friedrich Nietzsche. Nach ihnen habe ich dieses Buch in drei große Abschnitte gegliedert.
    Wenn wir über Glück philosophieren, ist Aristoteles einfach unverzichtbar. Denn in seiner Ethik übernimmt das Glück die Rolle des höchsten Zieles, das man anstreben kann. Niemals streben wir nach Glück, um etwas anderes zu erreichen. Niemals ist Glück lediglich Mittel zum Zweck.
    Jean-Jacques Rousseau und Friedrich Nietzsche gehören zu meinen persönlichen Glücksphilosophen. Von ihnen habe ich am meisten über mich und mein Schicksal gelernt, und darüber, was mir dabei hilft, adäquat damit umzugehen.
    Der Aufklärungsphilosoph Rousseau hat mich über wichtige Facetten des Glücks zum Nachdenken angeregt, wie zum Beispiel Selbstliebe, Authentizität und Emotionalität. Er ist ein Philosoph, der radikal denkt und uns Leser auch daran beteiligt. Rousseau geht davon aus, dass wir Menschen in der Lage sind, unser Dasein sinnvoll zu gestalten und dabei glücklich zu werden, ohne anderen zu schaden, sofern wir authentisch bleiben und uns selbst nicht fremd werden.
    Friedrich Nietzsche als wahrscheinlich erster postmoderner Denker befreit uns Menschen von Moral und allgemein von Gebundenheit. Diese Befreiung führt uns jedoch notwendig dazu, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen. Und dazu gehört Mut. Das nietzscheanische Projekt besteht nun darin, unser Freisein dafür zu nutzen, unserem Leben die Form zu verleihen, die wir selbst gewählt haben. Das Glückskonzept und dessen Umsetzung beinhaltet dabei immer auch die Frage nach dem Sinn des Lebens. Nach einem Sinn, nach einem Glück, das eng gebunden ist an unser Schicksal. Amor fati, die Liebe zum Schicksal, ist damit unser einzig möglicher, glücklicher Weg.
    Auch wenn Aristoteles, Rousseau und Nietzsche nicht mehr ganz »frisch« sind – ihre Gedanken sind umso lebendiger und hochaktuell: keine trockene Theorie, sondern Training für ein besseres Leben.

I. Aristoteles heute: Philosoph, Soziologe und Psychologe
    I.
    ARISTOTELES heute:
    Philosoph, Soziologe und Psychologe

Die Frage aller Fragen
    Die Frage aller Fragen:
    Was ist Glück?
    Vögel fliegen ohne Koffer
    Hans hatte sieben Jahre schwer gearbeitet und wollte nun wieder nach Hause zu seiner Mutter. Da er gut gedient hatte, belohnte ihn sein Meister fürstlich mit einem Klumpen Gold. Das Gold in ein Tuch gewickelt und über die Schulter geworfen, macht Hans sich frisch und fröhlich auf den Weg.
    Doch mit jedem seiner Schritte werden seine Beine und der Klumpen Gold auf seiner Schulter schwerer. Voller Bewunderung sieht er einen Reiter auf einem Pferd entgegenkommen. Sich einfach nur tragen lassen und keine Last auf den Schultern spüren zu müssen – das muss Glück sein! Kurzerhand tauscht Hans sein Gold gegen das Pferd. Das Pferd jedoch wirft ihn ab, und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
    Vermutlich kennen wir alle das Märchen von Hans im Glück. Hans tauscht Gold gegen Pferd, Pferd gegen Kuh, Kuh gegen Ferkel. Materiell verschlechtert er sich von Tausch zu Tausch. Am Ende stößt er versehentlich seine
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