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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner
Autoren: Michael Lewin
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Ich weiß, wir kriegen das hin.«
    Und einen Augenblick lang, nur einen, glaubte ich ihm.
     
     

5
    Frank ging um halb fünf. Ich hatte ihm die Vollmacht erteilt, Pläne für ein verfünffachtes Budget auszuarbeiten.
    Nun, ich hatte schließlich das Geld von Charlotte Vivien.
    Aber als er weg war, setzte ich mich an meinen Schreibtisch und kehrte in die Welt zurück, die ich kannte. Ich konnte kaum glauben, was ich getan hatte.
    Andererseits - der Zweck der Übung war doch, daß ich nie wieder der Arbeit hinterherlaufen mußte, oder? Und wenn ich mir Mühe gab, ein Packen-wir's-an-Detektiv zu werden, dann würde ich doch vielleicht, nur vielleicht…
    Laut Uhr sollte ich eigentlich Hunger haben, aber mir war nicht nach essen. Ich schaltete den Fernseher ein: PBS, ohne Werbung. Ich sah mir an, wie ein wunderlicher Kommentator behauptete, daß man jetzt, da das Kohlendioxyd die Erde global erwärme, im Winter weniger zu heizen brauche. Auf diese Weise würden weniger fossile Brennstoffe verheizt und daher weniger Kohlendioxyd produziert, so daß sich am Ende wieder ein Gleichgewicht einstellen müßte. Also brauchten wir uns nun doch keine Sorgen wegen des Klimas zu machen.
    Ich versuchte, wieder ganz zu mir zu kommen.
    Er hatte mich einfach in einer schwachen Stunde erwischt, dieser Frank.
    Und ich hatte nichts getan, was sich nicht wiedergutmachen ließe.
    Und indem ich Frank beschäftigte, hatte ich meiner Flamme eine hübsche Gelegenheit verschafft, sich die blonde Lucy noch einmal vorzuknöpfen.
    Ziemlich überzeugendes Frauenzimmer, meine Flamme.
    Außerdem würde sie wahrscheinlich gutheißen, was ich getan hatte. Wir konnten ausgehen, feiern. Uns einen Film reinziehen.
    Meine Tagträumereien wurden unterbrochen. Ich hörte Schritte auf der Treppe zum Büro.
    Zuerst konnte ich es nicht glauben.
    Halb sechs. Und keine vernünftige Erklärung, wer das sein könnte.
    Andererseits steigt man nicht versehentlich eine Reihe von Metallstufen hinauf, an deren Fuß ein Wegweiser mit der Aufschrift Zum Detektiv steht. Sogar das Neonschild darf sich am Sabbat ausruhen.
    Dann hielten die Schritte inne. Jemand drückte auf meine Klingel. Die Klingel, die mit dem Knopf unter dem Messingschild verbunden ist, auf dem steht: Albert Samson, Privatdetektiv.
    Ganz bestimmt kein Klient. Kein sorgengeplagter Einheimischer konnte heute Hilfe oder Beistand erwarten. Oder Sicherheitsberatung, Personenüberprüfung, Ermittlungen zur Verwendung vor Gericht, Personenschutz für Firmenpersonal und Privatpersonen, politische Risikoanalyse und Maßnahmen zur Wiedereingliederung jugendlicher Straftäter. Nicht an einem Sonntag.
    In Indiana kriegt man sonntags nicht mal ein Bier.
    Trotzdem ließ sich nicht leugnen, daß da offensichtlich jemand war.
    Ich ging an die Tür.
    Draußen stand ein dünner, knochiger Mann mit einem dunklen Haarschopf, der sein Gesicht zur Hälfte verdeckte.
    Trotzdem war unübersehbar, daß es sich um Quentin handelte, den Partybriten.
    Ich war zu erstaunt, um etwas zu sagen.
    Er nicht. Er sagte: »Wie fanden Sie's denn so?« Ich starrte ihn an.
    »Die Party. Hat Ihnen das etwa gefallen?«
    Da die Party unaussprechlich gewesen war, sagte ich nichts.
    »Hören Sie mal«, sagte er, »tut mir leid, wenn Sie nicht gut drauf sind, aber darf ich trotzdem reinkommen?«
    »Was wollen Sie?«
    »Sie engagieren«, sagte er.
    »Mich engagieren? Wozu?«
    »Ich will Ihnen nicht auf die Nerven gehen, alter Junge, aber die Sache ist ziemlich wichtig.«
    Na gut.
    Ich trat zur Seite, und er kam herein. Mitten im Zimmer schüttelte er den Kopf, so daß er einen Sekundenbruchteil lang über die Sehkraft beider Augen verfügte. Er sah sich um, sagte dann aber zu mir: »Ich wußte es gleich, als ich sah, wie mannhaft Sie sich durch mein abscheuliches Mordskript kämpften.«
    »Sie wußten was?«
    »Daß Sie jemand sind, mit dem ich reden kann. Eine verwandte Seele.«
    Ich wartete. Es war nicht der richtige Tag, um meine Geduld auf die Probe zu stellen.
    »Wissen Sie, in England ist ein Albert entweder ein Arbeiter oder ein Prinz.«
    »In Indiana ist ein Albert ein Privatdetektiv, der keine sonntäglichen Störungen mag. Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann kommen Sie bitte zur Sache.«
    Er lachte sein albernes Lachen. Dann schlug er mir auf die Schulter, von Mann zu Mann. »Ich habe etwas zu sagen«, sagte er.
    »Und?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe bei der Ermordung meiner Frau.«
     
     

6
    Er grinste, als ich ihn ansah. Sein
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