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Anruf vom Partner

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Titel: Anruf vom Partner
Autoren: Michael Lewin
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Pferderennen sein oder sogar das Kindermuseum - sie hat eine Schwäche für interaktive Ausstellungen. Früher konnte man sie regelmäßig im Zoo antreffen. Aber das war, bevor dieses abscheuliche Eisbärmännchen eins seiner Jungen auffraß.
    Norman, ihr zwanzigjähriger, tätowierter, rüder, der Sprache kaum mächtiger Pfannkuchenbäcker und Logiergast, trieb sich an seinen freien Sonntagen rum. Soweit ich weiß, gibt es einiges Spektakel, wo immer er hingeht, aber ich verstehe mich nicht gut genug mit ihm, um ihn danach zu fragen.
    Ich machte Kaffee und nahm die Zeitung mit ins Bett.
    Scum Front von vorne bis hinten. Sie hatten schon wieder eine Antiumweltverschmutzungsbombe gelegt. Damit waren es jetzt sechs. Eine die Woche. Jede so berechnet, daß sie noch in die Sonntagszeitung kam. Sieben insgesamt, wenn man die in dem Maisfeld bei Lebanon mitzählte.
    Das Merkwürdigste daran war, daß die Sympathie der Öffentlichkeit für die »Terroristen« immer größer wurde, je länger die Sache lief.
    Oh, die Vorstellung von Bombenlegern in Indianapolis… Das war schrecklich. Beängstigend. Die Verantwortlichen mußten ja wild werden, und je länger die Sache dauerte, um so größer wurde ihre Frustration. Es war gewiß nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Bomben verdrahtet waren. Und die ersten hochgingen. Und Menschen töteten.
    Es würde traurig enden. Mußte traurig enden.
    Aber in der Zwischenzeit hatte der Despektierlichkeitsreflex, der zuckt, wann immer die Menschen zu oft dasselbe hören, eine wachsende Unterströmung städtischen Stolzes herausgebildet: Unsere Bombenleger haben niemanden verletzt, haben ihre Botschaft übermittelt und sich immer noch nicht schnappen lassen.
    Das Aufgebot der Kräfte von Gesetz und Ordnung war massiv wie nie zuvor, aber in der Zwischenzeit hatten sich die Bombenleger zu einer brandheißen Geschichte gemausert. Sie waren ein sportliches Ereignis. Wenn man irgendwo hätte hingehen und ihnen zusehen können, wäre Mom dabeigewesen.
    Diesmal hatte die Scum Front es geschafft, ihren Gesprächsbeitrag in einer der »Pyramiden« zu hinterlassen -drei bizarren, elfstöckigen Bürogebäuden im Norden.
    Wie waren sie bloß da hineingekommen?
    Wie üblich war eine Warnung ausgesprochen worden, und man hatte die Bombe ohne eine Explosion bergen können. Der Kanal 43, das »Umwelt-TV« des Kabelsenders Cab-Co, war wieder einmal dazu benutzt worden, die Information an die Polizei weiterzugeben.
    Da auch dieser Anschlag so getimt war, daß er noch in die Sonntagszeitung kam, mußte der Chief bei der Party am Samstagabend schon davon gewußt haben.
    Aber ich las nicht alle Geschichten über die Bombenleger. Wußte nichts über ihre psychologischen Profile, die Spekulationen über ihre Verbindungen zum Mittleren Osten, die Analyse ihrer »Forderungen«.
    Ich suchte in der Zeitung von dieser Woche nach etwas anderem.  
    Endlich fand ich es: Stauben Sie noch heute Ihr Familienskelett ab. Albert Samson, Privatdetektiv.
    Diese nüchternen Worte, die umrahmt unten auf der Seite standen, erschienen mir nicht mehr annähernd so komisch wie an dem Tag, als ich die Anzeige aufgegeben hatte.
    Vielleicht hatte der noch jugendfrische Frank recht. Vielleicht brauchte mein Werbefeldzug tatsächlich mehr Pep, mehr Zielgruppenbezug. Mehr von allem möglichen, woran ich mich nicht mehr erinnern konnte.
    Und dann klopfte es an der Tür.
    Aber Frank konnte es nicht sein, der unreife Verlobte der unreifen Tochter meiner Herzdame. Der Filmemacher. Der »Industriais« drehte - Werbespots für Sie und mich - und dabei sein Handwerk lernte, damit er für seinen großen Durchbruch bereit war, wenn Hollywood rief.
    Denn es war noch nicht drei. Oder doch?
    Es klingelte an der Tür.
    Mir war nicht danach zumute, mit Frank über die Vorzüge und die Wirkung von Fernsehwerbung zu reden. Selbst wenn das die Art und Weise war, wie Anpack-Detektive an einem Sonntagnachmittag die Sache richtig anpacken.
    Selbst wenn es meiner Flamme zu ein wenig Zeit mit ihrer eigensinnigen Tochter verhalf, Zeit für eine neuerliche Sturzflut von »aber Lucy…«: »Aber Lucy, eine Heirat hat Konsequenzen für dein ganzes Leben, Konsequenzen, die nicht sofort sichtbar werden…« - »Aber Lucy, was ist dagegen einzuwenden, wenn du erst mal fünf oder zehn Jahre mit dem Burschen zusammenlebst…?«
    Und nimm bloß weiter die Pille, Schatz…
    Es läutete abermals.
     
     

4
    Frank war groß und schlaksig, sein Kinn quadratisch, und das
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