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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner
Autoren: Michael Lewin
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Schlimmste an ihm war, daß er glaubte, was er sagte.
    Er schüttelte mir die Hand, als bestünde eine Außenseiterchance, daraus Öl zutage zu fördern. Er schaute mir ohne einen Wimpernschlag in die Augen. Er verströmte die Tüchtigkeit und Zuversicht des Ignoranten. Mir war sofort klar, warum meine Flamme ihn haßte und warum Lucy ihn liebte. Und grüne Augen. Er hatte Augen, die wirklich und wahrhaftig grün aussahen. Oder lag das an dem Geld, das er zu machen hoffte?
    »Albert«, sagte er, »ich habe wirklich hart an Ihrem Produktkonzept gearbeitet. Es war eine Herausforderung, aber ich habe wirklich das Gefühl, daß ich den konzeptionellen Mangel ausbügeln kann, an dem das Material für Ihre Kundenschnittstelle leidet.«
    Oje, oje.
    »Ich kann Ihnen eine Anzahl von Optionen anbieten, aber vorher möchte ich Ihnen noch etwas sagen. Ich glaube, wir müssen wirklich in die Vollen gehen. Deshalb werden einige meiner Vorschläge das anfängliche Budgetkonzept, das Sie mir gesetzt haben, überschreiten. Aber es wird die Sache wirklich wert sein, ganz bestimmt. Ich möchte wirklich, das Sie mir in dieser Sache vertrauen, denn ich finde sie wirklich aufregend.«
    »Oh.«
    »Albert, Sie stehen ganz an der Spitze in Ihrer Branche. Es gibt derzeitig einfach keine anderen Fernsehwerbungen für Privatdetektive in Indianapolis. Die anderen Detekteien, ob groß oder klein, fahren allesamt ein passives Profil. Das öffnet uns einen Weg so breit wie der Grand Canyon für eine aggressive Kampagne.«
    »Oh.«
    »Wenn wir Ihre Anzeigen mit unverkennbarem Image und Flair ausstatten, dann werden Sie sich als der Markenname auf Ihrem Gebiet in Indianapolis etablieren. Denken Sie darüber nach. Die Leute werden nicht mehr denken: ›Ich brauche einen Privatdetektiv‹ Sie werden sagen: ›Ich brauche einen Albert Samson‹«
    »Sie wollen mich zu einem Fruchtzwerg machen?«
    »Genau! Ist das nicht toll?«
    Oje, oje.
    Aber ich hatte versprochen, dem Jungen eine lange Leine zu lassen.
    »Das wäre eine Idee, Frank.«
    »Ja wirklich, nicht wahr? Aber das heißt natürlich, Albert, daß Sie sofort ins Fernsehen müssen! Und zwar in absolut so großem Stil, wie Sie es sich nur eben leisten können. Ich weiß, daß es Ihnen als Mitglied eines kapitalschwachen Dienstleistungszweigs wahrscheinlich widerstrebt, sich in großem Stil in der Werbung zu engagieren, aber jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür! Verpfänden Sie die Familienjuwelen. Sie werden sich in Nullkommanichts bezahlt machen, bestimmt werden sie das. Ich habe eine Werbekampagne mit einer Reihe kurzer Fortsetzungsspots ausgearbeitet. Am vernünftigsten wäre es wohl, bei Cab-Co damit anzufangen, denn Cab-Co bietet derzeit, was Fernsehwerbung betrifft, das beste Preis-Leistungs-Verhältnis in der Stadt.«
    »Sie meinen, Cab-Co ist billig.«
    »Für Fernsehwerbung, ja.«
    Der Junge schätzte meine Juwelen offensichtlich nicht sehr hoch ein. 
    »Und bietet ein paar sehr gute Mehrkanalpakete. Wissen Sie über Cab-Co Bescheid?«
    Ich zögerte.
    Frank erzählte mir, wie Cab-Co die starren Konventionen im Kabelfernsehen aufgebrochen hatte. Daß es schon etwas heißen wollte, daß die Gesellschaft überhaupt eine Lizenz bekommen hatte. Und daß Cab-Co nur überleben konnte, wenn es den Wettbewerb aggressiv anging und seinen Werbekunden sehr entgegenkam.
    Was Frank sagte, entbehrte nicht einer gewissen Logik.
    Das Kabelfernsehen in Indianapolis war vordem eine Art Donut. Eine Gesellschaft lieferte den Donut, die andere das Loch. Aber plötzlich hatte die Stadtverwaltung die Monopolstellung von Donut und Loch aufgehoben und einer dritten Gesellschaft gestattet, mit einem Gesamtgebäck, Donut plus Loch, in den Wettbewerb einzutreten.
    Als diese Lizenz vergeben wurde, hatte das mächtig Stunk gemacht, weil ein anderer Kabelnetzbetreiber in Indianapolis einige Jahre zuvor versucht hatte, die Stadt vor Gericht zu genau dem zu zwingen, was sie nun aus freien Stücken tat. Der Prozeß war ein nationales Ereignis gewesen.
    Cab-Co hatte die Lizenz allerdings aufgrund der Zusage eines Anteils an Lokalprogrammen und einer Lizenzgebühr pro Abonnenten erhalten, die weit über das hinausgingen, was andere Netzbetreiber für vertretbar hielten. Niemand in der Branche glaubte, daß Cab-Co damit würde überleben können, aber zunächst einmal hatte die Gesellschaft im Januar einen glänzenden Start gehabt. Die natürliche Auslese durch Urteilsspruch der Abonnenten - Abstimmung per Anmeldungs- und
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