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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte
Autoren: S G Browne
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ich sind auf dem Nachhauseweg von einem weiteren Treffen mit einem neuen Mitglied, einem fünfundvierzigjährigen Surfer namens Walter, der sich bei einem Sturz den Kopf an seinem Surfbrett angeschlagen hat und ertrunken ist. Seine Leiche wurde nicht gefunden, bis er zwei Tage später am Santa Cruz Beach and Boardwalk in seinem Neoprenanzug aus der Brandung gestapft ist - die Lungen voller Salzwasser und die Haare voller Seetang.
    »Alter«, sagt Jerry. »Wie war das, zwei Tage unter Wasser?«
    »Keine Ahnung, Alter«, sagt Walter mit einem blubbernden Gurgeln. »Ich bin in’nem Algenwald wieder zu mir gekommen und hab mich gefragt, wie ich’s geschafft hab, in mein Wasserbett zu fallen. Ich hatte allerdings meinen Neoprenanzug an, und das Ding trag ich im Bett überhaupt nicht.«
    Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich schwören, dass Walter und Jerry miteinander verwandt sind.
    »Ich dachte erst, ich träume«, sagt Walter. »Bis ich gespürt hab, wie irgendwas die Rückseite meines Neonprenanzugs runterrutscht.«
    »Was war das?«, fragt Jerry.
    »Eine Meeresschnecke«, sagt Walter. »Echt krass.«
    »Alter.«

    »Total krass.«
    Ich kann ja nicht einfach weggehen. Immerhin, wenn ich dafür sorge, dass sie sich links von dem verunstalteten Klumpen, der mein Ohr war, befinden, höre ich sie nicht reden, aber irgendwie scheint einer von ihnen immer auf meiner rechten Seite zu landen.
    Wir überqueren einen Parkplatz und trotten eine Gasse hinunter, halten uns wie Robert Frost auf den weniger begangenen Wegen. Nicht weil wir auf Abenteuer aus sind, sondern weil wir dann weniger Gefahr laufen, irgendwelche Atmer zu belästigen. Eines der Gebote für Untote, die da lauten:
    Du sollst die Lebenden nicht belästigen.
    Du sollst nach der Sperrstunde nicht mehr unterwegs sein.
    Du sollst keinen Sex mit Leichen haben.
    Du sollst nicht begehren deines Nächsten Fleisch.
    Du sollst deine Pflegeeltern ehren und von Akten zivilen Ungehorsams Abstand nehmen.
    Im Wesentlichen handelt es sich schlicht um einen Haufen Regeln, die wir befolgen müssen, um eine friedliche Koexistenz mit den Lebenden zu garantieren. Die Atmer ihrerseits müssen keinerlei Regeln bezüglich der Untoten beachten. Außer der Sache mit dem Sex. Aber das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand.
    Die Gasse führt hinter mehreren Blocks mit kleinen Geschäftsgebäuden entlang, die alle nachts geschlossen haben. Helen und Rita laufen vorneweg; wahrscheinlich unterhalten sie sich angeregt über irgendein interessantes Thema, während ich hier hinten im Fegefeuer schmore.
    »Alter, willst du mal meine Kopfhaut anfassen?«, fragt Jerry und nimmt seine Baseballkappe ab. »Ist total cool.«

    Plötzlich bleibt Helen stehen und hält die Hände wie ein Schülerlotse in die Luft.
    »Alter«, sagt Walter, während er mit seinen Fingern über Jerrys glitzernde Hirnmasse fährt. »Ist ja der Hammer.«
    »Pst«, zischt Helen.
    Am Ende der Gasse, im Dunkel hinter uns, werden Autotüren geöffnet und zugeschlagen. Die Stimmen mehrerer Männer hallen die Straße hinunter, begleitet von Gelächter und dem Geräusch einer splitternden Flasche. Dann Stille.
    »Was ist los?«, fragt Rita.
    »Atmer«, sagt Helen. »Dem Klang nach würd ich auf ein paar Jungs aus’ner Studentenverbindung tippen.«
    Hinterwäldler rufen meistens nur Beleidigungen, zerschlagen Flaschen auf deinem Kopf und drangsalieren dich, bis es ihnen langweilig wird. Jugendliche im Rausch der Hormone sind da schon gefährlicher, auch wenn es ihnen an Fantasie mangelt. Bowling-Mannschaften gehen bezeichnenderweise zielstrebig zur Sache, sie benutzen ihre Sportgeräte, um uns nach einer durchzechten Nacht zu malträtieren. Doch diese Verbindungstypen zerstückeln, prügeln, verstümmeln, quälen, zersäbeln und flambieren dich. Und sie scheinen nie genug davon zu kriegen.
    Zumindest hab ich das gehört. Bislang bin ich selbst weder Verbindungsstudenten noch Bowling-Teams oder irgendwelchen Hinterwäldlern begegnet. Und abgesehen von den Jugendlichen, die mich zur Begrüßung in meinem neuen Dasein mit Tomaten beworfen haben, waren die meisten Übergriffe, die ich erlebt habe, verbaler Natur.
    Nach ein paar Minuten zerbricht eine weitere Flasche. Dann erneut Gelächter, gefolgt von einer einzelnen Stimme: »Zombies, kommt spiiielen!«

    »Oh, oh«, sagt Jerry.
    Oh, oh, genau.
    Hinter uns am anderen Ende der Gasse, mehr als zwei Blocks entfernt, tauchen fünf oder sechs Gestalten aus der
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