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Annies Entscheidung

Annies Entscheidung

Titel: Annies Entscheidung
Autoren: Allison Leigh
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sind nur Zucker.“
    „Als wir Kinder waren, hat dein Dad seine Schokolade nur getrunken, wenn der Becher vor Marshmallows fast überlief.“
    „Ich bin ihm sehr ähnlich“, verkündete das Mädchen fast feierlich. „Jedenfalls behauptet Mom das immer. ,Du bist genau wie er.’“ Ihre Lippen zuckten.
    „Er ist ein guter Mensch“, erwiderte Annie sanft. „Wie Will zu sein ist nicht das Schlechteste.“ Und viel besser, als wie Annie zu sein.
    „Wieso hast du eigentlich keine Kinder?“
    Annie nahm einen so kräftigen Schluck, dass sie sich die Zunge verbrannte. Es war früher Nachmittag, aber es wurde immer dunkler. Sie schaltete das Licht ein.
    „Manche Menschen sind eben nicht dazu geschaffen, Eltern zu werden“, sagte sie schließlich. „Zum Glück sind Will und Noelle es.“
    Rileys Miene wurde verschlossen. Sie stellte den Becher ab, stand auf und ging hinaus. Nach einem Moment hörte Annie, wie die Schlafzimmertür zugeknallt wurde.
    Seufzend stellte sie ihren Becher neben Rileys. Keine von ihnen hatte seinen geleert.
    Sie stand auf und ging zu der schmalen Schiebetür, die auf die kleine Terrasse führte. Sie öffnete sie und trat hinaus. Hinter dem Strand sah der Ozean grau und nicht sehr einladend aus. Es regnete nicht mehr, aber der Wind hatte zugenommen. Dunkle Wolken zogen über den Himmel.
    Der Liegestuhl, auf dem Annie so manche schlaflose Nacht verbracht hatte, war nass. Sie nahm das Handtuch, das sie sich um den Hals gelegt hatte, und trocknete ihn ab, bevor sie sich setzte. Der Wind zerrte an ihrem Haar und ließ es um die Schultern flattern. Es war kälter geworden, und sie wünschte, sie hätte Socken angezogen.
    „Ich habe doch gesagt, du sollst hineingehen.“
    Annie zuckte zusammen. Logan war um die Hausecke gebogen und umrundete gerade den altmodischen Wassertank. Erst als ihr Herzklopfen ein wenig abnahm, wagte sie es, etwas zu sagen. „Und deshalb schleichst du um mein Haus.“ Einmal mehr wünschte sie, er würde endlich tun, weswegen er hier war, und wieder verschwinden. Es wäre wie ein Pflaster, das von der Haut gerissen wurde –schmerzhaft, aber kurz.
    Er kam auf sie zu und wirkte vom Liegestuhl aus noch größer. Der Wind zerzauste ihm das Haar, und unter den kurzen dunkelbraunen Strähnen zeigten sich einige silbrige. Er war noch immer so tief gebräunt, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Der Kontrast ließ seine blauen Augen noch leuchtender erscheinen.
    Keine Frage, je früher Logan wieder verschwand, desto besser.
    „Riley ist im Haus. Du solltest sie jetzt mitnehmen. Sonst sitzt du noch auf der Insel fest, wenn das Wetter schlechter wird.“
    „Hast du es eilig, sie loszuwerden, Riley?“ Sein Gesicht war nachdenklich. „Engt ein Teenager dein Leben zu sehr ein?“
    Sie schwang die Beine vom Liegestuhl und stand auf. „Da gibt es nicht viel einzuengen. Sie gehört einfach nicht hierher, sondern nach Hause, zu Will und Noelle. Sie hier zu lassen wäre keine Lösung, das weißt du.“
    „Vielleicht braucht sie nur mal eine Atempause. Brauchtest du in ihrem Alter nicht auch mal eine?“
    „In ihrem Alter war ich schon seit Monaten in Bendlemaier. Und der letzte Ort, an dem ich sein wollte, war zu Hause bei George und Lucia.“
    Er zog einen Mundwinkel hoch. „Lügnerin.“
    Sie erstarrte. „Wie bitte?“
    Er beugte sich vor, nahm ihr Kinn in seine große Handfläche und hob es an.
    Annie schluckte, als sie seine Wärme an der Haut spürte.
    „Du hast mich verstanden“, sagte er sanft. „Als du so alt warst wie Riley jetzt, wolltest du nichts lieber, als zu Hause leben, bei Eltern, denen du wichtiger warst als ihre Karrieren, und auf dieselbe öffentliche Schule gehen, auf die auch Will ging.“
    „Das habe ich dir nie gesagt“, widersprach sie.
    Sein Daumen klopfte zärtlich gegen ihr Kinn. „Das brauchtest du gar nicht. Es war nicht zu übersehen. Und an dem Abend im Bootshaus, da hast du…“
    „Viele Dinge gesagt“, unterbrach sie ihn. „Außerdem war ich betrunken“, fügte sie leise hinzu.
    „Fast“, bestätigte er. „Von Champagner, an dem du nichts zu suchen hattest.“
    „Na ja, du warst der Einzige, der mich dabei erwischt hat.“
    „Das hat dich auch geärgert, nicht wahr?“
    Sie trat zurück und löste das Kinn aus seinem behutsamen Griff. „Das alles ist lange her und hat nichts damit zu tun, warum du jetzt hier bist.“
    „Bist du sicher?“
    Ihre Knie fühlten sich weich an. Sie wollte sich hinsetzen, tat es jedoch nicht. „Ja, ich
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