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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht
Autoren: Jeanne C. Stein
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Boden. Dann schaut er mich an. Meine Hände tasten über meine Brust. Blut fließt über meine Finger. Er weiß, dass es mein Blut ist. Er zieht mich an sich und reißt mein durchstochenes T-Shirt ganz auf. Er presst die Lippen auf die Wunde und beginnt, daran zu saugen.
    Ich stöhne vor Schmerz und Genuss. Die Heilung beginnt von innen, Organe reparieren sich selbst, Zellen regenerieren sich.
    Lances Arme umschließen mich wie aus Stahl. Seine Aufmerksamkeit wandelt sich, sobald er sicher ist, dass es mir gutgeht. Blut – meines und das des Angreifers –, der Geruch und Geschmack, wirken wie ein Lockruf. Schrecken weicht der Lust. Sorge weicht der Begierde. Er lässt mich zu Boden sinken.
    Wir zerren an unserer Kleidung herum. Beide tragen wir Jeans. Es dauert zu lange, sich da herauszuwinden. Reißverschlüsse werden auseinandergerissen, Stoff zerfetzt. Er besteigt mich voll Erleichterung und Freude. Keine geteilten Gedanken. Keine geteilte Leidenschaft.
    Nur Freude. Ein urtümliches Freudenfest. Wir feiern das Glück, dass ich eben dem Tod entronnen bin, aus dem auch ein Vampir nie mehr zurückkehrt. Danach stemmt er sich auf die Ellbogen. »Was ist passiert?«
    Ich fahre ihm mit den Fingernägeln über den Rücken. »Ich weiß es nicht. Im Augenblick ist es mir auch egal.« Ich stoße die Hüfte hoch und presse die Oberschenkel zusammen, um ihn tiefer in mich hineinzuschieben. »Darüber können wir später nachdenken. Ich bin noch nicht fertig mit dir.«
    Er stöhnt und erwidert meinen Stoß. »Das hoffe ich.«
    Ein Weilchen später, schon ruhiger und befriedigt, meldet sich die Vernunft zurück. Lance setzt sich auf und blickt sich um. »Vielleicht gehen wir besser rein.«
    Wir sind in meiner Einfahrt, im Schatten der Garage, aber er hat recht. Ich schaue auf die Uhr. Wir sind seit vierzig Minuten hier draußen. Allzu viel Lärm können wir nicht gemacht haben, denn ich hätte es gespürt, wenn Nachbarn sich genähert hätten, um mal nachzusehen. Trotzdem haben wir noch einen Leichnam zu entsorgen.
    Wir rappeln uns auf, drücken zerrissene Kleidung an uns und spüren die kühle Luft auf der nackten Haut. Lance deutet auf den mumifizierten Leichnam. »Was machen wir mit ihm?«
    Das Messer liegt noch da, wo ich es habe fallen lassen. Blut und Eingeweide haben einen rostroten Fleck auf der Einfahrt hinterlassen. Lance verreibt Erde auf der Stelle und hebt das Messer auf. Ich packe die Leiche an einem verdorrten Arm und schleife sie durchs Tor in den Garten hinter dem Haus. Wenn ein Vampir durch den Pflock oder Feuer stirbt, zerfällt er zu Asche. Wird er ausgeblutet, nimmt sein Körper wieder die Gestalt an, die seinem menschlichen Alter entspricht.
    Wenn er zwanzig wäre, sieht er aus wie ein Zwanzigjähriger, bei fünfzig wie ein Fünfzigjähriger. So, wie dieser Kerl hier aussieht, muss er weit über hundert gewesen sein. Was eine neue Frage aufwirft. Ich ziehe das Gartentor zu und schließe es ab. Warum sollte ein Vampir mit so alter Seele mich angreifen?
    Lance und ich nehmen uns Zeit, zu duschen, Blut und Dreck abzuwaschen und uns noch ein paar Minuten länger in Genuss zu aalen, statt uns mit dem Problem zu befassen, das draußen auf dem Gras liegt. Aber die Wirklichkeit lässt sich nicht ewig aussperren, und wir verlassen widerstrebend die warme Höhle meines Badezimmers, um uns anzuziehen und mit der Leiche zu befassen.
    Gleich darauf stehen wir mit dampfenden Kaffeebechern in den kalten Händen in meinem Garten und schauen auf das herab, was von dem Angreifer übrig ist. Ich reiche Lance meinen Becher und bücke mich, um die Kleidung des Mannes zu durchsuchen. Er trägt ein langärmeliges T-Shirt, ein schwarzes KapuzenSweatshirt, Baumwollhose und Tennisschuhe.
    Keine Jacke, keine Brieftasche, kein Ausweis. »Irgendeine Ahnung, wer er war?«, fragt Lance.
    Ich richte mich auf und schüttele den Kopf. »Keinen Schimmer. Ich habe in letzter Zeit niemanden schwer verärgert. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.« Ich werfe einen Blick zur Garage. »Er kam von da. Vielleicht wollte er dein Auto stehlen?«
    Lance schnaubt. »Er kann nicht sehr clever gewesen sein, wenn er es auf mein Auto abgesehen hatte. Das Ding hat so viele Diebstahlsicherungen, dass es praktisch alles tut, außer sich selbst in die Luft zu sprengen, wenn jemand daran herummacht. Außerdem – wenn er schon in der Garage war und du ihn nicht gesehen hast, warum hat er dann nicht einfach gewartet, bis du weg warst?«
    »Ich habe ihn nicht
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