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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht
Autoren: Jeanne C. Stein
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stattdessen den Polizisten, die Black festhalten, ein paar Anweisungen. Sie legen ihm Handschellen an, lesen ihm seine Rechte vor und bugsieren ihn in den wartenden Wagen. Die restlichen Polizisten haben die Waffen immer noch auf die Rocker gerichtet, die bäuchlings im Staub liegen. Harris bellt einen weiteren Befehl, und die Uniformierten ziehen sich zu ihren Autos zurück.
    Ich sehe zu, wie die Biker sich schweigend aufrappeln und in die Bar drängeln. Keiner wirft auch nur einen Blick in Harris’ Richtung. Sie kennen dieses Spielchen, sie wissen, wie die Bullen vorgehen. Wenn sie irgendetwas anderes getan hätten, als brav zu kooperieren, hätte die Polizei ihnen die Bar auseinandergenommen. Sie hätten jeden einzelnen Rocker durchsucht. Waffen, Drogen, sonstige verbotene Waren. Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Lieber ein bisschen Schikane von der Polizei, als die Dinge aus dem Ruder laufen zu lassen. Ungeschriebener RockerCodex: Das Wohl der Gruppe ist wichtiger als das Wohl eines Einzelnen.
    Gleich darauf beginnt die Musik wieder so laut zu dröhnen, dass der Schuppen bebt. Die Streifenwagen fahren ab, der Ford mit Black folgt ihnen. Harris und ich bleiben allein auf dem Parkplatz zurück. Er wendet seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Was tun Sie hier?«
    Harris ist eine eins fünfundsiebzig große Bulldogge. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass er nicht so leicht abzuschütteln ist, wenn er sich einmal festgebissen hat. Ich mache mir nicht die Mühe, ihn darauf hinzuweisen, dass ich ihm gerade dieselbe Frage gestellt habe und er sie ignoriert hat. Stattdessen antworte ich: »David und ich hatten einen Auftrag. Er ist mit dem Flüchtigen schon auf dem Weg in die Stadt.«
    Harris blickt sich um. »Ich sehe nirgends Ihren Wagen.«
    »Sind Sie neuerdings auch Privatdetektiv? Ich wollte gerade jemanden anrufen, der mich abholen soll.«
    Er schüttelt den Kopf. »Ihr Partner hat Sie hier zurückgelassen? Ich weiß, dass Sie einen den letzten Nerv kosten können, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser übergroße Pfadfinder Sie vor einer Biker-Bar sitzenlassen würde, selbst wenn Sie es verdient hätten. Woran ich keine Zweifel hege. Also, was ist hier los? Warum sind Sie dageblieben?«
    Ich kann nicht erklären, weshalb ich hiergeblieben bin – schon gar nicht einem Menschen. Im Grunde nicht mal mir selbst. »Okay, Sie haben recht. Ich habe David so geärgert, dass er allein gefahren ist.«
    Harris blickt überrascht drein. Und gereizt. Was wiederum mich reizt. »David weiß, dass ich gut auf mich selbst aufpassen kann. Ich brauche keinen Beschützer.«
    Harris’ zynisch angehobener Mundwinkel senkt sich wieder. »Ich bringe Sie zurück in die Stadt. Steigen Sie ein.«
    Sein herablassender Tonfall lässt Empörung in mir aufflackern. Der Impuls, ihm zu beweisen, wie gut ich mich selbst schützen kann, wird von dem rationaleren Wunsch verdrängt, endlich nach Hause zu kommen. Ich muss darüber nachdenken, was heute Nacht passiert ist. Ich muss mit Lance darüber reden – vielleicht hat er eine Erklärung dafür, warum ein normaler Mensch einen solchen Einfluss auf mich hatte. Ich hätte Black womöglich umgebracht, wenn Harris nicht aufgetaucht wäre. Ich wollte es. Warum? Weil ich wusste, dass er ein Mörder ist?
    Aber woher wusste ich das? Wie hätte ich das wissen können? Der Blutgeruch hätte ebenso gut bedeuten können, dass er Opfer war, nicht Täter. Und dennoch hatte ich nicht den geringsten Zweifel.
    Harris steht am Auto, hält mir die Beifahrertür auf, klopft mit dem Fuß auf den Boden und runzelt die Stirn wie ein verärgerter Vater, dessen Kind nicht zur vereinbarten Uhrzeit zu Hause war. Ich muss all meine Willenskraft aufbieten, um nicht diesen Fuß zu packen und Harris auf seinen ungeduldigen Arsch knallen zu lassen.
    Ich schüttele den Drang ab. Er ist ein Mensch, ein Polizist obendrein. Und ich kann die Mitfahrgelegenheit gebrauchen.
    »Schon gut. Fahren wir.«
    Kapitel 5
    Harris setzt mich vor meinem Büro ab. Während der gesamten fünfunddreißig Minuten Fahrt beschränkte sich unsere Konversation auf Harris’ Frage, ob ich ins Büro oder nach Hause wolle. Das waren lange fünfunddreißig Minuten. Endlich sitze ich in meinem Jaguar und bin unterwegs zu meinem Strandhaus, frei von Blacks merkwürdigem Einfluss und Harris’ nervtötender, stummer Missbilligung. Jetzt kann ich vernünftig über die Ereignisse dieses Abends
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