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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht
Autoren: Jeanne C. Stein
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los ist – dass ich glaube, eine Hexe könnte versuchen, mich zu verzaubern –, wäre die Reaktion vermutlich die gleiche, wie wenn ich ihm erklären würde, dass seine Partnerin eine Vampirin ist. Seit fast einem Jahr.
    Kann ich wohl kaum machen. Was ich machen kann, ist, diesen Laden schleunigst zu verlassen und herauszufinden, wer oder was es auf mich abgesehen hat. Zeit, in die Offensive zu gehen. »Zehn Minuten, David. Ich gebe dem Kerl noch zehn Minuten. Dann bin ich weg.«
    Er öffnet den Mund, um zu widersprechen, doch dann lässt er ihn hastig wieder zuschnappen, den Blick starr auf den Mann gerichtet, der eben zur Tür hereingekommen ist. »Da ist er.«
    Curly Tom hat gar keine Locken. Er hat eine Glatze und ist klein und dick – etwa hundertzwanzig Kilo bei gut eins siebzig. Er trägt Lederkluft ohne Abzeichen. Zumindest ist er klug genug, um zu wissen, dass es einem Todesurteil gleich käme, als Nicht-Mitglied mit Insignien der Hells Angels herumzulaufen. Er blickt sich um, ein albernes Grinsen auf dem Gesicht, als warte er auf eine Einladung von einem der Grüppchen an der Bar oder hinten am PoolTisch.
    Es kommt aber keine. Der Barkeeper beugt sich zu David vor und flüstert: »Schnappt ihn euch, und dann verpisst euch endlich.« Auch bei Motorradrockern hat die Dankbarkeit offenbar ihre Grenzen. David gleitet von seinem Barhocker und deutet nach rechts. Ich gehe dorthin, er nach links. Ehe Curly Tom weiß, wie ihm geschieht, haben wir ihn in die Zange genommen.
    David packt seinen Arm mit einem stählernen Griff, bei dem der MöchtegernBiker zusammenzuckt. »Gehen wir ein Stück spazieren«, sagt David.
    Curly Toms Augen weiten sich, das Grinsen fällt ihm aus dem Gesicht. Er wehrt sich gegen Davids Griff, doch ich packe blitzschnell seinen anderen Arm. Als sich meine Finger noch kräftiger als Davids um sein Handgelenk schließen, jault er auf. »Wer zum Teufel seid ihr?«
    Nun drehen die Rocker, die uns am nächsten sind, sich nach uns um. Aber sie erkennen, was los ist. Sie kehren Curly Tom geschlossen den Rücken zu, und er muss begreifen, dass er auf sich allein gestellt ist. Er fängt an herumzuhopsen und versucht uns abzuschütteln. Als das nicht funktioniert, stößt er einen Schwall von Beleidigungen aus, der ebenso kreativ wie wirkungslos ist. David und ich zerren ihn nach draußen.
    Während Curly Tom weiter lauthals flucht, unterhalten David und ich uns über das weitere Vorgehen. »Ich habe dir doch gesagt, dass er hier auftaucht«, sagt David.
    »Ja, schon gut. Kannst du ihn allein in die Stadt schaffen?«
    »Warum? Willst du wieder da rein?« Als ich nicht antworte, fügt er hinzu: »Einen Biker abschleppen?«
    »Sehr witzig.«
    Ich drücke Curly Tom den Kopf herunter und schiebe ihn auf den Rücksitz des Ford Crown Victoria, den wir bei der Arbeit benutzen. David schließt eine Handschelle um Toms Handgelenk, die andere um eine Eisenstange an der Tür. Dann richtet er sich auf und mustert mich in der trüben ParkplatzBeleuchtung.
    »Wie kommst du denn nach Hause?«
    »Ich rufe Lance an.«
    »Du rufst Lance an. Und er muss dann von Mission Beach hier herausfahren, um dich abzuholen. Das ist idiotisch, Anna, sogar für deine Verhältnisse.«
    Von seinem Tonfall wird das Dröhnen in meinem Kopf noch schlimmer, der Knoten in meinem Magen zieht sich weiter zusammen. Was auch immer mein Nervensystem so durcheinanderbringt, ist hier ganz in der Nähe, und ich muss herausfinden, was es ist. Aber David wird nicht kampflos aufgeben.
    Ich knalle die Autotür so energisch zu, dass Curly Tom auf dem Rücksitz hochgeschleudert wird. »Ich verlange nicht von dir, mir alles zu erklären, was du machst. Wenn ich das täte, könnte ich damit anfangen, warum du und diese Polizistin von der Gefängnispforte es ausgerechnet auf meiner Seite des Schreibtischs treibt, wenn du dich mitten in der Nacht mit ihr ins Büro schleichst.«
    Er starrt mich verblüfft an. »Woher... ?«
    »Woher ich das weiß?« Ich rieche es. Die Antwort kann ich ihm aber nicht geben. Stattdessen hebe ich mahnend den Zeigefinger. »Ich weiß es eben, okay? Und da sie heute Nacht Dienst hat, nehme ich an, dass ihr beide zusammen wegfahren werdet, wenn du diesen Schleimbeutel abgeliefert hast.«
    Er legt den Zeigefinger an die Lippen und weist mit einem scharfen Nicken in Curly Toms Richtung. »Spinnst du? Was, wenn er dich hört?«
    »Dein Problem. Also, bist du jetzt fertig mit deinem Verhör?«
    David reißt mir den Autoschlüssel
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