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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht
Autoren: Jeanne C. Stein
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in meinen Ohren und peitscht mir das Haar ins Gesicht. Ich will das endlich hinter mich bringen.
    »Begraben wir ihn hier.« Lance lässt den Leichnam fallen und greift zur Spitzhacke. Selbst Vampirkräften gibt der felsige Boden unter unseren Füßen nicht so leicht nach. Lance und ich brauchen eine Viertelstunde, um ein Loch zu graben, das lang und tief genug ist.
    Wir wollen doch nicht, dass sich irgendein Aasfresser dieses gut durchgetrocknete Stück Vampir-Jerky als mitternächtlichen Snack ausbuddelt. Kein Wunder, dass es den Motorradrockern lieber war, Curly Tom David und mir zu überlassen.
    Sie wussten, dass es gar nicht so einfach ist, in der Wüste eine Leiche loszuwerden. Aber immerhin lenkt uns die Anstrengung von dem Rätsel ab, warum der Kerl mich umbringen wollte. Als wir das Grab wieder aufgefüllt haben, häufen wir Steine obendrauf – eine dezente kleine Pyramide für unsere Mumie. Wir sind beide mit Staub bedeckt. So gut wie möglich klopfen wir uns ab und joggen zum Auto zurück. Ich habe ein Handtuch und ein paar Flaschen Wasser im Kofferraum. Damit waschen wir uns den schlimmsten Staub von Gesichtern und Händen.
    Dann streckt Lance die Hand nach dem Autoschlüssel aus. »Soll ich fahren?«
    Ich werfe ihm den Schlüssel zu, und er setzt sich ans Steuer. »In etwa einer Stunde sind wir da.«
    Ich lehne den Kopf an die Kopfstütze und genieße die Aussicht. Vor drei Stunden haben wir Mission Beach verlassen. Wir sind etwa auf halbem Wege nach Palm Springs und winden uns weiter durch den San Bernardino National Forest. Die Sonne steht hoch am Himmel, und die Hitze ist Balsam für meine Seele. Mir wird klar, dass der Angriff mich von dem Thema abgelenkt hat, das ich gestern Abend eigentlich mit Lance besprechen wollte – meine seltsame Reaktion auf Black.
    Ich werfe einen Blick auf Lance und taste sacht nach seinen Gedanken. Er überlegt, wo er heute Abend mit mir hingehen soll. Da ist eine Bar, von der er glaubt, ich könnte sie interessant finden. Und Freunde, die er mir vorstellen will. Angenehme, alltägliche, ganz normale Dinge.
    Ich warte lieber noch.
    Während der kurzen Zeit, die ich mit Lance zusammen bin, habe ich ein paar Dinge gedankenlos hingenommen. Womit er sein Geld verdient, beispielsweise. Er ist Model. Diese tollen Wangenknochen und ein straffer Körper machen ihn zum Naturtalent sowohl für Fotoaufnahmen als auch für den Laufsteg, und seit es Digitalkameras gibt, braucht er sich auch keine Gedanken mehr wegen verzerrter (oder nicht vorhandener) Vampir-Bilder auf Fotofilm zu machen. Er fliegt ständig zu irgendwelchen Fotoshootings oder Modenschauen. Ich weiß genug über die Welt der Mode, um mir darüber im Klaren zu sein, dass ein Topmodel wahnsinnig gut verdient. Daher das Haus in Malibu und dieses zweite in Palm Springs, von dem er oft gesprochen hat, das ich aber noch nie gesehen habe.
    Wir sind vom Highway 74 auf den 111 abgebogen – in dieser Gegend als East Palm Canyon Drive bekannt. Das ist die lange, vielbefahrene Verkehrsader, die all die vielen kleinen Gemeinden um Palm Springs miteinander verbindet. Edelboutiquen, Restaurants, Resorts und Country Clubs gleiten in einer nahtlosen Reihe an mir vorüber. Die breite Hauptstraße ist von Palmen und Eichen gesäumt. Eine schroffe Bergkette, die Little San Bernardino Mountains, bildet den Hintergrund.
    Selbst in der gleißenden Sommersonne hat dieser Ort eine exotische Schönheit.
    Unser Auto ist das einzige mit offenem Verdeck. Die meisten Leute, die an uns vorbeifahren, kauern bei voll aufgedrehter Klimaanlage hinter festverschlossenen Fenstern, um sich vor der glutheißen Wüstenluft zu schützen. Lance bremst den Jaguar vor der Zufahrt zu einer bewachten Wohnanlage mit einem schlichten Schild an der Ziegelmauer. Thunderbird Cove. Ein uniformierter Wachmann verlässt seinen klimatisierten Posten in dem steinernen Torhaus und nähert sich dem Wagen. Er tippt sich an den Hut und lächelt, als er Lance erkennt, und die Torflügel öffnen sich, als teilte sich vor uns das Rote Meer.
    Auf dem Straßenschild dahinter steht Evening Star Drive. Allmählich dämmert mir, dass zu Lances Geschichte mehr gehören könnte als ein Luxusleben, geschaffen von tollen Wangenknochen.
    Der Evening Star Drive schlängelt sich zurück in Richtung Berge. Nur die diskreten Hausnummern an Briefkästen identifizieren Privatresidenzen so groß wie ganze Hotels. Ich zähle zwölf Anwesen, ehe wir vor dem letzten halten – einem Schlösschen,
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