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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht
Autoren: Jeanne C. Stein
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ich nicht, aber ich mache mir bewusst, dass er auch feige ist. Er hat sich geweigert, sich dem Kampf zu stellen, als ich ihn herausgefordert habe.
    Er sieht mir forschend ins Gesicht, sucht nach Verletzlichkeit. Ich bedeute ihm mit einem Wink, dass er beginnen soll.
    Du hast soeben Brianna verboten, Aidens Tod zu rächen. Diese Entscheidung zeigt uns, wie ungeeignet du für die Machtposition bist, die du eingenommen hast. Du stellst weiterhin das Wohlergehen geringerer Geschöpfe über das deiner eigenen Art. Jahrhundertelang waren wir in die Schatten verbannt. Wie die Ersten, die auf Erden wandelten, sind wir nach wie vor Geschöpfe der Nacht.
    Er hält inne und wartet darauf, dass ich ihm widerspreche. Ich habe nicht die Absicht, mit ihm zu debattieren. Willst du auf etwas Bestimmtes hinaus?
    Wut flammt hitzig und wild in ihm auf, ehe er sie ersticken kann. Er setzt die glatte Miene wieder auf und fährt fort. Ich will darauf hinaus, dass wir die mächtigsten Wesen der Welt sind. Wir sind stärker als jeder Sterbliche. Noch lange, nachdem die Menschheit sich selbst zerstört hat, werden wir hier sein. Aber wenn wir den Menschen die Herrschaft überlassen und sie sich schließlich selbst auslöschen, ist uns damit die Nahrungsgrundlage entzogen, und auch wir werden vergehen. Wir sollten die Hüter sein, sollten die Welt vor Leuten wie Briannas Werwolf beschützen und vor jenen Sterblichen, die unser aller Zukunft bedrohen, weil sie nicht über ihre erbärmliche Lebensspanne hinausblicken können.
    Hübsch gesagt. Was schlägst du also vor?
    Ich schlage vor, dass wir unser Recht wahrnehmen. Es ist an der Zeit, die Kontrolle zu übernehmen.
    Ich verstehe. Und wie stellst du dir das vor?
    Er weist in die Runde. Wir repräsentieren jeden Winkel der Welt. Zu unseren Gemeinschaften gehören Tausende von Vampiren. Vielerorts haben wir bereits Machtpositionen eingenommen. Wir können Allianzen bilden, um unseren Einfluss auszudehnen. Wir können die werden, zu denen wir bestimmt sind – Herrscher über alles.
    Aufregung leuchtet auf seinem Gesicht und in seinen Augen. Sein Körper zittert vor Inbrunst wie der eines religiösen Fanatikers bei einem Erweckungsgottesdienst. Er meint das ernst. Ich lasse den Blick über die anderen schweifen. Einige hat Chaels Leidenschaft mitgerissen. Sie blecken die Zähne und recken die Fäuste. Andere zögern, beobachten mich und warten meine Reaktion ab, ehe sie Stellung beziehen.
    Ich schüttele langsam und bedächtig den Kopf.
    Ja, Chael, du hast recht – ich bin noch sehr neu in diesem Dasein als Vampir. Aber ganz gleich, wie lange ich auf Erden existieren sollte, niemals werde ich einem Plan zustimmen, der Sterbliche zu einem bloßen Glied in unserer Nahrungskette degradiert. Selbst wenn so etwas möglich wäre, was ich bezweifle, da es immerhin sieben Milliarden Menschen auf der Welt gibt – eine Revolte, wie du sie vorschlägst, würde nur bewirken, dass wir mit Gewalt bekämpft werden. Ich halte kurz inne und denke an Frey. Ich habe einen guten Freund, einen Bewahrer des gesammelten Wissens aller übernatürlichen Wesen. Im Lauf der Geschichte hat es viele Versuche gegeben, uns auszulöschen. Ich will keinen neuen Kreuzzug gegen uns provozieren.
    Chael hat mir angespannt und mit finsterer Miene zugehört. Was früher geschehen ist, hat jetzt keine Gültigkeit mehr. Wir würden zuallererst die Rächer und andere Gruppen angreifen, die sich gegen uns zusammengeschlossen haben. Wir würden die Opposition auslöschen, erbarmungslos, als Exempel für die Übrigen. Ich sage dir, die Menschheit wird rasch stürzen, weil die meisten Menschen schwach und feige sind. Die Starken verwandeln wir und nehmen sie in unsere Reihen auf. Wenn wir gesiegt haben, werden die Menschen in Lagern leben, um unseren Bedürfnissen zu dienen – als Nahrungsquelle wie als Dienstboten. Wir werden sie gut behandeln. Besser, als sie einander behandeln, und die Erde, auf der wir alle leben, wird wieder blühen und gedeihen wie damals im Garten.
    Wow. Er versteht etwas vom Argumentieren. Meine spontane Reaktion kommt von der menschlichen, der praktisch denkenden Anna. Chael hat einen Angriff auf mich, die er so gering achtet, orchestriert und dabei versagt. Wie kommt er darauf, dass er einen offenen Krieg gegen die Menschen führen könnte, die uns zahlenmäßig haushoch überlegen sind und über die gesamte Technologie moderner Kriegführung verfügen? Die Vorstellung, dass meine Familie in eine Art
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