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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht
Autoren: Jeanne C. Stein
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hat jemand einen der Dreizehn herausgefordert. Die Überraschung schlägt schnell in Erregung um. Mit Lance hat es nicht lange genug gedauert. Ihre Blutlust ist noch nicht befriedigt. Chael spürt die Begeisterung der anderen, die ihn umweht wie Sand im Wind. Sie wollen, dass er die Herausforderung annimmt und diesen Emporkömmling von einer Auserwählten in die Schranken weist. Und er spürt das Ausmaß meiner Wut.
    Er wendet sich an die Gruppe wie ein Lehrer, der schwätzende Schüler ermahnt. In den Regeln des Grimoire ist keine zweite Herausforderung vorgesehen. Der Ausgang des ersten Kampfes ist bindend. So steht es geschrieben.
    Das sagt er, als sei er enttäuscht, könne aber nichts tun, weil er sich an die Regeln halten muss. Regeln, die er noch vor wenigen Augenblicken als »Aberglauben« bezeichnet hat.
    Sein Geruch verrät mir etwas anderes. Er ist säuerlich und scharf, der Geruch eines Feiglings. In diesem Moment weiß ich Bescheid. So uralt, so hochangesehen diese Dreizehn auch sein mögen, sie hängen an ihrem Leben und sind nicht so leicht bereit, es aufs Spiel zu setzen. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich kein bisschen von Menschen.
    Kapitel 47
    Ich weiß nicht, was als Nächstes geschehen wird. Frey hat gesagt, es würde eine Art Einweihungszeremonie geben. Ich frage mich, ob dabei irgendein geheimer Händedruck und merkwürdige Hüte eine Rolle spielen. Ich will nach Hause. Ich will Frey sehen. Ich will vergessen, was ich gerade getan habe.
    Lance ist immer noch in meinem Herzen und in meinem Kopf. Ich habe getan, was ich mir in Biarritz geschworen habe. Wenn ich doch nur etwas mehr Befriedigung empfinden könnte, stattdessen sind da bloß Leere und Traurigkeit. Zumindest wird seine Familie erfahren, dass er nicht mehr ist.
    Sie können ihn begraben, und sein Leben wird auf dieser Welt eine Spur hinterlassen – und sei es nur ein Stück Marmor. Am schnellsten werde ich hier herauskommen, indem ich diese absurde Show vorantreibe. »Turnbull, was kommt jetzt?«
    Er unterhält sich mit zwei Menschen, die gerade hereingekommen sind. Ich nehme an, sie wurden gerufen, um hier sauber zu machen. Sie haben eine Bahre dabei, auf die sie Lances Leichnam legen. Dann bedecken sie ihn mit einem Leichentuch aus schwarzem Samt.
    Turnbull sieht, wie ich ihnen nachschaue, als sie die Bahre aus dem Raum rollen. Er sagt: »Sobald wir die nötigen Informationen haben, werden wir dafür sorgen, dass sein Leichnam zu seiner Familie überführt wird.«
    »Ich rufe dich morgen an.« Zumindest wird Adele der Schock erspart bleiben, von einem Fremden über Lances Tod benachrichtigt zu werden. Sie weiß es schon. Das gehörte zu seinem Fluchtplan.
    Turnbull nimmt mich beim Ellbogen. »Wir gehen jetzt in die Bibliothek. Dort wird die Zeremonie stattfinden.«
    Die anderen müssen darauf gewartet haben, dass ich sie aus dieser Gruselkammer hinausführe. Sobald Turnbull und ich durch die Tür gehen, folgen sie uns, still und gedämpft. Sie haben den Schock noch nicht überwunden, dass das Schicksal der Welt für die nächsten zweihundert Jahre in den Händen einer so unerfahrenen Person liegt. Ich hätte eine ganz andere Frage. Wie hätten sie Lance eigentlich kontrollieren wollen?
    Wenn er gesiegt hätte, wäre er derjenige, der die Entscheidungen trifft.
    Ich denke an seine Beziehung zu Underwood und finde die Antwort selbst. Der einzige Unterschied ist der, dass von jetzt ab Chael die Drähte gezogen hätte, da bin ich ziemlich sicher. Lance war schwach. Chael ist dem Irrglauben aufgesessen, dass Lance, weil er länger als ich ein Vampir war, verschlagener und listiger sein würde. Mit welchem Versprechen sie Lance wohl dazu gebracht haben, gegen mich anzutreten?
    Oder mit welcher Drohung? Ich beobachte Chael, während er wieder zwischen den anderen Stammesführern Platz nimmt. Er hätte aufmerksamer sein müssen, mehr aus der Vergangenheit lernen sollen. Avery und Underwood haben mich ebenfalls unterschätzt. Turnbull übernimmt die Rolle des Zeremonienmeisters, und seine Worte holen mich aus meinen Gedanken zurück.
    Die Herausforderung ist ausgefochten. Der Stamm der Dreizehn verleiht Anna Strong hiermit den Titel der wahren und würdigen Auserwählten. Ihre Entscheidungen sind für uns alle bindend. Das Schicksal der Vampirgemeinschaft liegt in den Händen der Auserwählten, wie schon von Anbeginn. Wir schwören ihr Gefolgschaft und Treue.
    Er verneigt sich vor mir. Einer nach dem anderen tut es ihm gleich. Manche
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