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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht
Autoren: Jeanne C. Stein
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zu rächen.
    Ich richte mich auf meinem Stuhl ein wenig auf. Einen Angriff gegen einen Rächer zu führen, ist gefährlich. Die möglichen Konsequenzen können für die gesamte Gemeinschaft katastrophal sein. Das kann die Strafe für jemanden, der einen geliebten Freund getötet hat, kaum aufwiegen.
    Ich stimme dir zu. Du hast recht. Aber es ist kein Rächer, den ich bestrafen will, obgleich ich nicht zögern würde, Aidens Mörder zu töten, falls ich Gelegenheit dazu bekäme. Nein, meine Rache richtet sich gegen einen Werwolf. Das Alpha-Männchen eines Rudels, dessen Jagdrevier in der Nähe meiner Heimat Brisbane liegt. Er ist derjenige, der den Rächern gesagt hat, dass Aiden jeden Tag im Wald spazieren ging. Er hat den Hinterhalt organisiert.
    Und hast du Beweise dafür?
    Er prahlt damit. Er war wütend, weil Aiden den Wald vor dem Rudel schützen wollte und diesem Werwolf verboten hat, dort zu jagen. Jetzt tut er dort, was ihm beliebt, weil er glaubt, ungestraft davonzukommen. Wir, die schon lange auf dieser Erde wohnen, müssen die Natur vor jenen schützen, die sie nicht achten. Dieser Alpha-Wolf würde jedes Lebewesen allein zu seinem Vergnügen töten.
    Ich bin ebenso beeindruckt von ihrem vehementen Einsatz für den Wald wie von der Innigkeit, mit der sie an ihrem verlorenen Geliebten hängt. Ich frage mich, ob ich je eine solche Bindung eingehen werde. Aber ich darf meine Entscheidung nicht auf Grundlage einer Liebeserklärung fällen. Die Liebe ist allzu oft ein Trugbild.
    Was tut dieser Alpha, wenn er nicht in seiner Wolfsgestalt ist?
    Die Frage scheint Brianna zu verwirren. Was er tut?
    Ist er Lehrer? Hat er Familie? Gilt er in der Nachbarschaft als guter Mann?
    Spielt das eine Rolle? Ihre Stimme nimmt einen harten Unterton an. Er hat einen von uns das Leben gekostet. Aidens Tod schreit nach Vergeltung. Ich fordere sie.
    Briannas Fassade der trauernden Geliebten gerät ein wenig ins Wanken, als ihr Zorn entbrennt. Dadurch gelingt es mir, ihre Barriere einen Augenblick lang zu durchdringen und die Wahrheit zu sehen, die aufflackert und gleich wieder unterdrückt wird. Das dauert nur ein, zwei Herzschläge lang.
    Ich sperre alle anderen aus und sende ihr eine Botschaft. Es war nicht der Werwolf, der Aiden verraten hat. Ich habe die Wahrheit in deinem Herzen gesehen. Du warst es. Ich weiß nicht, warum du es getan hast. Oder warum du uns hier diese Geschichte erzählst. Ich kann mir nur vorstellen, dass du irgendeinen Groll gegen den Wolf hegst. Oder dass du ihn zum Sündenbock machen willst. Zieh deinen Antrag zurück, und ich werde dich für deinen Täuschungsversuch nicht bestrafen. Aber wenn du dich durchzusetzen versuchst, werde ich die anderen wissen lassen, dass du für den Tod einer uralten Seele verantwortlich bist.
    Brianna starrt mir in die Augen. Sie will widersprechen, mich auf die Probe stellen. Ihr Blick gleitet zu Chael hinüber – vielleicht teilt sie ihm mit, was ich eben zu ihr gesagt habe. Das spielt keine Rolle. Zumindest im Augenblick habe ich die Versammlung unter Kontrolle. Schließlich entspannen sich ihre Schultern, ihre Miene wird weich. Ihre telepathischen Worte sind wieder an alle gerichtet. Vielleicht war ich voreilig. Dass der Wolf mit seiner Mitwirkung an dem Überfall auf Aiden geprahlt haben soll, habe ich von dritter Seite gehört. Ich stelle meinen Antrag zurück, bis ich Beweise habe.
    Sie geht zu ihrem Platz und setzt sich wieder. Zu einfach. War das so eine Art Test meiner telepathischen Fähigkeiten? Eine Demonstration, die den nächsten Antragsteller warnen sollte, seine Gedanken besser zu verschließen? War es ein Fehler von mir, Briannas Täuschungsmanöver für mich zu behalten? Wird mir dieses Entgegenkommen als Schwäche statt als Mitgefühl ausgelegt?
    Scheiße. Da ist so vieles, was ich nicht verstehe. Chael beobachtet mich, die Lippen zu einem grimmigen Lächeln zusammengepresst. Er genießt meine Unsicherheit, und jetzt weiß ich, dass diese Farce mit Brianna ein abgekartetes Spiel war. Er hält mich für leichtgläubig und schwach. Und er ist als Nächster dran.
    Kapitel 49
    Chael verschwendet keine Zeit und steht sofort auf. Er hat keinen schriftlichen Antrag. Er baut sich mir gegenüber auf, breitbeinig und mit locker herabhängenden Armen. Seine Miene ist beherrscht. Er muss Anfang zwanzig gewesen sein, als er verwandelt wurde. Mit seiner dunklen Haut und den kantigen Zügen ist die orientalische Abstammung unverkennbar. Er ist mächtig, daran zweifle
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