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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen
Autoren: Jeanne C. Stein
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ihn einfach zu ignorieren.
    Ohne mich umzudrehen, sage ich: »Hallo, Williams.«
    Seine Abneigung wird ganz kurz von aufblitzender Befriedigung übertönt. Er hat auf mich gewartet. Verdammte Scheiße. Hat Culebra das etwa arrangiert? Sandras Miene hingegen verändert sich nicht. Ihre Reaktion erschien mir echt. Also, was zum Teufel ist hier los?
    Im nächsten Augenblick werden alle Fragen von einer Flut nonverbaler Mitteilungen weggetragen, die Williams in meinen Kopf schwappen lässt. Wenn du mich mal zurückrufen würdest, müssten deine Freunde dich nicht austricksen.
    Meine Freunde rufe ich zurück. Mit dir wollte ich – will ich nicht reden. In meinem Magen brodelt es vor Frustration und Wut. Williams hat schon genug schmutzige Tricks benutzt, um meinen tierischen Selbsterhaltungstrieb zu wecken. Das Tier in mir steigt an die Oberfläche. Williams sucht in meinen Gedanken nach irgendeinem Anzeichen einer Bedrohung. Rasch teilt er mir seine eigene Absicht mit, diese Begegnung ruhig und friedlich zu gestalten, und er erkundigt sich höflich, ob ich das auch könne.
    Die Stimmung, die wir ausstrahlen, muss ziemlich explosiv sein, denn die beiden Vampire am Tisch stehen auf und verlassen hastig die Bar.
    Die Fenster an der Main Street zittern noch vom aufbrüllenden Motor des Porsche, als Sandra unser Spielchen beendet. Sie bekommt nichts von den Gedanken mit, die wir austauschen, doch ihr eigener tierischer Instinkt spürt die Feindseligkeit. Sie knallt ein Glas so heftig auf den Tresen, dass es zerbricht.
    »Na toll«, sagt sie. »Die beiden sind abgehauen, ohne ihr Bier zu bezahlen. Wer von euch großen, bösen Vampiren übernimmt die Rechnung?«
    Kapitel 6
    Williams zückt seine Brieftasche und klatscht einen Zwanzigdollarschein auf die Bar. Dann dreht er sich auf dem Barhocker um und mustert mich. »Du siehst gut aus«, sagt er.
    Smalltalk? Und auch noch laut? Ich weiß, dass er das für Sandra tut, um die Anspannung zu zerstreuen, aber zwischen uns sind die Zeiten für solche Spielchen längst vorbei. Er ist hier. Wenn er darauf besteht, sich mit mir zu unterhalten, von mir aus. Aber was ich ihm zu sagen habe, ist nicht unbedingt für die Ohren Dritter bestimmt. Wir haben noch etwas zu klären.
    Sein Blick huscht zu Sandra hinüber. »Hättest du etwas dagegen, wenn wir nach hinten gehen?«
    Ich sehe die Besorgnis in ihren Augen. Die Gedanken eines Werwolfs kann ich nicht lesen, ebenso wenig wie sie meine, aber ich kann mir vorstellen, dass sie überlegt, was sie Culebra sagen soll, wenn wir den Laden auseinandernehmen. »Keine Sorge«, sage ich zu ihr. »Wir werden uns benehmen.«
    Falls nicht, ist Culebra selbst an allem schuld, was passiert, weil er mich hereingelegt hat. Sandra blickt von mir zu Williams und wieder zurück, und schließlich weist sie mit dem Daumen zur Tür nach hinten. Ihre Miene drückt deutlich aus, dass sie lieber eine zertrümmerte Bar riskiert, als mit mir allein zu sein. Ärger kriecht über meine Haut wie ein Wurm. Erst Culebra mit seiner ach so geheimnisvollen Reise und jetzt Sandra und ihre nachtragende Art. »Wenn ich fertig bin, unterhalten wir uns«, versichere ich ihr.
    Sie antwortet nicht.
    Williams achtet nicht auf die Spannung zwischen Sandra und mir. Seine Gedanken strahlen nur gelangweilte Gleichgültigkeit aus. Er nimmt an, dass ich es mir mit einer weiteren Bekannten verdorben habe, so wie mit ihm. Er schüttelt nur leicht den Kopf und steht von dem Barhocker auf. Meine Empörung steigt um eine weitere Stufe, doch ich folge ihm nach hinten. Williams wählt das erste der Hinterzimmer. Das ist einer der Räume, in denen Vampire trinken können, deshalb stehen ein Bett und zwei Stühle darin.
    Er blickt sich kurz um und schließt dann die Tür hinter uns.
    Warren Williams ist eine sehr alte Vampirseele und der ehemalige Polizeichef von San Diego. Als ich ihn kennenlernte, war er ein Freund von Avery und daher bald mein Feind. Die Zeit und gewisse Umstände veränderten unsere Beziehung, so dass er sich von einem Feind zum Mentor und schließlich zum wichtigtuerischen Besserwisser wandelte.
    Ich kann ihn nicht ausstehen. Er hat durch Manipulation dafür gesorgt, dass meine Familie außer Landes gezogen ist. Ich habe das zugelassen, weil ich befürchtet habe, sie allein durch das, was ich bin, in Gefahr zu bringen, aber seine Spielchen habe ich ihm nicht verziehen. Zum ersten Mal stehen Williams und ich uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber, seit ich erfahren habe,
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