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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen
Autoren: Jeanne C. Stein
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können.«
    Er wirft einen Blick auf die Unterlagen neben sich auf der Bank. Ganz obenauf liegt eine Landkarte. Er schiebt die Papiere zusammen, so dass die Karte in der Mitte verschwindet. »Ich wollte nicht, dass du eine Überraschung erlebst, wenn du nach Beso de la Muerte kommst und feststellst, dass ich weg bin und Sandra dort ist. Das ist alles.«
    Schwachsinn. Wenn das alles wäre, hätte er mich bitten können, nach Beso de la Muerte zu kommen. Er fängt diesen Gedanken auf. »Sandra wäre es unangenehm, dir zu begegnen. Sie hat mich gebeten, dafür zu sorgen, dass du wegbleibst, bis ich zurück bin.«
    Das ist der Aha-Moment, auf den ich gewartet habe. »Sandra will mich nicht sehen? Deshalb sitzen wir hier?« Er schlägt die Augen nieder. »Warum will sie mich nicht sehen?«
    55
    Er blickt wieder zu mir auf. »Sie ist noch nicht darüber hinweggekommen, was in Averys Haus passiert ist.«
    »Moment mal, gibt sie etwa mir die Schuld daran?«
    »Das ist nicht rational. Ich weiß das. Sie weiß es. Aber sie hat Tamara verloren – es ist kompliziert.«
    Nein, ist es nicht. Ich starre Culebra an und warte darauf, dass er noch etwas sagt. Etwas Vernünftiges. Zum Beispiel, dass Tamara vorhatte, Sandra und mich umzubringen, und dass ich mich gegen sie verteidigen musste. Doch das tut er nicht. Und seine Gedanken sind mir verschlossen.
    Dann werde ich mir die Antworten wohl bei Sandra selbst holen müssen.
    Nein. Bitte, Anna. Achte ihren Wunsch. Achte meinen Wunsch.
    Ich starre ihn an . Du bittest mich tatsächlich darum, mich von Beso de la Muerte fernzuhalten, bis du zurückkommst?
    Ja.
    Er sieht mich nicht an. Ich spüre seine Nervosität, er strahlt sie aus wie ein Feuer Hitze. Sein zerknittertes Gesicht liegt in Sorgenfalten. Das mildert meinen Ärger. Culebra ist mir so lieb wie meine Familie. Ich lege eine Hand auf seine . Sag mir, was los ist.
    Er zieht seine Hand zurück und setzt eine glatte Miene auf, die jetzt nur noch genervt wirkt. Ich habe eine ganz einfache Bitte an dich gerichtet. Und du machst einen Kampf daraus, wie bei jedem, der nicht bereit ist, sich deinen Launen zu beugen. Das ist unfair, Anna, und es ist beleidigend.
    Diese Worte sind so vehement, dass sie mich ein bisschen schocken. Der Tadel ist unfair und beleidigend. Mit glühendem Gesicht schnappe ich mir meine Jacke und rutsche von der Bank. Ich zögere kurz und warte darauf, dass er mich aufzuhalten versucht. Tut er aber nicht. Er macht keine Anstalten, mich zurückhalten zu wollen. Er blickt nicht auf oder sagt auch nur auf Wiedersehen, als ich zur Tür gehe.
    Der Junge lehnt immer noch an meinem Auto, als ich die Straße überquere. Aus der Bar dringt wieder laute Musik. Ich drücke ihm den Zehndollarschein in die Hand. Ich kann gar nicht schnell genug von hier fortkommen.
    Ich weiß nicht, wohin ich eigentlich fahre, bis ich wieder am Steuer sitze und Tijuana verlasse. Es beunruhigt mich, dass Culebra allen meinen Fragen über seine plötzliche Reise ausgewichen ist. Und noch mehr macht mir seine Andeutung zu schaffen, dass Sandra mir Tamaras Tod übelnimmt. Ich habe das Recht, das klarzustellen. Es ist mir gleich, ob sie mich sehen will oder nicht.
    Culebra ist vermutlich schon auf dem Weg zum Flughafen und zu seinem geheimnisvollen Reiseziel. Wie sollte er mich also aufhalten? Scheiß drauf. Ich habe heute sowieso nichts Besseres zu tun. Ich werde Sandra besuchen.
    Kapitel 5
    Selbst der übernatürlichen Gemeinschaft ist Beso de la Muerte ein Rätsel. Von Tijuana aus brauche ich dorthin fast so lange wie von San Diego, vor allem wegen der sechzig Kilometer unbefestigter Wüstenpiste. Der Ort ist auf keiner Karte verzeichnet, und falls ein Sterblicher die ungastliche Umgebung ignorieren und doch von der Landstraße in diese Richtung abbiegen sollte, würde es nicht lange dauern, bis ihm klar wird, dass er einen Fehler gemacht hat, und er schleunigst umkehrt.
    Er könnte nicht genau sagen, woher er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er würde einfach wissen, dass das keine gute Idee war. Mit einer Ausnahme: wenn ein Sterblicher nach Beso de la Muerte kommt, um sich als Wirt anzubieten. So lange irgendwer zurückdenken kann, ist Culebra Eigentümer dieses Landes samt der Geisterstadt, die zum Treffpunkt für Übernatürliche geworden ist.
    Ich war zum ersten Mal hier, als ich den Vampir verfolgte, der mich verwandelt hat. Ich wollte ihn aufspüren, weil er meinen Geschäftspartner David entführt und mein Haus abgefackelt
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