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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Körperverletzung in drei Fällen gesucht. Der Freund, mit dem sie hier trinkt, hat eine der Anzeigen erstattet. Offenbar haben sie sich seitdem versöhnt. Sie ist etwa eins sechzig groß und muss über hundertzwanzig Kilo wiegen. Sie trägt eine Hüftjeans und ein enges T-Shirt.
    Kein schöner Anblick.
    Hilda sammelt das Wechselgeld ein, das sie für ihren Zwanzigdollarschein bekommen hat – einen Fünfer und ein paar Münzen. Der Barkeeper hat ihr das Kleingeld vor fünf Minuten lächelnd hingelegt, nachdem Hilda die Rechnung verlangt hatte. Jetzt macht der Mann ein enttäuschtes Gesicht; er hatte gehofft, sie würde das Geld vergessen.
    Hildas Miene drückt deutlich aus: wohl kaum. Sie schiebt ihm die paar Münzen hin, stopft sich aber den Schein vorn ins T-Shirt und grinst.
    »Willst du mehr Trinkgeld? Dann komm und hol’s dir.«
    Hank packt sie beim Arm. »Was soll das, du Miststück?«
    Der Barkeeper macht einen Schritt rückwärts und wendet sich ab. Der Freund ist größer als Hilda und sieht fies aus. Dem Stirnrunzeln des Barkeepers ist deutlich anzumerken, dass ihm fünf Dollar nicht so viel Stress wert sind. Er geht ans andere Ende der Bar.
    Hilda und ihr Freund streiten sich den ganzen Weg bis zur Tür. Ich schlüpfe hinter ihnen nach draußen. Ich weiß schon, wo sie ihren Wagen geparkt haben, und während sie dorthin wanken, eile ich ihnen voraus. Als sie ankommen, lehne ich an der Fahrertür und wirbele spielerisch ein Paar Handschellen durch die Luft.
    »Was soll der Scheiß?«, fragt Hank.
    »Ja, was soll der Scheiß?«, echot Hilda.
    »Hilda, Hilda. Deine Tochter hat mich heute Nachmittag angerufen. Sie ist ganz außer sich. Weißt du, warum?«
    Hilda verengt die Augen. »Nein. Warum?«
    »Du hast offenbar vergessen, dass du diese Woche einen Gerichtstermin hattest. Du bist nicht gekommen. Wenn ich dich nicht noch heute Abend im Gefängnis abliefere, wird deine Tochter ihr Haus verlieren. Das möchten wir doch nicht riskieren, oder?«
    Der Freund schnaubt knurrend, tritt einen Schritt auf mich zu und glaubt, er wirke bedrohlich. Sein leichtes, besoffenes Schielen und der Sabber, der ihm aus dem Mundwinkel rinnt, lassen die Wirkung leider verpuffen. Ich bleibe stehen und erwidere das Knurren, aber buchstäblich. Seine Augen weiten sich, aber er stemmt tapfer die Hände in die leicht schwankenden Hüften und sagt: »Diese Anklage ist Blödsinn. Mach, dass du von meinem Auto wegkommst, kleine Lady, sonst muss ich dich übers Knie legen.«
    Er grinst Hilda an. »Das ist ’ne gute Idee, was? Wir verpassen der Schlampe eine Tracht Prügel, die sie nie vergessen wird.«
    Hilda erwidert das Grinsen. Einen Moment lang glaube ich, sie hätten vergessen, dass ich da bin. Dann wirbeln beide herum und rennen in entgegengesetzte Richtungen davon. Hank wählt die bessere Route – in Richtung Straße. Überraschend gelenkig macht er einen Satz auf die Ladefläche eines vorbeirollenden Pickups und späht durch die Heckscheibe. Der Fahrer merkt nicht, dass er einen neuen Mitfahrer hat, und der Wagen verschwindet die Straße entlang.
    Hank hat keine Kaution laufen, also kümmere ich mich nicht um ihn. Ich renne Hilda nach. Sie hat einen kleinen Vorsprung, ist aber trotzdem keine Herausforderung für mich – hundertzwanzig Kilo Couch-Potato. Ich brauche nicht einmal die besondere Kraft oder Schnelligkeit des Vampirs und habe sie eingeholt, ehe sie den Rand des Parkplatzes erreicht hat.
    Ich stoße sie zu Boden und springe auf ihren breiten Rücken. Sie bäumt sich unter mir auf wie ein Bulle beim Rodeo. Ich reiße ihr die Hände hinter den Rücken und lasse die Handschellen zuschnappen. Das geht so schnell, dass sie die Fesseln gar nicht bemerkt, bis sie versucht, sich hochzustemmen.
    Sie fängt an, nach Hank zu schreien. »Spar dir den Atem, Süße«, flüstere ich ihr ins Ohr. »Als ich Hank zuletzt gesehen habe, ist er gerade hinten auf einen Pickup gehüpft. Der ist längst weg.« Ich richte mich auf und zerre sie auf die Füße, mit einer Hand, als wöge sie zwölf Kilo statt hundertzwanzig. »Sieht so aus, als wären wir beide allein.«
    Hilda starrt mich an, ihr Blick ist verschwommen von Alkohol und Verwirrung. »Wie haben Sie…? Was…? Wo sind Sie …?«
    Ich tätschele ihr den Kopf und schiebe sie auf mein Auto zu. »Versuch gar nicht erst, das zu verstehen, Hilda, sonst tust du dir noch weh.«
    Sie stolpert vorwärts. Ich habe eine Hand an den Handschellen und eine in ihrem Rücken liegen. Wir haben
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