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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman
Autoren: Apfelblüten im August
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geschnittenen kandierten Ingwer und Mandeln.
    Ich höre, dass Troy unter der Dusche ist.
    Vorsichtig pickt Rachel Kirschen und Nüsse aus ihrer Schüssel, eine nach der anderen. Sie steckt die einzelnen Bröckchen in den Mund und konzentriert sich ganz auf den Geschmack.
    Ich nutze die Gelegenheit und laufe schnell nach oben, um ein paar Minuten mit Troy alleine zu verbringen. Er kommt gerade aus der Dusche, trocknet sich ab und sieht mich überrascht an.
    Ich hole noch ein Handtuch vom Regal und tupfe ihm den Rücken ab, die noch klitschnasse Wirbelsäule. Als sein Rücken trocken ist, stelle ich mich auf die Zehenspitzen und küsse seine Schulter. Er dreht sich um und drückt mich an seinen warmen, feuchten Körper. Im beschlagenen Spiegel zeigt sich ein nebliges Bild, wie wir uns aneinanderschmiegen. Ich in blauen Shorts und einem gelben T-Shirt, seine rosa-bräunliche Haut, die gleichen braunen Haare wie Rachel, von der Kondensation verwischte Farbfragmente. Immer wenn ich seinen langen, schlanken Körper betrachte, wird mir warm ums Herz.
    Langsam und ernst küsst er mich, genießt meine Zunge und meine Lippen. »Ich komme heute früh nach Hause«, verspricht er.
    »Ich bin da«, lache ich.
    Dann trete ich einen Schritt zurück, um ihn richtig anzuschauen, sein Gesicht, das mir so lieb und vertraut ist wie mein eigenes, als wäre er mein Spiegel, eine andere Version meiner selbst. Ich küsse seine Nase. An einem Ohr fehlt oben ein Stück chen, das andere ist normal. Als wären beide Ohren aus Puzzleteilen zusammengesetzt, und eines davon fehlt. Bei Rachel ist es genauso. Ich berühre seine Ohren, umrunde beide Ohrmuscheln und schüttle langsam den Kopf, denn auf einmal ist mir bewusst, was für ein Wunder es ist, dass er zu meinem Leben gehört.
    »Ach, Liebling«, sagt er und schließt die Augen. »Vielleicht könntest du für heute Abend einen Babysitter besorgen und wir nehmen uns ein Zimmer im Motel. Dann haben wir den ganzen Abend für uns allein.«
    »So kurzfristig?«, lache ich.
    »Seit Mias Tod warst du immer so traurig und zerstreut.« Sanft schlingt er die Arme um mich.
    »Ich kann immer noch nicht richtig schlafen.« In diesem Moment entdecke ich einen geschwollenen roten Pickel auf seiner Schulter. »Hey, der sieht aus, als würde er wehtun«, sage ich und deute mit dem Zeigefinger darauf.
    Er dreht den Kopf. »Tut er auch. Ich hab schon Kortisonsalbe draufgeschmiert, aber …« Er schüttelt den Kopf und zuckt die Achseln.
    »Könnte ein Furunkel werden. Soll ich ihn aufstechen?«
    »Das hab ich schon zweimal versucht. Ich hab das Ding nämlich schon seit zwei Wochen.« Er betrachtet den Pickel im Spiegel.
    Ich beuge mich näher zu ihm – der Pickel ist rot und oben blassgelb, umgeben von kleineren Pusteln. Die Haut darunter ist fast lila. »Seit Mias Tod?« Wahrscheinlich habe ich in letzter Zeit auf so etwas einfach nicht geachtet. »Sieht aus wie ein Ausschlag. Juckt es denn?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ehe ich den Pickel aufgemacht habe, sah er eher aus wie ein Spinnenbiss.«
    »Wie wäre es mit antibiotischer Salbe und einem Pflaster?«
    »Hab ich auch schon versucht. Und Wasserstoffsuperoxid und Jod und Merchurochrom.«
    Ich krame eine Tube mit einem Dreifachantibiotikum heraus und schraube den Deckel ab. Warum hat er mir nichts davon erzählt? Vermutlich wollte er mich mit so etwas nicht behelligen.
    »Ich glaube, das ist keine große Sache. Bloß ein Pickel oder ein Insektenstich.« Wieder zuckt er die Achseln. »Wann kommt eigentlich der Besuch?«
    »Nächste Woche. Mom und Allie am Mittwoch.«
    »Und wann ist das Konzert?«
    »Samstag. Sissy, Aarons Mutter, hat sich für Freitag angesagt. Wann Aaron und Tara und der Rest der Band eintrudeln, weiß ich nicht.«
    »Der Rest der Crew. Rap-Bands nennen sich Crew.« Kopfschüttelnd sieht er zu, wie ich das Schutzpapier von seinem Pflaster abziehe. »Wenn man sich die dünne, aufgedrehte Tara als Rap-Star vorstellt …«
    »Du denkst immer noch, sie ist ungefähr fünf. Aber du bist ja auch nicht mehr vierzehn. Und sie sind auch keine Stars, das ist bloß ihre erste Amerika-Tour.« Ich lege die Klebeteile auf die Haut und streiche das Pflaster glatt.
    Troy zuckt zusammen.
    »Jetzt ist der Pickel-Furunkel-Insektenstich wenigstens gut abgedeckt.«
    »Larry sagt, sie sind auf dem besten Weg, Stars zu werden.« Larry ist der Entertainment-Anwalt, mit dem Troy und ich Aaron bekanntgemacht haben. »Dass ihre Single auf Platz sieben der Charts
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