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Anmutig älter werden (German Edition)

Anmutig älter werden (German Edition)

Titel: Anmutig älter werden (German Edition)
Autoren: Ruth Maria Kubitschek
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fasziniert mich, wie sie sich aus dem Dogma einer Religion lösen und gleichzeitig ihre Grundlage lieben, benutzen, leben.
    Gott ist ihr Geliebter. Sie gehen mit absolutem Vertrauen auf den Stufen der Erkenntnis, die ein Sufi in immerwährender Aufmerksamkeit zu gehen hat, um die Zeichen auf dem Weg zu verstehen – und seien sie noch so unbedeutend. Geduld und Dankbarkeit, Furcht und Hoffnung sind die Flügel, die den Sufi über die Wasser Gottes hintragen zur Gotterkenntnis.
    Ich hatte die Idee, eine Geschichte über einen Sufi zu schreiben und vor allem meine lang gehegte Liebe zum Volk der Berber in Worte zu kleiden. Ich wollte einen Meister lebendig werden lassen, der alle Religionen studiert hat, dieses Wissen in sich vereint und über allen Religionen steht.
    In meinem Buch »Sterne über der Wüste« wurde so ein Sufi-Meister mit Namen Muad von einer Hugenottin, Sophie von Contard, geliebt. Die Geschichte verlegte ich in die Wüste von Marokko, in der es nichts gibt, was einen ablenkt, nur Sand und Himmel.
    Meine Enkelin suchte mir im Internet ein Hotel in der Wüste und fand eines, das wie ein Haus eines Berber-Clans aussah, eine Kasbah in der Nähe von Tamegroute.
    Ich flog nach Marokko. Ein Berber holte mich am Flughafen mit einem Jeep ab und wir fuhren über den Hohen Atlas. Am Beginn unserer Fahrt waren die Berge und Bäume noch grün, wirklich grün, doch die Vegetation wurde immer spärlicher. Man fuhr durch eine Felsenlandschaft, in der sich die Farben von Stunde zu Stunde änderten.
    Das Beeindruckende war, dass jeder Berg eine andere Farbspiegelung hatte. Das Rötliche der Erde blitzte hervor, Grün war immer nur stellenweise zu sehen, dann jedoch tief leuchtend. Nach sieben Stunden hielten wir an einem Restaurant auf einem Berg. Am Eingang hingen gehäutete Schafshälften. O Gott, was sollte ich hier essen? Ich entschied mich für frisch gebackene Fladen, die herrlich dufteten und wunderbar schmeckten. Keineswegs hätte ich das fette Hammelfleisch runtergekriegt. Der grenzenlose Blick vom Restaurant ließ alle Strapazen vergessen. Ich atmete die Weite ein und fühlte die herbe Schönheit dieser Urlandschaft.
    Leider wurde es bald dunkel und die Berge hörten nimmer auf. Nach zwölf Stunden kamen wir endlich in meinem Hotel in der Wüste an. Da sah ich aus wie hundert. Der Österreicher, der das Hotel leitete, erkannte mich nicht einmal. Das änderte sich zum Glück schnell. Am nächsten Morgen hatte ich mich auch wieder erholt.
    Dort in der Wüste sah ich die schönsten Tageshimmel. Der Sonnenaufgang verwandelte den Sand morgens erst in reinstes Gold und überschüttete ihn dann mit Orange. Unvergesslich!
    Am Tag war es so weiß und heiß, dass man am besten die Augen schloss und sie erst am Abend wieder öffnete, wenn der Himmel beruhigend indigofarben herabblickte. Die einzelnen Sternenbilder konnte man nicht erkennen, weil der ganze Himmel mit funkelnden Brillanten übersät war.
    Ich war jetzt mittendrin im Leben der Berber. Gleichzeitig erlebte ich in der Wüste eine Zeit der tiefen Stille, mit diesem endlosen Himmel, an dem sich am Abend wunderbare Wolkenbildungen zeigten. Es war das einfache, natürliche Leben, das mich glücklich machte.
    Vielleicht war dieses einfache Leben auch eine Form von Heiligwerden? Oder?

Abendgebete
    Die ersten beiden meiner Abendgebete sind dem Buch »Das Leben und die Lehren der Meister im Fernen Osten« entnommen.
    »Ich danke Dir, Gott, für den Überfluss an Leben und Licht, voll und frei, für vollkommenen Wohlstand, Gesundheit, Kraft und unbegrenzte Freiheit.«

    Die Meister sagen: »Übt euch darin, das Bewusstsein der Kindheit in euch aufrechtzuerhalten. Stellt euch das göttliche Kind vor, das in euch lebt. Bevor ihr einschlaft, sprecht zu eurem Bewusstsein: ›Ich erkenne, dass in mir ein geistiger Körper der Freude ist, immer jung, immer schön. Gemüt, Augen, Nase, Mund, Haut sind schön und geistig. Ich besitze den Körper des göttlichen Kindes, der heute Nacht vollkommen ist.‹ Wiederholt diese Versicherungen und seid euch gewiss, dass ein göttlicher Alchemist in euch wohnt und durch diese Versicherung in der Nacht eine Verwandlung in euch stattfindet.«
    Meine Gedanken zur Nacht sind von Franz von Assisi:
    »O Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens, dass ich Liebe übe, da wo man sich hasst, dass ich verbinde, da wo Streit ist, dass ich Hoffnung erwecke, wo Verzweiflung quält, dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert. O
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