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Anmutig älter werden (German Edition)

Anmutig älter werden (German Edition)

Titel: Anmutig älter werden (German Edition)
Autoren: Ruth Maria Kubitschek
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die tödliche Folgen für den gesamten Planeten haben kann. Ich hatte das Gefühl, ich müsse etwas tun, was die Menschen wachrüttelt und aufweckt. Also ging ich in die Redaktion einer großen Illustrierten in Hamburg und bat die Verantwortlichen, in ihrer Zeitschrift auf die Gefahren der Atomenergie hinzuweisen. Ich machte den Vorschlag, in mehreren großen Städten Informationsstände aufzubauen, für die ich mich zur Verfügung stellen wollte. Ich war zwei-, dreimal in der Redaktion. Man hörte mir dort zwar höflich zu, aber die Antwort war: »Wenn in Hamburg mit Krümmel etwas passiert, haben wir ja zwei Ausfahrtstraßen.« Damals waren es nur zwei Straßen. Ich fand die Antwort etwas zynisch.
    Das war also nicht mein Weg. Doch ich musste etwas tun. Nur was? Wie sollte ich als Schauspielerin, die sowieso nicht ernst genommen wird, die Menschen auf die Kostbarkeit der Erde und des Lebens aufmerksam machen? In dieser Zeit las ich einen Satz von Jakob Böhme, dem philosophierenden spirituellen Schuster aus Schlesien, der sehr wichtig für mich wurde: »Gehe in die Stille und die Probleme lösen sich von selbst.«

Morgengebet
    D ieses In-die-Stille-Gehen wurde die Quelle meiner Kraft. Jeden Morgen zünde ich auf einem kleinen Altar, den ich mir gebaut habe, drei Kerzen an. Dann spreche ich das Morgengebet der Chelas (Schüler der Meister). Weil es keine Bitten enthält, liebe ich es sehr. Was ich sehr verblüffend finde, ist, dass sie ebenso zu Christus beten.
    Ich beginne diesen Tag und alle Dinge sind völlig in Gott getaucht,
    in Gott und seinen Überfluss.
    Der siegreiche Christus tritt hervor mit dem Überfluss Gottes, in jeder Betätigung des Tages.
    Ich weiß, dass ich Gottes erhabenes Kind bin.
    Jede Bewegung des Heute ist erfüllt von Gott und von Gottes heiliger Liebe.
    Gott! Gott! Gott!
    Die große Flamme der Liebe strömt durch jedes Atom meines ganzen Wesens.
    Ich bin die lautere goldene Flamme Gottes.
    Ich durchflute mit dieser heiligen Flamme meinen physischen Körper.
    Der siegreiche Christus grüßt Dich, Gott, mein Vater. Friede! Friede! Friede!
    Der große Friede Gottes steht erhaben!
    AMEN

Kreativität leben
    B ei meinem inneren Rückzug kam mir die Idee, Märchen zu schreiben, um das Kind im Erwachsenen auf die Schönheit und Kostbarkeit der Natur aufmerksam zu machen.
    Mein äußerer Rückzugsort wurde ein Schwimmbad am Untersee, wo ich bereits viele Sommer verbracht hatte. Dort schrieb ich die Märchen. Die Menschen, die mich umgaben, wurden die Heldinnen und Helden meiner Geschichten. Besonders Gerda Schäfli, die das Herz, die Seele und der General dieses Schwimmbades war. Ihre Güte äußerte sich laut und heftig. Da sie selbst keine Kinder hatte, zog sie fremde Kinder auf. Diese liebten sie und nannten sie »meine Sonne«.
    Die Besucher des Bades mussten jeden Tag ohne Widerrede ihre wunderbaren selbst gebackenen Kuchen vertilgen. Nach jedem dort verbrachten Sommer war – nicht nur – ich deshalb einige Kilo schwerer.
    Ich las den Menschen im Schwimmbad meine Märchen vor und sie wurden als wahrhaftig empfunden. Bei einem Event in München erzählte ich einer Journalistin von meinem Märchenprojekt. Die Geschichten gefielen ihr, sie wollte diese gerne in ihrer Zeitschrift drucken, allerdings nur dann, wenn ich selbst Bilder dazu malen würde. Wie bei Zeitschriften so üblich, sollte das Ganze natürlich auch noch sehr schnell geschehen.

    Einladung ins Schloss Salenstein von Norman und Hardy.
    Ich fragte meine Schwester, wo ich einen ruhigen Ort zum Malen finden könne. Da sie am Chiemsee wohnte, schlug sie mir das Kloster Frauenwörth auf der Insel Frauenchiemsee vor. Gesagt, getan. Ruthchen wollte schon lange heilig werden. Nichts wie hin ins Kloster mit all meinen Malutensilien.
    Im Kloster stellte sich heraus, dass eine der Nonnen ein professionelles Atelier hatte, sie malte Ikonen. Sie war wie ich aus Tschechien und wir verstanden uns auf Anhieb. Hocherfreut erhielt ich die Erlaubnis, in ihrem Heiligtum zu arbeiten. Von ihrem Atelier aus hatte man einen wunderbaren Blick auf den Chiemsee und den Wilden Kaiser – doch ich malte den Untersee und seine Kirschbäume.
    Morgens um vier Uhr ging ich mit den Nonnen, alles studierte Frauen, in die Frühmette. Sie lasen aus dem Alten Testament und ich war entsetzt, weil ich nun einen drohenden, rachsüchtigen Gott kennenlernte. Mit der Bibel in der Hand hatte ich vor Jahren Israel bereist, doch so schlimm war mir der Gott des Alten
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