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Anmutig älter werden (German Edition)

Anmutig älter werden (German Edition)

Titel: Anmutig älter werden (German Edition)
Autoren: Ruth Maria Kubitschek
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meinem Atem breite ich es aus, bis es nicht nur mich, sondern den ganzen Raum, in dem ich mich befinde, umfasst. Ich schicke das Licht durch das ganze Haus, durch meine Umgebung. Alles wird in dieses Licht eingehüllt.
    • Ich beende meine Meditation, indem ich das Licht über meine Füße an die Erde abgebe. Ich fühle mich geerdet und ruhig.

Es gibt keine Zufälle
    I ch bin davon überzeugt, dass es keine Zufälle gibt. Alle Ereignisse, die geschehen, sind von langer Hand vorbereitet.
    1963 hatte ich in München an den Kammerspielen Premiere von »Othello«. Ich war 1958 aus der DDR geflüchtet, hatte in Celle Theater gespielt und, Gott weiß warum, engagierte mich Kortner für die Rolle der Lampito in »Lysistrata«, eine Fernsehproduktion mit der jungen Romy Schneider und Barbara Rütting. Damals sagte er zu mir: »Wenn ich jemals den ›Othello‹ inszenieren sollte, spielen Sie die Emilia.«
    Kortner hielt Wort. Ich wohnte in München in einem möblierten Zimmer, hatte keinen Besitz und kaum etwas zum Anziehen. Mein Sohn Alexander war damals sechs Jahre alt und lebte bei meinen Eltern.
    Vor jedem Theaterabend hatte ich furchtbare Angst. Die Angst oder das Lampenfieber, wie man es in unserem Beruf nennt, tobte in mir bis zu dem Moment, in dem ich endlich auf der Bühne stand. Die Zeit bis dahin war meistens furchtbar und endlos lang. Am Tag der Premiere für »Othello« war ich beim Friseur im »Hotel Vier Jahreszeiten«. Heute gibt es ihn nicht mehr. Der Friseurbesuch war völlig unnötig, denn ich trug abends als Emilia eine Perücke. Doch ich traf beim Friseur zufällig, wie man zu sagen pflegt, einen Freund von der Schauspielschule in Halle. Wir hatten uns vierzehn Jahre nicht mehr gesehen. Hardy freute sich sichtlich und fragte mich, wie es mir gehe und was ich so mache.
    »Ach«, jammerte ich. »Ich habe heute Abend Premiere in den Kammerspielen, Othello.«
    »Was, das ist ja wahnsinnig. Gibt es dafür noch Karten?«
    »Ich habe noch zwei, du kannst sie gerne haben. Ich kenne niemanden in München.«
    Überglücklich zog er mit den Karten ab. Er wollte mit seinem Freund kommen.
    Die Premiere war sehr wichtig für mich, doch was wirklich eine Veränderung in meinem Leben hervorbrachte, war die Begegnung mit Hardy. Ich bekam von seinem Freund Dr. Norman Budgeon einen Korb Blumen und eine Einladung ins Schloss Salenstein in der Schweiz.
    An meinem ersten freien Tag setzte ich mich in den Zug nach Rorschach. Hardy und die Haushälterin Erna holten mich – natürlich mit einem Rolls Royce – am Bahnhof ab. Sollte mich ein solcher Empfang nach all den bisherigen Kämpfen meines Lebens nicht umhauen? Ich habe gestaunt und mich gefreut. Als wir auf der Landstraße hinter Tägerwilen von einem Hügel aus auf den Untersee, in dessen Mitte die Insel Reichenau elegant im Wasser liegt, blickten, sagte ich aus vollem Herzen: »Hier möchte ich leben.«
    Hardy meinte trocken: »Das Landleben ist nichts für dich. Du machst erst einmal Karriere.«

    Mein trauriger Freund Hardy bei einem Treffen in München.
    Wir kamen in das wunderschöne Schloss aus dem elften Jahrhundert, zu dem zwei große Riegelhäuser im Schlosshof auf der linken Seite gehören. Im Eingang rechts stand ein großes altes Bauernhaus, Katzenhaus genannt. Ich wurde in ein typisch englisch eingerichtetes Zimmer verfrachtet. Vor 14.00 Uhr wollte Norman, Hardys Freund, keine Frau sehen. Hardy hielt sich an die Regel. Er hatte offensichtlich Schiss, ob das mit mir gut gehen würde. Nun, es ging gut. Norman hatte mein Spiel gefallen. Er fand, ich sei eine faire Frau, mit der man befreundet sein könne.
    Von nun an war ich in diesem Schloss immer willkommen. Norman hatte es sehr englisch, in angenehmen Farben und funktionell eingerichtet. Es war gemütlich, nicht zu groß und doch nicht zu übersehen, da oben auf dem Berg. Man blickte über den ganzen Untersee, den Radolfzellersee, den Gnadensee und die Insel Reichenau. Ich habe Schloss Salenstein als einen außerordentlich spirituellen Platz empfunden.
    Hardy, der seinen Schauspielerberuf und seine Karriere für seinen reichen Freund Norman, den er liebte, aufgegeben hatte, war bei all dem Reichtum und der Sicherheit an Normans Seite, der immer behauptete, ein Multi-Multimillionär zu sein, zutiefst traurig, einsam und verzweifelt. Er erlebte nun meinen Weg fast zu intensiv mit. Ich war ihm nicht ehrgeizig genug, hatte zu wenig Erfolg und außerdem in seinen Augen immer die falschen Männer. Sein Freund
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