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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Autoren: Laurell K. Hamilton
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schuld an ihrer Lage, darum gab ich ihnen Schutz. Da ich kein Werleopard war, konnte ich den Schutz nur mit einer Drohung erreichen, nämlich dass ich jeden töten würde, der ihnen etwas tat. Die übrigen Monster müssen es mir geglaubt haben, denn ab da ließen sie die Werleoparden in Ruhe. Wenn man genug Silbermunition verschossen hat, bekommt man einen gewissen Ruf.
     
    Jean-Claude drückte sich den Apparat ans Ohr. »Langsam kommt es noch so weit, dass keiner in St. Louis irgendein Monster beleidigen kann, ohne dass er es mit dir zu tun bekommt, ma petite.« Man konnte fast meinen, dass er sauer auf mich war.
     
    Ich schätze, diesmal konnte ich ihm keinen Vorwurf machen.
     

3
     
    Das Privatflugzeug sah aus wie ein längliches weißes Ei mit Flossen. Gut, ein bisschen länger als ein Ei und spitzer an den Enden, aber es sah genauso zerbrechlich aus. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich ein kleines Flugangstproblem habe? Ich ' saß kerzengerade in meinem voll drehbaren, voll abwaschbaren Sessel angeschnallt und grub die Fingernägel in die Armlehnenpolster. Ich hatte den Sessel mit Absicht von dem runden Fenster II weggedreht, sodass ich nicht neben mir in die Tiefe sehen konnte. i Leider war das Flugzeug so schmal, dass ich aus den Augenwinkeln die Wattewolken und den blauen Himmel in der anderen I Fensterreihe aufblitzen sah. Da fiel es mir schwer zu vergessen, dass ich etliche Meilen über dem Boden schwebte und mich nur eine dünne Metallplatte vom Eintritt in die Ewigkeit trennte.
     
    Jason ließ sich neben mir in den Sitz fallen, sodass mir ein kleiner Schrei entfuhr. Er lachte. »Ich kann nicht fassen, dass du solche Angst vorm Fliegen hast.« Er stieß sich mit den Füßen ab und drehte sich mit dem Sessel herum wie ein kleiner Junge in Papas Büro. Seine dünnen blonden Haare waren knapp schulterlang, ohne Pony. Seine Augen hatten dasselbe helle Blau, das an uns vorbeiflog. Er war genauso groß wie ich, eins sechzig, also klein für einen Mann. Das schien ihn aber kein bisschen zu stören. Er trug ein weites T-Shirt und völlig ausgeblichene, fast weiße Jeans, dazu Zweihundert-Dollar-Joggingschuhe, obwohl er nie joggte. Das wusste ich genau.
     
    Diesen Sommer war er einundzwanzig geworden. Er hatte mich offiziell informiert, er sei Zwilling und dürfe ab sofort alles. Alles hieß bei Jason eine Menge. Er war ein Werwolf, lebt„ aber zurzeit bei Jean-Claude und spielte für ihn den morgendlichen Aperitif oder den Abendimbiss. Das Blut von Gestaltwandlern hat mehr Kraft. Man braucht davon weniger als von Menschenblut und fühlt sich hinterher viel besser, jedenfalls habe ich das beobachtet.
     
    Jetzt sprang er aus seinem Sitz und fiel vor mir auf die Knie. »Komm, Anita. Warum sich solche Sorgen machen?« »Lass mich in Ruhe, Jason. Das ist eine Phobie. Das hat nichts mit Logik zu tun. Du kannst es mir nicht ausreden, also lass mich in Ruhe.«
     
    Er sprang auf, und das so schnell, dass es wie ein Zaubertrick wirkte. »Wir sind vollkommen sicher.« Er begann auf und ab zu hüpfen. »Siehst du, vollkommen sicher.«
     
    »Zane!«, schrie ich.
     
    Zane erschien an meiner Seite. Er war über eins achtzig und so dünn, als hätte er nicht genügend Fleisch auf den Rippen gehabt, als er in die Höhe geschossen war. Seine Haare waren schreiend blond wie Neonbutterblumen, an den Seiten rasiert und auf dem Kopf zu Stacheln gegelt. Er trug schwarze Vinylhosen wie eine glitschige zweite Haut und darunter eine passende Weste ohne Hemd. Glänzende schwarze Stiefel rundeten seinen Aufzug ab.
     
    »Sie haben gerufen?«, fragte er mit schmerzhaft tiefer Stimme. Wenn ein Gestaltwandler zu viel Zeit in seiner Tiergestalt verbringt, bilden sich manche Eigenschaften nicht mehr zurück. Zanes Gerölltimbre und die niedlichen Reißzähne in Unter- und Oberkiefer zeigten an, dass er zu oft zu lange Leopard gewesen war. Seine Stimme hätte noch als menschlich durchgehen können, aber die Zähne - die Zähne verrieten ihn.
     
    »Schaff mir Jason vom Hals, bitte«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
     
    Zane blickte auf den kleineren Werwolf hinab.
     
    Jason wich nicht von der Stelle. Zane ging die letzten zwei Schritte auf ihn zu. So standen sie da, Brust an Brust, und starrten sich in die Augen. Plötzlich i fühlte man diese kribbelnde Energie, bei der man wusste, dass jemand nicht so viel Mensch war, wie er vorgab.
     
    Mist. Ich wollte keinen Streit. Zane senkte ein wenig den Kopf und ließ ein tiefes
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