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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
Autoren: Jack Kilborn
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mit dem Horror fertigzuwerden, den ein Angriff für ihn bedeutete.
    Eine Bewegung. Zu seiner Linken. Erwin richtete sogleich die Taschenlampe darauf, gerade noch rechtzeitig, um etwas
Schwarzes hinter einem Baum verschwinden zu sehen. Das war zu hochgewachsen für einen Bär gewesen. Vielleicht also doch ein Mensch?
    Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton hervor. Wenn es sich tatsächlich um einen Menschen handelte, warum versteckte der sich dann hinter einem Baum? Warum versteckte er sich überhaupt?
    Erwin trat einen Schritt auf den Baum zu. Es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter, und er spürte, wie ihm das Adrenalin durch die Adern schoss.
    Dann kam plötzlich ein Reh durch den Wald auf ihn zugerannt.
    Erwin hob die Hand, um den Aufprall zu lindern. Er ließ die Taschenlampe fallen und stemmte sich gegen das auf ihn zuschnellende Tier. Der Zusammenstoß war nicht so hart, wie Erwin erwartet hatte. Schwächer und wärmer. Der Kopf des Rehs prallte gegen Erwins Brust, schleuderte ihn aber nicht zurück. Er konnte ihn abstoppen wie einen schwach geworfenen Football. Dann sprühte etwas Warmes in Erwins Augen.
    Er trat einen Schritt zurück, und das Reh stürzte vor ihm zu Boden. Es trat noch einmal mit den Beinen aus, als ob es noch immer rennen würde. Schließlich zuckte es noch zwei Mal, ehe es endgültig Ruhe gab.
    Erwin rieb sich die Augen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass die warme Flüssigkeit auf seinem Gesicht Blut war. Er fand seine Taschenlampe nicht weit entfernt auf dem Boden liegend. Auch sie war mit Blut besudelt und tauchte den Wald in rotes Licht. Mit zitternden Händen richtete er den Strahl auf das Reh vor ihm auf dem Boden und sah einen langen Schnitt in der Flanke des Tieres - so tief, dass selbst die Rippen durchtrennt waren.

    »Josh!«, rief er panisch, aber es war kaum mehr als ein schwaches Ächzen.
    Dann hörte er, wie sich etwas im Wald bewegte.
     
     
     
    Sal Morton hatte seit gut dreißig Jahren nicht mehr geweint. Jetzt tat er es umso heftiger. Die unförmige blutige Gestalt, die einmal seine Frau gewesen war, wollte nicht aufhören zu zucken und zu röcheln. Statt ihm zu erlauben, ihren Qualen ein Ende zu setzen, zwang ihn der Eindringling, eine ganze Reihe nichtiger Fragen zu beantworten.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wann war es?« Der Mann hatte einen starken ausländischen Akzent. Die Stimme klang rauchig und seltsam feminin.
    »Das ist schon lange her. Jahre.«
    »Wo?«
    Sal warf einen Blick auf seine Frau, wie sie sich auf dem Bett wand. Wie war es nur möglich, dass sie das Bewusstsein noch nicht verloren hatte?
    »Bitte. Töten Sie sie. Töten Sie uns beide.«
    »Wo waren Sie?«
    »In der Stadt. Im Baumarkt. Heilige Mutter Gottes, ich flehe Sie an, machen Sie dem Ganzen ein Ende.«
    Der Mann machte eine rasche Bewegung mit dem Messer, und das Ding, das einmal Maggie gewesen war, wimmerte wie ein krankes Kätzchen.
    Sal streckte eine Hand nach ihr aus und berührte sie, erntete jedoch nur weitere Schreie. Panisch zog er die Hand zurück, ballte die Fäuste und zitterte so heftig am ganzen Körper, dass er beinahe vom Rand des Bettes glitt.

    Der Mann hingegen machte einen recht vergnügten Eindruck.
    »Würde es Ihnen helfen, sich zu konzentrieren, wenn ich sie töte?«
    »Ja, um Himmels willen, ja!«
    »Dann tun Sie es.«
    Der Mann hielt Sal ein Kopfkissen hin. Sal starrte darauf und fragte sich zum tausendsten Mal, ob all dies wirklich geschah, ob es tatsächlich real war. Vor wenigen Minuten war er noch beim Angeln gewesen und hatte überlegt, was sie während des kommenden langen Wochenendes unternehmen könnten. Er hatte an Essengehen gedacht. Danach konnten sie sich einen Horrorfilm im Kino anschauen, um Halloween zu feiern. Aber sein Leben hatte sich in jenem Augenblick geändert, als er das Schlafzimmer betreten hatte. Die ganze Welt hatte sich geändert. Er würde sich nie wieder mit Maggie einen Film anschauen können. Stattdessen sollte er sie jetzt umbringen. Konnte er das überhaupt? Würde er die Kraft dazu haben?
    Sal schloss die Augen und versuchte sich Maggie als junges Mädchen vorzustellen, als er sie zum ersten Mal getroffen hatte. Ein Blinddate. Sal konnte sich an jede Sekunde ihres ersten gemeinsamen Abends erinnern. Maggie hatte ein rosa Kleid getragen, die Haare waren hochgesteckt. Sie kicherte, als sie ihn sah. Er gefiel ihr offensichtlich genauso gut wie sie ihm. Sie waren zum Bowling gegangen und hatten einen famosen
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