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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
Autoren: Jack Kilborn
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und sah zwei schwarze Balken in der oberen linken Ecke - der Empfang war also ausnahmsweise einmal unschuldig. Die Störung lag wahrscheinlich am anderen Ende. Warum irgendjemand in dieser Umgebung freiwillig Handys benutzte, war Streng völlig unverständlich. Eine normale Unterhaltung von drei Minuten Dauer wurde mindestens acht bis neun Mal unterbrochen. Strengs Standardwitz lautete, dass er seinen Hilfssheriffs statt Mobiltelefone demnächst mit Faden verbundene Blechdosen spendieren würde.
    Dann klingelte es erneut. Streng richtete sich so weit er konnte auf, so dass er ganze fünf Zentimeter höher saß - fünf wertvolle Zentimeter näher am Satelliten.
    »Streng.«
    »Sheriff, ich bin es. Josh VanCamp von der Feuerwehr in Safe Haven. Wir haben hier ein Problem.«
    Josh war ein guter Junge, groß gewachsen und kräftig, ganz
der Vater. Junge war wohl nicht mehr ganz zutreffend - er musste mittlerweile über Dreißig sein. Aber Streng war nicht mehr weit von Siebzig entfernt, was hieß, dass er so gut wie jeden als »Jungen« bezeichnete.
    »Josh, handelt es sich um einen Notfall? Ich hatte nämlich vor, meinen alten Knochen für den Abend mal Ruhe zu gönnen.«
    »Das kann man so sagen, Sheriff. Hier ist ein Helikopter abgestürzt.«
    Streng kannte niemanden im Landkreis, der einen Helikopter sein Eigen nannte. Er warf seinem Chili con Carne einen sehnsüchtigen Blick zu; der geriebene Käse war gerade perfekt geschmolzen.
    »Ein Hubschrauber? Bist du dir sicher?«
    »Ich stehe am Absturzort. Und es gab einige … Unfallopfer.«
    Streng schnellte mit dem Schaukelstuhl nach vorn. »Du meinst, Leute sind tot?«
    »Zwei.«
    »Hast du den Notarzt angefordert?«
    »Äh, nein. Sie sind tot, da besteht absolut kein Zweifel.«
    »Wo genau bist du gerade, Josh?«
    »Neben dem See auf der Gold Star Road, circa vier Kilometer von Safe Haven entfernt. Ich bin mit dem Tankwagen gekommen. Das Feuer ist unter Kontrolle. Wir lassen die Lichter an, damit Sie uns finden.«
    »Gold Star Road hast du gesagt?«
    Streng war schon längere Zeit nicht mehr in der Gold Star Road gewesen. Das letzte Mal hatte er dort seinen Cousin Sal Morton besucht. Sie hatten Zander gefangen, das eine oder andere Bierchen getrunken und sich geschworen, das bald zu wiederholen. Das war vor zwei Monaten gewesen. Streng hatte ihn anrufen wollen, um zu hören, wie es so ging, vielleicht
sogar um ein weiteres Treffen am See auszumachen, ehe es zu kalt werden würde. Seit ihrer Kindheit waren sie gute Freunde, und es war eine Schande, dass sie sich nicht mehr Mühe gaben, Zeit miteinander zu verbringen.
    »Genau, Sheriff. Soll ich jetzt die Staatspolizei anfordern?«
    Streng dachte einen Augenblick lang nach. Die Staatspolizei war für Verkehrsunfälle auf öffentlichen Straßen zuständig, die Gold Star Road aber war eine private Straße. Die würden sich bestimmt nicht mehr mit dem Fall beschäftigen wollen als er.
    »Nein, das ist unser Fall. Ich werde in einer halben Stunde da sein. Sonst noch jemand vor Ort?«
    »Erwin.«
    »Dass er bloß nichts anrührt. Dasselbe gilt natürlich auch für dich.«
    Streng legte auf und stemmte sich aus dem Schaukelstuhl. Er nahm einen Löffel voll dampfendem Chili, blies darauf und schob es sich in den Mund. Vorzüglich. Dann stellte er den Teller in den Kühlschrank, schnallte das Pistolenhalfter um und ging aus dem Haus zu seinem Jeep Wrangler. Er genoss die Vorstellung, dass er nur noch drei Wochen Dienst hatte, ehe er pensioniert wurde. Dann konnte sich jemand anderer die Zeit mit nächtlichen Anrufen um die Ohren schlagen, während er es sich in seinem Schaukelstuhl bequem machen und in Frieden sein Chili essen würde.
     
     
     
    Erwin Luggs war ein hilfreicher, verlässlicher und durch und durch angenehmer Zeitgenosse und kompensierte auf diese Art das nicht unbeachtliche Fehlen grauer Zellen. Er besaß weder ein markantes Kinn wie Josh, noch hatte er einen
imposanten Körperbau, aber seine gewaltige Gestalt und ein Schopf unbezähmbarer Haare betonten seine freundliche Natur. Die Frauen sahen ihn als großen, kuscheligen Teddybär. Eine Lady insbesondere, eine gewisse Jessie Lee Sloan, mochte ihn so gern, dass sie bereit war, ihn zu heiraten. Der Termin war für den folgenden Monat angesetzt.
    Die Heirat ließ Erwin keine Ruhe, denn sie kostete erheblich mehr, als er anfangs kalkuliert hatte. Er arbeitete als Teilzeitkraft bei der Feuerwehr und unterrichtete neun Monate im Jahr an der örtlichen Mittelschule,
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