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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz
Autoren: Brian Falkner
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herunterhingen.
    Einer der Hunde kam einen Schritt auf ihn zu und stieß ein tiefes, drohendes Knurren aus. Der andere folgte ihm und fletschte die Zähne.
    Sam wich zurück. Die Hunde rückten näher, die Köpfe tief und lauernd, die Hinterflanken hoch aufragend. Sie schlichen sich an ihn an wie an ein Beutetier. Er stolperte noch ein paar Schritte zurück. Als er einen Polizei-Humvee näher kommen hörte, drehte er sich halb um und hoffte, dass die Cops anhalten und eingreifen würden, aber der Humvee fuhr vorüber. Entweder hatten die Polizisten nichts bemerkt oder sie hatten schnell weggeblickt, weil es ihnen egal war, was mit ihm geschah.
    Inzwischen hatte er die Einmündung zur Gamer Alley erreicht, die rechts von ihm lag. Als sich die Hunde trennten, um ihn von zwei Seiten in die Zange zu nehmen und ihm den Fluchtweg abzuschneiden, drehte er sich schnell um und lief in die rauchig-unheimliche Gasse hinein.
    Nach ein paar Schritten blickte er zurück. Die Hunde hatten die Verfolgung aufgegeben.
    Die Mauern auf beiden Seiten der Gasse ragten hoch auf. Sie war eng, wie mit einer Säge tief und schmal in die Häuserblocks geschnitten. Hier drang kein einziger Strahl der kläglichen frühen Morgensonne hinein. Die Wolken schickten mit dem Regen eine trostlose, müde Düsternis in die Gasse, die sich mit dem Dampf, den Gerüchen und dem Rauch der kleinen Geschäfte und Läden vermischte. Eine bunte Neonreklame schimmerte verschwommen durch den Dunst. Sie warb für irgendwelche Videospiele, die man in dieser Spielhalle spielen könne, und verkün dete, dass für diese Spiele völlig neue Technologien entwickelt worden seien. Allerdings waren die Spiele, die in der Werbung genannt wurden, ziemlich harmlos. Aber natürlich war jedem (und vor allem auch der Polizei) klar, dass man die Spielhölle nur betreten musste, um völlig freien Zugang zu sämtlichen weit weniger harmlosen Videospielen zu bekommen.
    Ein paar Leute gingen an ihm vorbei – Leute mit dem leeren Blick und den ständig zuckenden Händen von Gewohnheitsspielern, die typischen Symptome der Spiel-sucht.
    Sam stieß die Hände tief in seine Jackentasche, zog die Schultern hoch und wagte sich weiter in die Gamer Alley hinein.
    Eine junge Frau Anfang zwanzig, schön wie ein Model aus einem Modemagazin, saß auf einem blauen Bürostuhl direkt neben einem überquellenden Müllcontainer. Der heftige Regen hatte ihr das Haar auf den Kopf geklatscht; Wasser rann ihr übers Gesicht bis zur Nasenspitze, von wo es in regelmäßigen Abständen heruntertropfte. Sie tat nichts. Sagte nichts. Saß nur einfach da und beobachtete Sam, der durch die Gasse auf sie zuging. Ganz bestimmt eine Spielsüchtige.
    Als er näher kam, drehte sich der Bürostuhl ein wenig, und obwohl sie weder Kopf noch Hals bewegte, blieb ihr Blick fest auf ihn gerichtet.
    Er ging an ihr vorbei. Der Stuhl bewegte sich ein wenig weiter und mit ihm drehte sich ihr Körper, sodass sie ihn weiter im Blick behalten konnte. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos.
    Sam ließ sie hinter sich, aber es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter, als müsse er damit rechnen, dass ihre eigenartige Untätigkeit urplötzlich in gewalttätige Raserei umschlagen könne.
    Erst nach ungefähr zwanzig Schritten warf er einen Blick zurück. Sie saß immer noch bewegungslos da und starrte ihn an.
    »Willst ’n Köter kauf’n?«
    Ein Mann in schäbigem grauen Mantel stellte sich ihm in den Weg und Sam musste abrupt stehen bleiben, um nicht mit ihm zusammenzuprallen.
    »Ich ...äh ...«
    »Willst nun ’n Köter kauf’n oda nich?«
    Der Mann hielt den fraglichen Köter in den Armen. Ein räudiges, struppiges Etwas, ungefähr so groß wie ein kleiner Pudel und von nicht feststellbarer Rasse.
    »Is ’n braver Jung«, erklärte der Mann und hielt ihm den Hund hin. Der brave Jung fletschte die Zähne und schnappte nach Sams Arm; er verfehlte ihn nur sehr knapp.
    »Nein, äh, ich . . .«
    »Beißt abba fast nie!«, behauptete der Mann.
    »Nein.«
    Wieder schnappte der Köter nach ihm. Sam schlug einen weiten Bogen um den Hundeverkäufer und ging schneller.
    Er näherte sich dem Ende der Gasse.
    Rechts wurde plötzlich eine Tür aufgerissen – ein Notausgang im ersten Stock. Eine Feuertreppe führte bis zur Straße. Ein Mann etwa Mitte fünfzig stürzte zur Treppe. Er war bis auf seine Boxershorts mit Micky-Mouse-Motiven und eine hawaiische Lei um den Hals nackt. Unter dem Arm trug er eine Kaffeemaschine. Er sprang die
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