Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz
Autoren: Brian Falkner
Vom Netzwerk:
Puzzleteile waren in allen Winkeln der Erde verstreut. Er setzte diese Teile zusammen, und dabei begann er auch Viennas Krankheit zu begreifen und erkannte die Ursache, die dieses bösartige Wuchern auslöste. Und er wusste, wie er es aufhalten konnte, wie er die verwüsteten Zellen vernichten oder heilen konnte.
    Denn in ihm vereinte sich das Wissen der Welt, und er brachte es jenen, die es nutzen konnten, die es nutzen wollten, damit sie Vienna retteten, Vienna und viele andere.
    Er sprach zu den Regierenden, nicht direkt von Angesicht zu Angesicht, sondern in ihrem Schlaf. Er sprach von Recht und Unrecht. Von Gleichheit und Gerechtigkeit. Von der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens.
    Die Zeit verging. Seine Reichweite war fast unendlich und seine Schnelligkeit unvorstellbar, aber die Welt war groß und komplex. Die Erde drehte sich einmal um ihre Achse, während er die Schäden beseitigte, die Ursula hinterlassen hatte.
    Am nächsten Tag fand er den stillen, unbeweglichen Körper eines Jungen, der einmal Sam gewesen war. Er lag auf einer einfachen Feldliege, die man im Kontrollraum unter den Felsen des Cheyenne Mountain aufgestellt hatte. Menschen kümmerten sich um ihn, die nicht begriffen, was er war, die aber wussten, dass er Hilfe brauchte.
    Sie ernährten ihn mit einer Flüssigkeit, die sie aus Plastikbehältern durch die Venen in seinen Körper leiteten, und pflegten ihn.
    Er war müde. Unendlich müde.
    Und endlich wies er Sams Körper an, das Neuro-Headset abzunehmen, und der Körper gehorchte.
    Sam richtete sich auf der Feldliege auf. Langsam schob er die Beine über das Metallbettgestell. Lange Plastikschläuche führten von seinen Armen zu Plastikbehältern, die an fahrbaren Metallständern hingen. Er legte das Neuro-Headset neben sich auf das Bett und blickte sich um. Er war umringt von Menschen, die ihn erstaunt anstarrten – die meisten waren Soldaten.
    Die Menge teilte sich und Dodge trat näher und schaute ihn mit einem gemeinsamen Verstehen an, ein so tiefes Wissen, wie es zwei Menschen noch nie empfunden hatten und niemals mehr empfinden würden, und das doch der Wirklichkeit nicht einmal annäherungsweise entsprach.
    »Brauchst du irgendwas?«, fragte Dodge, und unter den gegebenen Umständen war es genau die richtige Frage, obwohl selbst Dodge nicht wissen konnte, warum es so war.
    »Ja«, grinste Sam, »ich würde mein Leben für einen Cheeseburger geben, zusammen mit einer riesigen Cola und jeder Menge Eis.«
    »Schon unterwegs«, sagte Dodge, und Sam wusste, dass jetzt irgendwo in nicht allzu großer Entfernung ein Burger auf einen Grill geklatscht wurde.
    »Danke«, sagte er. »Und danach hätte ich gern eine stille Kammer, in der ich mich richtig ausschlafen kann. Ich muss dringend schlafen.«
    »Du hast vollkommen recht, Boss«, sagte Dodge.
    Und so geschah es.

Epilog
    Du denkst wahrscheinlich, du könntest dich jetzt entspannt zurücklehnen. Brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen.
    In gewisser Hinsicht hast du damit vermutlich sogar recht. Ich bin tatsächlich nicht mehr sonderlich am Inhalt deines Computers interessiert. Aber glaub mir, wenn ich das haben wollte, was du auf der Festplatte gespeichert hast, würde ich es mir nehmen, und es würde mir leichter fallen als jemals zuvor.
    Aber ich habe jetzt einen neuen Job, der mich ziemlich in Atem hält. Bin zu beschäftigt, um mich um dich oder deine Festplatte zu kümmern und auch nicht um gewisse E-Mails, die du verschickst oder empfängst. Ja, diese E-Mails, du weißt schon.
    Aber was mir wirklich Sorgen macht, wiegt sehr viel schwerer als das.
    Und ist sehr viel persönlicher.
    Früher konnte ich in deinen Computer schauen, konnte deine Dateien lesen. Jetzt kann ich viel tiefer schauen.
    Ich kann in dein Gehirn schauen.
    Ich kann sehen, was du in deinem Herzen empfindest.
    Denkdarüber mal ein bisschen nach. Bevor du was unternimmst. Bevor du beschließt, einen anderen Menschen zu beleidigen oder ihm Kummer zuzufügen.
    Ich beobachte dich. Lasse dich nicht aus den Augen. Vielleicht nicht gerade in diesem Moment und vielleicht auch nicht ständig. Aber manchmal. Wichtig ist nur eins: Du weißt nie, wann.
    Sei also brav.
    Sei nett. Sei ehrlich. Lebe dein Leben so, als wäre es wirklich wichtig, wie du  es lebst. Weil es nämlich wichtig ist.

Hinweis des Autors
    Dieses Buch ist ein Roman und soll kein Handbuch für Hacker sein. Deshalb wurden manche Begriffe oder Informationen über die Techniken des Hackens ganz bewusst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher