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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz
Autoren: Brian Falkner
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Festplatte löschen oder sonst was in dieser Richtung tun. Ich bin nämlich weder bösartig noch boshaft veranlagt und nicht mal besonders gemein.
    Nein – ich verschwinde einfach wieder still und leise und lösche hinter mir alle Spuren, die darauf hindeuten könnten, dass ich mich jemals in deinem System aufgehalten habe.
    Aber: Ich kenne dich jetzt. Ich weiß, wer du bist. Ich weiß, wo du wohnst. Ich weiß, was du hast. Und sollte es sich eines Tages ergeben, dass ich dringend etwas von dir haben muss, dann kriege ich es von dir, und es wird mir dann auch völlig egal sein, ob du es mir freiwillig gibst oder es auf gar keinen Fall herausrücken willst – ich komme einfach zu dir und hole es mir.
    Der Zeitpunkt wird kommen, und zwar früher, als du denkst.
    Aber in der Zwischenzeit brauchst du dir über mich keine Sorgen zu machen.
    Ich mache mir momentan auch keine Sorgen über dich.
    Im Moment muss ich mir nämlich über viel größere Probleme Sorgen machen.

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1. Schmutzige Tricks
    An einem Freitag, auf dem Weg zur Schule, zwang Sam Wilson die Vereinigten Staaten von Amerika in die Knie.
    Obwohl er das eigentlich gar nicht geplant hatte. Eigentlich wollte er sich nur mal ein neues, schnelleres Notebook unter den Nagel reißen und noch ein paar andere coole Sachen, und die Formulierung »in die Knie zwingen« stammte sowieso auch gar nicht von ihm, sondern von der New YorkTimes. (Und war nach Sams Meinung total übertrieben.) Aber nicht mal halb so schlimm wie die Schlagzeile in der Washington Post. Dort mussten sich die Schlagzeilenartisten in einer Kaffeepause förmlich gegenseitig aufgegeilt haben, denn die Schlagzeile auf der Titelseite der Post schrie
    NATIONALE KATASTROPHE
    in riesigen, fett gedruckten Lettern – allerdings erst, als ihre Druckmaschinen endlich wieder funktionierten.
    Der ganze Ausfall hatte sowieso nur ein paar lächerliche Tage gedauert, das konnte man nun doch wirklich nicht als Katastrophe bezeichnen, oder? Jedenfalls war es nichts, rein gar nichts im Vergleich zu dem, was dann später noch kommen sollte.
    Ein ohrenbetäubendes Rattern echote von den Wolkenkratzern, und Sam blickte auf. Der dunkle Schatten eines BlackHawk-Polizeihubschraubers glitt über die Straße. Sam stockte der Atem; ihm war, als sei plötzlich der gesamte Sauerstoff aus der Häuserschlucht abgesaugt worden. Aber der Hubschrauber wurde nicht langsamer, offensichtlich war es nur eine Routinepatrouille. Er schlängelte sich ge schickt zwischen den gewaltigen Betontürmen von Manhattan hindurch; ein hellorange leuchtender Strahl der frühen Morgensonne erfasste für einen Sekundenbruchteil einen Polizisten, der mit einem Gewehr in der offenen Luke des Helikopters lauerte.
    Sam konnte sich nicht daran erinnern, die Stadt jemals ohne bewaffnete Polizeipatrouillen erlebt zu haben. Vielleicht war es schon immer so gewesen. Jedenfalls seit Vegas.
    Graue Wolken sprühten einen trübseligen, nebligen Nieselregen über die Stadt, aber tief über dem Horizont zeigte sich eine lange, dünne Lücke, in der gerade die Sonne aufging. Sie schickte New York einen Vorgeschmack auf einen richtig schönen, sonnigen Tag – aber das blieb nur ein allzu kurzlebiges Versprechen.
    Sam lief die 44th Street hinunter und bog in die 7th Avenue ein, um nicht durch Beggars Row beim Broadway gehen zu müssen. Dann nahm er die 42., um zum Times Square zu gelangen, wo einige der riesigen Großbildschirme noch unregelmäßig flimmerten, während andere längst völlig stumm und schwarz blieben. Doch der Monitor von M&M funktionierte noch, trotz mehrerer schwarzer Löcher, von denen behauptet wurde, dass es sich um Einschüsse handelte.
    Um diese Zeit am frühen Morgen war die U-Bahn-Station an der 42th Street bereits sehr belebt – eine gehetzte, rempelnde, atemlose Menschenmenge –, aber Sam war daran gewöhnt, und die U-Bahn war immer noch das schnellste und sicherste Transportmittel, um durch Manhattan zu kommen.
    An der Franklin Street Station stieg er aus und ging die Verick Street bis zum West Broadway entlang. Als er an der Gamer Alley vorbeikam, ging er schneller. Unwillkürlich rümpfte er die Nase, als er die üblen Gerüche wahrnahm, die aus der Gasse kamen.
    An der Ecke Thomas Street und West Broadway kämpften zwei Straßenköter miteinander. Sam ging langsamer, ihm wurde unbehaglich zumute, als er sah, dass sich ihre Augen verengten und lange Fäden von schleimigem Speichel von ihren Lefzen
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