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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz
Autoren: Brian Falkner
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neben einer großen Topfpflanze mit riesigen Blättern an einem wild rankenden Stamm. Diesen Tisch hatte Sam wegen seiner Position im Café sorgfältig ausgewählt.
    Sam war zugleich aufgeregt und ängstlich, als er die Tasche öffnete. Er war im Begriff, eine unsichtbare Grenze zu überschreiten. Das war der Anfang von etwas, so ähnlich wie das Gefühl, wenn man sich auf dem Sitz einer besonders waghalsigen Achterbahn anschnallte. Oder nein – sogar noch aufregender: als wäre er Soldat irgendeiner Eliteeinheit und würde zum ersten Mal hinter den feindlichen Linien eingesetzt oder ein Spion, der mit einer gefährlichen Mission beauftragt wurde, bei der alles von Geschicklichkeit, Listigkeit und schnellem Reaktionsvermögen abhing, um die Sache zu überleben.
    Er zog sein Notebook aus der Tasche; aus einer der Vordertaschen nahm er eine kleine Parabolantenne, klappte sie auf und steckte sie fest in die Erde der Topfpflanze.
    »Bist du in Position?«, kam Fargas’ Stimme aus dem Ohrstöpsel.
    »Ja, sicher, Kumpel«, murmelte Sam zurück und ließ den Blick schnell durch das Café gleiten.
    Es war zu ungefähr zwei Dritteln gefüllt, die meisten Gäste waren Geschäftsleute in dunklen Anzügen oder Kleidern. Nur an ein paar Tischen hockten Künstlertypen aus Greenwich Village.
    Ein Bursche Mitte zwanzig mit völlig kahl geschorenem Kopf und einer Spinnennetz-Tätowierung, die sich aus seinem Hemdkragen über den Nacken wand, saß mit einer streng aussehenden Matrone an einem Tisch. Sie trug ein nüchternes graues Wollkleid, und Sam vermutete, dass sie seine Mutter war. An einem Tisch in der Nähe der Tür saß eine kleine Gruppe von Touristen, die eifrig und unter ständigem Gelächter damit beschäftigt waren, sich mit den Handys gegenseitig zu fotografieren.
    Sam konzentrierte sich wieder auf das Display des Notebooks. Er öffnete den Wireless-Manager und klickte auf »Verbinden«. Ein rotes Signal in der Task-Leiste begann orange zu blinken, dann blinkte es grün, als die Verbindung zu einem nahen Wireless-Netzwerk hergestellt wurde. Grün wie eine Verkehrsampel. Grün für »Es geht los«.
    Ein neues Fenster öffnete sich und zeigte ihm insgesamt siebzehn Netzwerke an; das kostenlose Netzwerk des Cafés hatte natürlich die größte Signalstärke. Die übrigen Netze kamen aus allen Richtungen, Gigabytes von Daten fluteten unsichtbar durch das Café. Persönliche, vertrauliche Daten, intimste Details, die von Menschen verschickt wurden, die offenbar absolut darauf vertrauten, dass ihre Wireless-Netzwerke vollkommen sicher waren.
    Dieses Vertrauen war keineswegs vollkommen unbegründet. Mit den heutigen Möglichkeiten zur Sicherung von Datennetzen, mit den Systemen zur Angriffserkennung und hoher Verschlüsselung musste man schon eine ganz besondere Person sein, wenn man in die Netzwerke, Speicher und Datenströme hacken wollte. Ein Experte. Ein Genie. Ein Teufel. Oder, wie manche meinten, ein bisschen von allem.
    Eben jemand wie Sam.
    Sam ignorierte sechzehn der Signale. Ihn interessierte nur ein einziges: ein ziemlich schwaches Signal von einem Wireless-Access-Point auf der anderen Seite der alten Klinkermauer, vor der er saß. Wahrscheinlich war der Point sogar ziemlich nahe, aber die massive Wand schwächte das Signal stark ab, bis es fast nur noch ein Schatten seiner selbst war.
    Die Parabolantenne, die er in den Pflanzentopf gesteckt hatte, enthielt auch einen Signalverstärker. Er drehte die Antenne ein wenig hin und her, um sie möglichst genau auf das Signal auszurichten.
    »Kommst du klar?«, fragte Fargas.
    »Bisher kein Problem«, murmelte Sam. »Wireless-Sicherheit ist der reine Witz. Ein Widerspruch in sich. So ähnlich wie ein Diät-Doppelcheeseburger.«
    »Aber ich mag Doppelcheeseburger!«, quengelte Fargas.
    Sam schickte ein generisches Abschaltsignal auf die Reise und warf damit die Station aus dem Netzwerk. Sie begann sofort zu blöken wie ein verirrtes Lämmchen, das nach seiner Mutter schrie.
    Fast sofort wollte sich die Station wieder einwählen, aber er fing das Signal ab und schickte dem Netzwerk stattdessen dasselbe Signal von seinem eigenen Rechner. Weniger als eine Sekunde später war er mit dem Netzwerk verbunden.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte er leise. »Nur ein paar Sicherheitskräfte. Hängen im Foyer he rum.« »Was machen sie?« »Gehen auf und ab und langweilen sich«, sagte Fargas. Sam grinste. »Okay. Ich geh jetzt rein.« Er blickte sich noch einmal kurz nach den anderen
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