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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz
Autoren: Brian Falkner
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Feuertreppe hinunter, wobei er immer drei Stufen auf einmal nahm, und verschwand genau im selben Moment um eine Hausecke, als zwei Polizisten in schwarzer Kampfkleidung durch die Tür oben an der Feuerleiter kamen. Die Beamten liefen die Treppe hinunter und nahmen die Verfolgung des Kaffeemaschinendiebs auf.
    Auch Sam floh. Er ergriff buchstäblich die Flucht – raus aus dieser entsetzlichen Gasse – und rannte in die Church Street, wo er sich gegen eine Mauer lehnte und erleichtert aufseufzte. Hier wartete er ab, bis sein Atem wieder ruhiger wurde. Wie auf ein Stichwort hin klingelte sein Handy, als er in die Thomas Street einbog. Er steckte das Bluetooth Earpiece ins Ohr.
    »Hi, Kumpel«, sagte er.
    »Verdammt, wo bleibst du denn?«, fragte Fargas am anderen Ende. Er kaute auf etwas herum, anscheinend hatte er ziemlich viel davon im Mund.
    Sam blickte zum gegenüberliegenden Gebäude hinüber. Im zweiten Stock erhaschte er einen Blick auf Fargas, der an einem Fenster stand. Wie zwei schwarze Nullen ragten die Linsen eines starken Fernglases aus seiner wirren Mähne hervor.
    Sam winkte ihm kurz und verstohlen zu.
    Im Fenster nahm er eine ebenso kurze Bewegung wahr – etwas Helles, wahrscheinlich hatte ihm Fargas zurückgewinkt.
    »Hab die Abkürzung durch die Gamer Alley genommen«, erklärte Sam.
    Fargas schwieg kurz, anscheinend musste er diese Nachricht erst mal verdauen. »Und – Jackpot im Vorbeigehen abgeräumt?«
    »War als Tourist unterwegs«, sagte Sam. »Was isst du denn da?«
    Ganz bestimmt Karamellpopcorn. Fargas war der einzige Mensch, den er kannte, der zum Frühstück Karamellpopcorn essen konnte.
    »Karamellpopcorn«, kam prompt Fargas’ Antwort. »Willst du was davon? Ich schmeiß dir ein Päckchen runter.«
    »Mir ist der Appetit vergangen«, sagte Sam. »Keine Ahnung warum.«
    Er schlenderte am Gebäude der Telecomerica vorbei, als interessierte es ihn nicht im Geringsten. Warf nicht mal einen Blick hinüber.
    »Bist du sicher, dass das funktioniert?« Fargas klang ein bisschen nervös.
    »Ich bin sicher, dass es nicht funktioniert«, gab Sam zurück. »Sonst würde es doch gar keinen Spaß machen. Sie haben extrastarke Firewalls mit einer demilitarisierten Zone und einem sekundären Abwehrring mit ASA und Sicherheitsprotokoll. Unüberwindbar.«
    »Dann lass die Sache sausen, Mann«, sagte Fargas. »Hab keine Lust, nur für einen Hackangriff in den Knast zu gehen.«
    »Fargas«, sagte Sam. »Du bist mein Bruder und ich mag dich. Aber zieh endlich den Kopf aus dem Arsch, sonst erstickst du noch an deinen eigenen Fürzen.«
    »Ich bin nicht dein Bruder und du magst mich überhaupt nicht«, korrigierte ihn Fargas.
    »Jedenfalls bist du der Einzige, für den ich auf schwul schalten würde«, grinste Sam zum Fenster hinauf.
    »Dachte, du stehst auf Keisha?«, fragte Fargas.
    »Für sie würde ich sogar lesbisch werden, wenn ich eine Tussi wäre«, sagte Sam. »Wie steht’s bei ihr?«
    »Immer noch total desinteressiert.«
    »Ihre eigenen Worte oder deine?«
    »Sie ist Zehntklässlerin, Mann! Du bist in der Zwölften! Das funktioniert einfach nicht. Du würdest dich glatt strafbar machen!«
    »Hast du sie für mich gefragt?«, wollte Sam wissen.
    »Schaffst du das nicht selber?«
    »Sie ist Zehntklässlerin. Also muss sie mich zuerst fragen.«
    »Arroganter Lackaffe«, kommentierte Fargas.
    »Selber«, sagte Sam. »Okay. Jetzt geht’s los.«
    Das Café war schmal, lang, niedrig und eng, eigentlich konnte man es kaum als richtigen Raum bezeichnen, eher als eine Art Tunnel, aus Ziegelsteinen gemauert, der sich tief in den Häuserblock hinein erstreckte. Sam wollte sich unbedingt an einen ganz bestimmten Tisch setzen, musste aber feststellen, dass an diesem Morgen schon ein smart gekleideter Managertyp dort saß. Deshalb hing Sam eine Weile in der Nähe der Tür herum und studierte das heutige Frühstücksmenü auf der Kreidetafel so intensiv, als müsse er es auswendig lernen. Nach ein paar Minuten leerte der Mann die letzten Tropfen seines Kaffees und stand auf. Sam wartete, bis er verschwunden war, dann setzte er sich an den Tisch.
    Eine mürrische Kellnerin mit zusammengewachsenen Augenbrauen nahm seine Bestellung entgegen – Chai Latte. Er wartete, bis sie das Getränk gebracht hatte, bevor er seine Schultasche öffnete. In der sich seine Gesammelten Tricks befanden. Seine Gesammelten Bösen Tricks.
    Der Tisch stand im hintersten Winkel des Cafés, tief im Bauch des Gebäudeblocks, direkt
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