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Angriff aus dem All (Orion 01)

Angriff aus dem All (Orion 01)

Titel: Angriff aus dem All (Orion 01)
Autoren: Hans Kneifel
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aus genarbtem Plastik. Die Finger Wamslers schlugen nervös kleine, abgehackte Wirbel. Drei tiefe Runzeln zogen quer über die breite Stirn Wamslers, in die spitz ein Rest Haar hineinfrisiert war. Immer neue Zeilen bildeten sich auf dem Sichtschirm; es waren die Kurzberichte von Einsätzen der Verbände.
    Wamsler sah auf, als ein spitzer, dünner Ton zu hören war.
    Auf dem Schirm des Videophons, schräg gegenüber dem Schreibtisch, war ein Gesicht zu sehen. Eine Stimme sagte in geschäftsmäßigem Ton:
    »Marschall Wamsler?«
    »Ja bitte, Spring-Brauner?«
    Der Adjutant lächelte knapp und verbindlich.
    »Der Chef der Schnellen Raumverbände ist da.«
    Wamslers dunkle Augen verschwanden für einen Augenblick hinter den schweren, schläfrigen Lidern. Dann sagte er langsam, mit einer dunklen Stimme:
    »Ich lasse bitten.«
    Das Bild auf dem Schirm erlosch.
    Winston Woodrov Wamsler war eine düstere Erscheinung, von Jahren des Dienstes und von der Schwere der Verantwortung geprägt. Alles an ihm war schwarz: die Uniform mit dem breiten Metallverschluß der Jacke, das stark gelichtete Haar mit dem Stirndreieck, die buschigen Brauen und die Augen. Sie besaßen die durchdringende Schärfe eines Röntgengerätes. Ein Knopfdruck ließ die Zeilen von dem Betrachterschirm verschwinden. Der Marschall holte tief Atem und lehnte sich zurück, den kühlen Blick auf die Barriere gerichtet.
    Etwas fauchte halblaut auf.
    Neben der mächtigen Kartenwand leuchtete und flimmerte ein halbtransparentes Viereck; eine Kaskade aus verschiedenfarbigen Lichtstrahlen, wie es schien. Sie war tödlich – derjenige, der in diesen Vorhang tobender Elektronen geriet, war verloren. Wie eine zusammensinkende Wasserwand fiel die Barriere in die Projektionsleiste des Bodens zurück. Ordonnanzleutnant Spring-Brauner betrat das Büro, neben ihm ging mit energischen Schritten eine ungewöhnliche Erscheinung bis dicht an den Schreibtisch Wamslers heran.
    »Guten Abend«, sagte Winston Wamsler halblaut.
    Die Stimme van Dykes war unendlich kühl und gelassen, als sie antwortete.
    »Guten Abend, Marschall Wamsler.«
    Regungslos blieb Spring-Brauner neben der fünfunddreißigjährigen Frau mit dem dunklen Haar stehen. Lydia van Dyke trug die Uniform der Schnellen Raumverbände mit dem Identifikationsschild auf der linken Brustseite. Hinter den beiden Personen stach die Barriere wieder senkrecht nach oben und verschloß das Büro.
    Wamsler eröffnete die Unterhaltung, die alles andere als angenehm zu werden versprach.
    »General van Dyke, Sie wissen vermutlich, warum ich Sie zu mir gebeten habe.«
    Die ausdrucksvollen Lippen der Frau verzogen sich zu einem fast unmerklichen Lächeln, das eindeutig spöttisch war. Lydia besaß eine erstaunlich disziplinierte Sprache.
    »Ich kann es mir denken«, antwortete sie. »Ich nehme an: McLane?«
    Wamsler nickte schwer. Er schien nur ungern weitersprechen zu wollen.
    »Ja, General. Die befehlswidrige Landung auf Rhea hat ihm das Genick gebrochen.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, in der man nur die schweren Atemzüge des Marschalls hörte und das dünne Knirschen der Stiefel, wenn sich eine der drei Personen regte. Dann sagte General van Dyke, ohne den beherrschten Ausdruck zu verlieren:
    »Die Landung auf Rhea mag befehlswidrig gewesen sein, aber sie war eine raumfahrttechnische Meisterleistung. Ich habe mir die Bänder des elektronischen Bordbuchs angesehen.«
    Spring-Brauner war zweifellos ein sehr gutaussehender Mann. Sein persönlicher Fehler, trotz seiner Begabung war, daß er es wußte und pausenlos versuchte, andere mit diesem Wissen verblüffen zu wollen. Ohne den General anzusehen, warf er ein:
    »Die Landung erfolgte entgegen einer ausdrücklichen Alphaorder der Obersten Raumbehörde. McLane hat zugegeben, daß er die Order empfangen hat.«
    Van Dyke musterte Spring-Brauner von oben bis unten, als sähe sie ihn heute zum erstenmal. Dann blieben ihre grauen Augen auf dem schmalen Schild haften, das gewisse Schlösser öffnete und einen persönlichen Kode des Trägers bildete. Mit fast gelangweilter Stimme sagte die Frau:
    »Daß Sie, Mister Spring-Brauner, Commander McLane am liebsten als Sträfling in den Phosphorsümpfen sehen möchten, ist mir keineswegs neu. Und nicht nur mir; Verehrtester.«
    Wamsler hieb mit der Faust auf die Tischplatte und polterte los.
    »Bleiben wir bei der Sache, General.«
    »Wir sprechen noch immer über McLane«, gab Lydia zurück.
    Der Marschall schüttelte den
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