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Angriff aus dem All (Orion 01)

Angriff aus dem All (Orion 01)

Titel: Angriff aus dem All (Orion 01)
Autoren: Hans Kneifel
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Kopf.
    »Persönliche Sympathien oder Antipathien spielen hier keine Rolle. Tatsache ist, daß Cliff Allistair McLane mit sofortiger Wirkung zum Patrouillendienst der Raumaufklärungsverbände strafversetzt ist.
    Das wurde mir vor kurzem von der Obersten Raumbehörde durchgegeben.«
    Lydia van Dyke stand hochaufgerichtet vor dem Marschall; eine schlanke Frau in dem dunklen Dreß mit den knielangen Stiefeln aus hauchdünnem Kunstleder. Sie verriet mit keiner Silbe, was sie wirklich dachte. Jeder aber wußte, daß McLane ihr alles andere als unsympathisch war.
    »Auf die Idee«, sagte sie halblaut und trocken, »mich als McLanes bisherige Vorgesetzte zu informieren, ist wohl niemand gekommen, wie ich vermute?«
    Wamsler machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Deshalb habe ich Sie zu mir gebeten, General. McLane und seine Crew werden in einigen Minuten hier erscheinen.«
    Lydia lächelte sarkastisch.
    »Aha. Und ich soll das zweifelhafte Vergnügen haben, der Hinrichtung beizuwohnen?«
    Wamsler zuckte mit seinen breiten Schultern. Das Leder seines Sessels knirschte protestierend.
    »Ich hätte es Ihnen gern erspart, Lydia«, sagte er etwas versöhnlicher. »Aber ich kann ebensowenig aus meinen Befugnissen ausbrechen wie Sie.«
    Nach einigen Sekunden Pause sagte Lydia van Dyke:
    »Darf ich auch einmal eine persönliche Meinung äußern, Marschall?«
    Wamsler machte eine einladende Geste. Neben der Barriere begann in regelmäßigem Rhythmus eine viereckige Lampe aufzuleuchten. Wamsler beachtete das Signal nicht.
    »Bitte, General«, sagte er kurz.
    »Ich halte diese Strafversetzung«, meinte Lydia van Dyke und vermied es, Spring-Brauner anzusehen, der schweigend neben ihr stand und auf eine Gelegenheit wartete, seine Meinung darzutun, »für den größten und zweifellos überflüssigsten Skandal in der gesamten Raumflotte Terras Marschall Wamsler.«
    Wamslers Stimme schwoll um mindestens zehn Phon an.
    »So!« sagte er mit Nachdruck. »Und Cliff McLanes Eskapaden ... seine ständigen Husarenritte auf eigene Faust?«
    Spring-Brauner warf ein:
    »Dieser verrückte Flug zum zweiten Mond des Jupiter ... damals?«
    Wamsler fuhr in der Aufzählung von McLanes Eigenmächtigkeiten fort.
    »Der Durchbruch zur Saturnbasis im zweiten interplanetarischen Krieg? Das eigenmächtige Eingreifen auf den Planeten Alpha Centauris? Und so weiter, und so weiter. Waren dies etwa keine Skandale?«
    Lydia lächelte geduldig und sagte Wamsler etwas, das er selbst schon wußte, das er aber nicht laut sagen durfte.
    »Ohne Männer wie McLane – einschließlich seiner ausgezeichneten Crew – hätten wir beide interplanetarischen Kriege vermutlich verloren.«
    Leise und nachdenklich sagte der Marschall, während er die Raumkarte neben der Barriere betrachtete:
    »Möglich, Lydia ...«
    Dann wurde er plötzlich wieder heftig und rief, die Augen auf Spring-Brauner gerichtet:
    »Aber, bei den Satelliten von Chroma, wir sind hier nicht versammelt, um den Mann nachträglich reinzuwaschen!«
    General van Dyke unterbrach den Marschall.
    »McLane und Patrouillendienst! Es wäre vernünftiger, wenn man ihn gleich ganz hinausgefeuert hätte!«
    Spring-Brauner hob eine Hand und machte, wie er glaubte, ein Bonmot.
    »Sie dramatisieren die Sache, General. Kein Mensch ist unersetzlich, nicht einmal McLane! In einigen Jahren werden wir in unseren Raumschiffen nur noch Robotanlagen eingebaut haben.«
    Van Dyke fuhr herum und verlor für einen kurzen Augenblick ihre Fassung.
    »Ich hoffe«, sagte sie scharf, »daß ich jene Roboter auch in den Vorzimmern der Stäbe anzutreffen das Vergnügen haben werde, Adjutant Spring-Brauner. Ich weiß auch schon, wen ich als ersten ersetzt haben möchte.«
    Das Videophonsignal unterbrach das Duell.
    Ein Mädchen, ein Kadett im Raumdienst, erschien auf dem Schirm neben der Barriere. Wamsler blickte an Spring-Brauner und van Dyke vorbei auf den Schirm und hob fragend die dichten Brauen.
    »Marschall – die ORION-Besatzung wartet bei mir.«
    Wamsler überlegte und sagte kurz: »Einen Moment noch. Ja?«
    Die Frage hatte Spring-Brauner gegolten. Der Adjutant sagte etwas gemäßigter:
    »Sollten wir nicht zuerst diese Beamtin des Sicherheitsdienstes anhören, Marschall?«
    Winston Woodrov Wamsler nickte zustimmend.
    »Ja. Bitte.«
    Spring-Brauner machte eine in langen Monaten eingeübte Drehung auf der Stelle, ging bis zur Barriere und wartete eine halbe Sekunde, bis der Öffnungsmechanismus auf das Muster seines
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