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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig
Autoren: Anne Golon
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der Tür, prächtig anzusehen in seinen weißen Stulpenstiefeln, seinem mausgrauen, silberverbrämten Wildlederrock. Auf den Kragen aus venezianischen Spitzen fielen, sorgfältig geordnet, die Locken seiner blonden Perücke. Sein grauer Samthut war mit weißen Federn verziert.
»Wie fühlt Ihr Euch, Madame?« fragte er. »Ich hoffe, Ihr seid bei guter Gesundheit.«
Er sprach nicht anders, als sei er ihr in einer Gesellschaft begegnet. »Ich...ich weiß nicht, was mir widerfahren ist, Philippe«, stammelte sie in größter Verwirrung. »Ich bin in meinem Schlafzimmer überfallen worden...Man hat mich fortgeschleppt und hierhergebracht. Könnt Ihr mir sagen, wer der Schurke ist, der diese Schandtat vollbracht hat?«
»Mit Vergnügen: La Violette, mein Kammerdiener. Auf meinen Befehl«, setzte er verbindlich hinzu. Angélique sprang auf. In ihrem Nachthemd aus rosa Seide, mit bloßen Füßen lief sie über die kalten Fliesen zum Fenster und klammerte sich ans Eisengitter. Die Sonne erhob sich über dem schönen Sommertag, an dem der König und sein Hofstaat im Wald von Fausse-Repose den Hirsch jagen wollten. Doch Madame du Plessis-Bellière würde auch diesmal nicht dabei sein.
Empört wandte sie sich um. »Das habt Ihr nur getan, um mich daran zu hindern, an der Jagd des Königs teilzunehmen!«
»Wie klug Ihr seid!«
»Seid Ihr Euch nicht klar darüber, dass Seine Majestät mir diese Unhöflichkeit nie verzeihen, dass sie mich in die Provinz zurückschicken wird?«
»Genau das ist mein Ziel.«
»Oh! Ihr seid ein...teuflischer Mensch!«
»Wirklich? Nun, Ihr seid nicht die erste Frau, die mir dieses reizende Kompliment macht.«
Philippe lachte. Der Zorn seiner Frau schien ihm so viel Spaß zu bereiten, dass er seine Schweigsamkeit darüber vergaß.
»Gar nicht so teuflisch, wenn man’s recht bedenkt«, fuhr er fort. »Ich lasse Euch immerhin im Kloster einschließen, damit Ihr Euch durch Gebet und Kasteiung läutern könnt. Selbst Gott wird nichts daran auszusetzen haben.«
»Und wie lange soll ich eingesperrt bleiben?«
»Das wird sich finden. Ein paar Tage zum mindesten.«
»Ich...ich hasse Euch, Philippe.«
Seine Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Lachen und entblößten dabei die weißen, vollkommenen Zähne.
»Ihr reagiert wundervoll. Es macht Spaß, Euch Unannehmlichkeiten zu bereiten.«
»Unannehmlichkeiten!... Ihr nennt das eine Unannehmlichkeit? Überfall!... Entführung! Dabei wart Ihr es, nach dem ich um Hilfe rief, als jener Schurke versuchte, mich zu erwürgen…«
Philippes Lachen erstarb. Er runzelte die Stirn und trat auf sie zu, um die blauen Male an ihrem Hals zu untersuchen.
»Sakrament! Der Bursche hat ganz hübsch zugepackt. Aber ich kann mir denken, dass Ihr es ihm nicht leichtgemacht habt, und er gehört zu denen, die sich an ihre Weisungen halten. Ich hatte ihn ermahnt, keinesfalls die Aufmerksamkeit Eurer Leute zu erregen. Immerhin werde ich ihm das nächste Mal weniger Gewalttätigkeit anempfehlen.«
»Ihr habt ein ›nächstes Mal‹ im Sinn?«
»Solange Ihr nicht mürbe seid, ja. Solange Ihr starrköpfig bleibt, mir unverschämte Antworten gebt und versucht, Euch mir zu widersetzen. Ich bin Hofjägermeister des Königs. Ich verstehe mich darauf, blutgierige Hunde zu zähmen. Immer lecken sie mir am Ende die Hände.«
»Lieber würde ich sterben«, sagte Angélique heftig.
»Ihr werdet mich eher töten.«
»Ich ziehe es vor, Euch in die Knie zu zwingen.« Er tauchte seinen eisigen Blick in den ihren, und beklommen wandte sie schließlich die Augen ab. Das Duell, in dem sie einander gegenüberstanden, versprach hart zu werden.
Sie ließ nicht locker:
»Ich glaube, Ihr seid zu ehrgeizig, Monsieur. Ich bin neugierig zu erfahren, was Ihr vorhabt, um dieses Ziel zu erreichen.«
»Oh, an Mitteln fehlt es mir nicht«, versetzte er mit spöttischer Miene. »Euch einsperren, beispielsweise. Was meint Ihr dazu, wenn ich Euren Aufenthalt hier ein wenig verlängerte? Ich könnte Euch auch von Euren Söhnen trennen.«
»Das werdet Ihr nicht tun.«
»Warum nicht? Ich könnte Euch auch die Nahrung entziehen, Euch auf schmale Kost setzen, Euch zwingen, euer Brot von mir zu erbetteln …«
»Ihr redet Unsinn, mein Lieber. Mein Vermögen gehört mir.«
»Das sind Dinge, die sich regeln lassen. Ihr seid meine Frau. Ein Ehemann hat alle Befugnisse. Ich bin gerieben genug, eines Tages einen Weg zu finden, Euer Geld auf meinen Namen überschreiben zu lassen.«
»Ich werde mich dagegen zur Wehr
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