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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig
Autoren: Anne Golon
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setzen.«
»Wer wird Euch anhören? Ihr habt es verstanden, Euch bis jetzt die Nachsicht des Königs zu erhalten, das gebe ich zu. Aber nach Eurem heutigen Pech fürchte ich sehr, dass Ihr nicht mehr auf sie rechnen könnt. Womit ich mich verabschiede und Euch Euren Meditationen überlasse, denn ich darf den Aufbruch der Meute nicht versäumen. Habt Ihr mir noch etwas zu sagen?«
»Nur dass ich Euch aus ganzer Seele verabscheue!«
»Das ist noch gar nichts. Eines Tages werdet ihr den Tod anflehen, Euch von mir zu befreien.«
»Was gewinnt Ihr dabei?«
»Das Vergnügen der Rache. Ihr habt mich bis aufs Blut gedemütigt, aber auch ich werde Euch, zur Verzweiflung getrieben, weinen und um Gnade betteln sehen.«
Angélique hob die Schultern.
»Welche Aussichten! Warum nicht gleich die Folterkammer, das glühende Eisen unter den Fußsohlen, das hölzerne Pferd, gebrochene Gliedmaßen…?«
»Nein... So weit gedenke ich nicht zu gehen, da ich in gewissem Sinne Gefallen an der Schönheit Eures Körpers finde.«
»Wirklich? Man sollte es nicht meinen. Ihr bekundet es gar selten.«
Philippe, bereits an der Tür, wandte sich mit halbgeschlossenen Augen um.
»Solltet Ihr Euch etwa darüber beklagen, meine Liebe? Welch erfreuliche Überraschung! Findet Ihr, dass ich am Altar Eurer Reize nicht genügend Opfergaben niedergelegt habe? Gibt es denn nicht Liebhaber genug, die Euch Huldigungen darbringen, dass Ihr die des Ehemanns fordert? Ich hatte doch den Eindruck, dass Ihr Euch nicht ohne Widerstreben in die Pflichten der Hochzeitsnacht fügtet, aber vielleicht habe ich mich getäuscht…«
»Lasst mich, Philippe«, sagte Angélique beklommen, da sie ihn auf sich zukommen sah. Sie fühlte sich bloß und wehrlos in ihrem dünnen Nachtgewand.
»Je länger ich Euch anschaue, desto weniger habe ich Lust, Euch zu lassen«, sagte er und presste sie an sich. Sie erschauerte, und ein maßloses Bedürfnis, in nervöses Schluchzen auszubrechen, schnürte ihr die Kehle zusammen.
»Lasst mich. Ich flehe Euch an, lasst mich.«
»Ich genieße es, Euch flehen zu hören.« Wie einen Strohhalm hob er sie hoch und ließ sie rücklings auf die klösterliche Liegestatt fallen.
»Philippe, habt Ihr daran gedacht, dass wir in einem Kloster sind?«
»Nun, und? Bildet Ihr Euch ein, Ihr könntet Euch nach zwei Stunden Aufenthalts in diesem frommen Asyl auf das Gelübde der Keuschheit berufen?«
»Ihr seid der niedrigste Mensch, den ich kenne!«
»Euer Liebesvokabular gehört nicht eben zu den zärtlichsten«, sagte er, während er seinen Degen abschnallte.
»Es würde Euch zum Nutzen gereichen, wenn Ihr den Salon der schönen Ninon häufiger besuchtet. Keine langen Umstände, Madame. Ihr habt mich glücklicherweise daran erinnert, dass ich Euch gegenüber Pflichten zu erfüllen habe, und ich werde sie erfüllen.«
Angélique schloss die Augen. Sie hatte allen Widerstand aufgegeben, weil sie aus Erfahrung wusste, was er sie kosten konnte. Passiv und mit Abscheu duldete sie die peinliche Umklammerung, die sie gleichsam als eine Bestrafung empfand. Sie brauchte es nur, so dachte sie, den unglücklich verheirateten Frauen nachzutun – und weiß Gott, sie waren Legion –, die sich in das Unabänderliche fügen, an ihre Liebhaber denken oder den Rosenkranz beten, während sie die Huldigungen des dickwanstigen Fünfzigers empfangen, an die der Wille eines eigennützigen Vaters sie gefesselt hat. Freilich traf das im Falle Philippes nicht ganz zu. Er war weder ein Fünfziger noch dickwanstig, und sie war es, sie selbst, die ihn hatte heiraten wollen. Sie mochte es heute noch so sehr bereuen – es war zu spät. Sie musste lernen, den Herrn und Meister anzuerkennen, den sie sich geschaffen hatte. Einen Rohling, für den die Frau nur ein Gegenstand war, der ihm zur körperlichen Befriedigung verhalf. Aber es war ein handfester, geschmeidiger Rohling, und in seinen Armen fiel es schwer, die Gedanken schweifen zu lassen oder Gebete herzusagen. Er vollzog den Liebesakt als Krieger, der sich von seiner Begierde treiben lässt und in der Gespanntheit und im Ungestüm der Kampfnächte verlernt hat, dem Gefühl einen Platz einzuräumen. Indessen machte er in dem Augenblick, da er von ihr abließ, eine kleine Bewegung, die sie hinterher geträumt zu haben glaubte: Er legte seine Hand auf den zurückgebogenen Hals der jungen Frau, auf die Stelle, wo die groben Finger des Dieners bläuliche Spuren hinterlassen hatten, und ließ sie flüchtig darauf ruhen wie in einer
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