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Angela Merkel - Ein Irrtum

Angela Merkel - Ein Irrtum

Titel: Angela Merkel - Ein Irrtum
Autoren: Cora Stephan
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oder sonst einer Religion anhängen, solange sie mich respektieren und die Tatsache, dass ich es nicht tue. Ich mag keine Vermummten, egal ob die dafür eine Religion brauchen oder nicht. Ich glaube, dass es jedem erlaubt sein
muss, auch noch den gröbsten Unfug zu äußern. Ich muss ihm ja nicht beipflichten. Und über Bücher urteile ich nicht, solange ich sie nicht gelesen hat.
    Ich bin Ihre Wählerin, Frau Merkel, die auf den »Aufbruch« nicht mehr warten mag, den Sie einst verheißen haben.
    Ich bin Ihre Wählerin gewesen.
    Ich habe mich geirrt. Ich habe Ihnen zugetraut, die eingefahrenen Pfade zu verlassen. Ich habe Sie beim Wort genommen. Habe auf mehr Verstand, mehr Sachlichkeit, mehr kühle Analyse anstelle menschelnder Wärme gehofft. Auf Mut zu Entscheidungen statt auf Opportunismus. Auf Politik statt Wahlkampf. Auf Angie statt Tina.
    Als Angie schienen Sie einen historischen Moment lang auf wie eine echte Alternative. Haben Sie sich in die Macht verliebt? Ist Macht womöglich eine Illusion? Oder ist alles viel einfacher? »Die Verwandlung des Amtes durch den Menschen dauert etwas länger als die Verwandlung des Menschen durch das Amt.« Joschka Fischer, bevor er sein eigenes Denkmal wurde. 1 Da mag er recht haben. Doch Ihre Wähler haben wieder ein paar Hoffnungen weniger.
    Ach, da sehe ich sie müde abwinken, die Veteranen von Deutschland (West), die immer schon wussten, dass Politiker machtversessene Berufsversager sind. Und dass man ganz schön naiv sein muss, um auch nur ein Wort von dem zu glauben, was die alles so erzählen, wenn der Tag lang und sie noch in der Opposition sind. Was schert mich mein Geschwätz von gestern? Sagte Adenauer. Sagt Franz Müntefering. Empfinden alle.

    Die Veteranen aus Deutschland (Ost) sehen das nicht viel anders: Politiker sind Marionetten des Finanzkapitals, Politik ist bloßer Überbau, ändern tut sich gor nüscht, die da oben, wir da unten. Diese so ganz Abgeklärten und Zynischen sind mir eher unheimlich.
    Besser verstehe ich all die anderen, die gut gelaunt ihr Leben leben und nur eine große Bitte haben: Man möge ihnen nicht immer moralgesättigt hineinreden dabei. Sie nicht dauernd gängeln und kujonieren. Das sind die Entspannten, die anerkennen, wie großartig ein freies Land ist, rechtsstaatlich fundiert, mit funktionierenden Institutionen und einer weitgehend angenehmen Bevölkerung. Die tun deshalb auch gern etwas für dieses Land, wenn man sie nett fragt. Jedenfalls nicht aus Schuldgefühlen, schlechtem Gewissen oder mangelndem Selbstrespekt. Sie fühlen sich als freie Bürger eines freien Landes, nicht ohne Stolz darauf und auf die eigene Leistung. Und sie mögen die ganzen abgefressenen Vokabeln der Moralapostel und politisch Korrekten ebenso wenig wie den nationalen Minderwertigkeitskomplex, der sich dahinter verbirgt.
    Sie möchten keine erzwungene Solidarität üben, sondern großzügig sein. Sie brauchen keine Opfer für ihre Mildtätigkeit, sie wünschen sich die anderen vielmehr auf Augenhöhe, als Herausforderung, ja als Konkurrenten. Auch in der Arbeit am Guten und Besseren. Sie tolerieren jeden, der sie respektiert. Und umgekehrt.
    Übrigens: Die meisten von denen wären, fragte man sie, der Meinung, dass Politiker zu schlecht bezahlt werden und dass die politischen Führungskräfte nicht schlechter
stehen sollten als Wirtschaftsführer. Auch die Diäten der Abgeordneten dürften denen leitender Angestellter in der Wirtschaft entsprechen. Sogar Boni gäbe es, etwa für die deutliche Verschlankung des Betriebs – man könnte beispielsweise die Abgeordnetenzahl in Bund und Ländern reduzieren, auch durch die Zusammenlegung von Bundesländern.
    Nicht weil sie mit der gegenwärtigen Leistung der Volksvertreter einverstanden wären. Sondern weil sie sich von höheren Diäten eine größere Auswahl potenzieller Mandatsträger für die Zukunft erhoffen – von unabhängigen Leuten etwa, die sich von keiner Parteiräson und keiner mächtigen Lobby ihren Schneid abkaufen lassen.
    Sie haben Respekt vor dem Amt, weil sie wissen, was das heißt: Verantwortung übernehmen. Doch deshalb geht ihnen der Respekt für die eine oder andere Amtsperson manchmal ab. Sie fühlen sich unter Niveau regiert.
    Und jetzt, Frau Merkel?
    Wie schnell ist aus dem Herbst der Entscheidungen der Winter des Missvergnügens geworden! Und schon beginnt das Frühjahr der Wahlen – sieben Landtags- beziehungsweise Bürgerschaftswahlen an der Zahl. Wird die Kanzlerin den
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