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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Lisa Desrochers
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der geringsten Berührung zu bersten droht. An der Wand rechts vom Fenster steht ein abgenutztes grünes Sofa mit einem klaffenden Riss im mittleren Polster, aus dem Schaumflocken auf den Boden gequollen sind. Die freudige Erregung in den Augen des Mädchens ist nur schwer nachzuvollziehen. Für mich ist es hier nur deprimierend, und das will was heißen, denn Engel bekommen normalerweise keine Depressionen.
    Frannie streckt die Hand aus. «Also, ich bin Frannie, und das ist Luc.»
    Das Mädchen schüttelt Frannie schüchtern die Hand. «Lili.» Sie senkt den Kopf, als sei es ihr peinlich, so im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.
    «Und woher kommst du?», fragt Frannie.
    «Oh … Äh … Von nirgendwo so richtig. Ich bin hergezogen, weil ich im Herbst hier aufs College gehe. Näher an der Innenstadt konnte ich mir nicht leisten.»
    «Ich wohne nebenan, falls du was brauchen solltest», sagt Luc, und er und Frannie gehen zur Tür.
    «Danke.» Lili schiebt sich die feuchten Strähnen aus der Stirn, was mir einen Blick auf ihr Gesicht erlaubt.
    Gut, dass ich unsichtbar bin, denn als der Dämon und Frannie verschwinden, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ich kann die Augen nicht abwenden. Jemanden wie sie habe ich noch nie gesehen. Oder gespürt. Ihre Seele ist mir vollkommen fremd. Ich kann sie nur schwer lesen, erfasse nur Bruchstücke, flüchtige Eindrücke. Lili hat eine dunkle Seite, und ihre Seele ist bereits für die Hölle markiert. Aber sie hat auch eine verletzte Seite, die um Hilfe fleht. Und etwas in ihren grünen Augen weckt in mir den Wunsch, derjenige zu sein, der ihr die Hilfe gewährt.
    Ich bin so fasziniert von ihr, dass ich mich vergesse und ihr den Weg verstelle, als sie zur Tür strebt, um sie zu schließen. Als sie durch mich hindurchgeht, spüre ich einen Stich …
    Begehren?
    Ich glaube schon. Ein elektrischer Stoß durchfährt mich, sodass ich zittere. Dann wirbele ich herum und beobachte, wie sie die Tür schließt und den Riegel vorschiebt.
    Plötzlich wird mir klar, dass ich mich auf der falschen Seite der Tür befinde. Das Schloss soll dafür sorgen, dass keiner reinkommt. Bevor ich verschwinde, zögere ich. Diese Augen. Irgendetwas liegt in diesen Augen.
    Ich trete näher und strecke die Hand nach Lilis Gesicht aus – wie eine Motte, die unerklärlich von der Flamme angezogen wird. Ich muss sie berühren. Doch sie wendet sich ab und geht zu den Kisten.
    Heiliger Himmel! Was mache ich hier?
    Ich schüttele den Kopf, schiebe mich durch die Wand und bleibe noch eine Weile im Flur stehen, denn es fällt mir schwer, mich zusammenzureißen. Was war das denn? Ich habe noch nie so ein starkes Verlangen gehabt – reine Lust, die etwas Barbarisches in mir aufgerüttelt hat. Ich atme tief ein und springe ein paarmal hoch, um die Spannung abzuschütteln, aber ich bin immer noch nicht ganz wieder ich selbst, als ich auf dem Rücksitz von Frannies Wagen lande. Ich bleibe vorerst unsichtbar. Erst als wir bereits ein Stück die Straße hinuntergefahren sind, zeige ich mich Frannie und dem Dämon.
    «Schön, dass du uns begleitest», sagt Luc, als ich den Sicherheitsgurt anlege.
    Immer noch ein bisschen zittrig, sinke ich ins Polster. «Nun, was haltet ihr von dem Mädchen?»
    Der Dämon wirft mir einen schrägen Blick zu. «Na ja, ein Mädchen halt.»
    Ich blicke finster drein. «Ha, ha. Ich meine, habt ihr den Eindruck, dass Lili Hilfe braucht oder so?»
    Frannie betrachtet mich im Rückspiegel. «Vielleicht. Sie wirkte ziemlich schüchtern und ein bisschen verängstigt. Ich werd ein Auge auf sie haben.»
    Genau wie ich.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 2
    Des Teufels Küche
Frannie
    Bis ich endlich zu Hause bin und mein enges Ricco’s-T-Shirt übergestreift habe, bin ich zu spät dran für die Arbeit. Ricco wird sauer sein.
    Die beste Freundin meiner Schwester Maggie, Delanie – die weltbeste Servicehilfe –, steht neben Ricco an der Kasse. Das lange schwarze Haar hat sie zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden. Ihre rauchgrauen Augen funkeln. «Hey, Frannie», sagt sie, wirft Ricco von der Seite einen Blick zu und zuckt leicht zusammen, bevor sie zum Limonadenzapfhahn geht.
    Ricco blickt mich finster an. Aber das nehme ich nicht persönlich. Ich weiß inzwischen, dass er seine Angestellten hasst. Er ist überzeugt, wir beklauen ihn auf Schritt und Tritt. «Du übernimmst die Geburtstagsparty um halb vier.»
    Na toll. Aufgedrehte Kids und kein Trinkgeld.
    Sein breites Grinsen entblößt
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