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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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gemeint.« Die alte Beschließerin erschrak vor ihren eigenen Worten. »Ich meinte nur, wir sollten uns wirklich öfters treffen.« Sie schloß die Tür.
    »Und was machen wir nun?«
    »Wir gehen auf Station und sehen nach, wo Dr. Bruckner steckt. Dann stellen wir ihn und verbieten es ihm, zur Kripo zu gehen.«
    Sie durcheilten im Laufschritt den Garten und stiegen die Treppen zur Station empor. Schwester Angelika saß immer noch hinter dem Schreibtisch und malte an ihren Kurven.
    Erstaunt schaute sie auf, als die beiden Arzte das Dienstzimmer betraten. »Ich dachte, Sie wollten Schluß machen für heute.«
    »Wo ist Dr. Bruckner?«
    »Er ist eben fortgegangen.«
    Die alte Schwester klappte die Krankengeschichten zu und stand auf.
    »Wissen Sie, wo er hingegangen ist?«
    »Er hat es mir nicht gesagt. Er wird wohl …« Sie stutzte, zögerte, und schaute auf das Telefon. »Bevor er ging, hat er telefoniert, mit der Kripo …«
    »Dann wird er dort hingegangen sein. Dr. Wagner hat ihm geraten, sich selbst anzuzeigen, haben wir gerade erfahren.«
    »Dieser Wagner!« Schwester Angelika rollte mit den Augen. »Den sollte man anzeigen! Das wäre besser.«
    Die nächsten Tage verliefen ohne besondere Ereignisse. Thomas Bruckner war der Klinik ferngeblieben. Vergeblich hatten Dr. Phisto und Dr. Heidmann versucht, eine Verbindung aufzunehmen, aber er hatte nicht hinterlassen, wo er sich aufhielt.
    »Vielleicht ist er über die Grenze gegangen«, meinte Dr. Phisto, als sie eines Morgens im Dienstzimmer zusammensaßen. »Er hat sich angezeigt und rettet sich nun vor der Justiz!«
    Dr. Heidmann schüttelte ärgerlich den Kopf. »Das würde Dr. Bruckner niemals tun. Wahrscheinlich hat ihn der Chef beurlaubt, damit er sich etwas erholen kann.«
    »Aber warum sagt er uns denn nichts? Wir sind doch seine Freunde. Man braucht doch jemand, der zu einem steht, wenn es einem schlechtgeht.«
    »Er wird uns nicht mit seinen Sorgen behelligen wollen.«
    Barbara Pellenz betrat das Dienstzimmer. Dr. Phisto stand auf. »Sie sehen nicht gut aus, Kollegin Pellenz. Grämen Sie sich etwa, daß Dr. Bruckner nicht da ist?« Er hatte versucht, einen Scherz zu machen, aber er hatte das Gegenteil erreicht.
    Niemand lachte. Barbara Pellenz zuckte stumm mit den Schultern.
    Nach einer verlegenen Pause sagte Dr. Heidmann: »Sie übernehmen sich. Jetzt wachen Sie schon die dritte Nacht bei dem Patienten Wegener. Warum tun Sie das? Es gibt doch auch andere, die das tun können. Der Pfleger Buhmann zum Beispiel drängt sich förmlich danach, die Wache zu übernehmen.«
    »Eben das möchte ich vermeiden. Ich traue dem Burschen nicht.«
    »Haben Sie etwas beobachtet?«
    Barbara Pellenz schüttelte den Kopf. »Nein, nichts Direktes. Aber ich verlasse mich auf meinen Instinkt. Und er hat mich selten getrogen. Wissen Sie –«, zum erstenmal flog so etwas wie ein Lächeln über ihr Gesicht, »Frauen haben für manche Dinge eben ein feineres Gefühl als Männer.«
    Dr. Phisto nickte bestätigend. »Das stimmt! Ich habe Sie neulich bewundert, wie Sie bei eben dem Patienten, den sie jetzt bewachen, einen Verbandswechsel vorgenommen haben. Zarter hätte es nicht einmal Dr. Bruckner machen können. – Das ist ein Kompliment!«
    Barbara Pellenz lächelte. »Ich fasse es auch als ein solches auf.« Sie verließ das Dienstzimmer und ging zu dem Krankenzimmer, in dem der Patient Wegener lag. Der alte Mann hatte sich sichtlich erholt. Aus seiner Nase ragte immer noch der Schlauch heraus, den ihm Dr. Bruckner vor einigen Tagen ein geführt hatte. Auch die Spritze lag auf dem Nachttisch.
    Aber das Glasgefäß, das sonst jeden Tag mit einer großen Menge grüner, galliger Flüssigkeit gefüllt war, war leer. Dr. Bruckner hatte bei seiner letzten Visite nur vorgeschlagen, den Schlauch noch so lange wie möglich liegenzulassen. »Es kann immer wieder ein Rückfall auftreten«, hatte er gesagt. »Sie brauchen nur zu versuchen, alle paar Stunden die Spritze einzusetzen und den Kolben herauszuziehen. Wenn Sie nichts herauskriegen, ist es gut. Sollte sich aber wider Erwarten noch einmal Flüssigkeit im Magen ansammeln, dann merken wir es sofort und können das Absaugen häufiger durchführen, damit eine Überdehnung des Magens vermieden wird.«
    Sie nahm das Handtuch, das neben dem Bett hing, und wischte dem alten Patienten die Stirn ab. »Belästigt Sie der Schlauch sehr?«
    »Kein bißchen! Ich habe mich daran gewöhnt, daß ich ihn vielleicht sogar vermissen werde, wenn Sie
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