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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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zurückkehrten.
    »Mörder!«
    Niemand wußte, wer das Wort ausgesprochen hatte. Es konnte nur Peter Schnell gewesen sein, an dem Oberarzt Bruckner in diesem Augenblick vorbeiging. Dr. Heidmann hatte es auch gehört und blieb stehen. Jedoch Thomas Bruckner nahm ihn beim Arm und zog ihn fort.
    Als sie den Friedhofsweg erreicht hatten und zum Ausgang gingen, schaute sich Dr. Heidmann noch einmal um. »Das hätte ich ja nicht auf sich beruhen lassen. Ich habe deutlich gehört, daß er Sie –«, er zögerte, das Wort auszusprechen, »,Mörder' genannt hat.«
    »Vergessen wir es. Es hat keinen Zweck, mit ihm in diesem Augenblick darüber zu reden oder zu argumentieren. Dem jungen Mann ist seine Mutter gestorben, an der er sehr gehangen hat. Wir müssen ihm jetzt eine gewisse Verwirrung seiner Sinne zugute halten.«
    »Ich würde es nicht so hinnehmen.« Heidmann folgte Bruckner zu dem Friedhofsparkplatz, setzte sich neben ihn in den Wagen und schaute ärgerlich zur Friedhofspforte zurück. »Das war nicht nur eine Beleidigung – das war Verleumdung!«
    Dr. Bruckner ließ den Motor an. »Sie sollten es doch gelernt haben, daß Unrat nicht weniger wird, wenn man darauf herumtritt. Im Gegenteil – er stinkt nur noch mehr. Lassen wir die Geschichte also eintrocknen.«
    »Wenn Herr Schnell sie eintrocknen läßt!« Johann Heidmann schaute zur Friedhofspforte. Der junge Mann kam mit Barbara Pellenz vom Friedhof, und die junge Frau hatte seinen Arm genommen, als müsse sie ihn führen. Sie bewegten sich in Richtung auf den Parkplatz zu.
    »Kommen Sie –«, Dr. Heidmann deutete auf die Gruppe, die jetzt auf sie zukam, »wollen wir nicht fahren? Ich habe genug von diesen Leuten.«
    »Sie haben recht. Außerdem müssen wir wirklich in die Klinik zurück. Zum Leichenschmaus werden sie uns ja wohl kaum einladen.«
    Dr. Bruckner gab Gas, fuhr vom Parkplatz herunter und ordnete sich in den Verkehr der Hauptstraße ein.
    »Ich habe gar nicht gewußt, daß unsere liebe Kollegin cand. med. Pellenz so dick befreundet mit dem Sohn der verstorbenen Patientin ist. Ob sich da wohl was anspinnt?«
    »Ich glaube nicht. Ich habe eher das Gefühl, daß sie sich nur ein wenig um ihn kümmert, weil er anscheinend niemand hat, der es tut. Ich sagte schon, daß er sehr an seiner Mutter gehangen hat. Sie schien die einzige Frau in seinem Leben zu sein, nun scheint er sich ersatzweise an unsere Kollegin zu klammern.«
    »Das gefällt mir aber gar nicht!« Heidmann schüttelte den Kopf. »Ich finde, das ist nicht sehr freundlich von unserer Kollegin. Sie weiß doch, wie Herr Schnell zu Ihnen steht, und daß er Sie für den Tod seiner Mutter verantwortlich macht. Da sollte sich die Kollegin doch raushalten. Meinen Sie nicht auch?«
    »Warum sollte sie Rücksicht auf mich nehmen? Vielleicht mag sie ihn ganz gern. Er sieht gut aus, hat eine gute Stellung …«
    »Was macht er denn?« wollte Heidmann wissen.
    »Er gehört zu den bekanntesten Journalisten Kölns. Wenn Sie in der Zeitung einen gutfundierten, kritischen Artikel lesen, der dazu noch flott geschrieben ist, dann können Sie mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß er aus der Feder Peter Schnells stammt.«
    »Und was ist sein Spezialgebiet?«
    »Er hat kein eigentliches Spezialgebiet. Er schreibt über alles. Aber er muß über ein außerordentlich großes Wissen verfügen, oder aber er bereitet sich bei jedem Artikel genauestens vor, so daß man meinen könnte, er sei in jedem Fach, zu dem er Stellung nimmt, Spezialist!«
    »Er ist Journalist?« Dr. Heidmann kratzte sich hinter dem Ohr. »Und Sie sagen, er schreibt sarkastisch und scharf?« Bruckner nickte. »Dann würde es mich nicht wundern, wenn wir in den nächsten Tagen einen Bericht über unsere Klinik – oder vielleicht sogar über Sie lesen werden!«
    Bruckner schaute seinen Assistenten kopfschüttelnd an. »Sie denken aber auch zu schlecht von Ihren Mitmenschen! Warum sollte er das tun?«
    »Haben Sie nicht den Haß in seinen Augen gesehen? Haben Sie nicht gehört, daß er Sie ›Mörder‹ genannt hat? Er wird alles daransetzen, Ihren Ruf zu ruinieren.«
    »Ich kann mir aber nicht denken, daß irgendeine Zeitung so etwas abdrucken wird!«
    »Jetzt muß ich Sie naiv nennen«, schimpfte Johann Heidmann. »Man findet immer ein Blatt, das so etwas publiziert. Sie dürfen nicht vergessen, daß die Leser ja nur schlechte Nachrichten und Skandälchen erfahren wollen. Gute Nachrichten interessieren keinen Menschen.«
    Sie hatten
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