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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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ihn mal herausziehen.« Es war der erste Anflug von Humor, den der Kranke nach vielen Tagen zu erkennen gab.
    Barbara machte es sich im Sessel am Bett bequem. Sie nahm ein Buch, das sie mitgenommen hatte, um es zu lesen, aber die Buchstaben tanzten vor ihren Augen. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Peter Schnell hin. Sie hatte noch ein paarmal versucht, mit ihm in Verbindung zu treten, aber er schien vom Erdboden verschwunden zu sein. Sie versuchte zu resignieren, auch das gelang ihr nicht. Je mehr sie sich von ihm lösen wollte, desto mehr beschäftigte sie sich mit ihm, desto häufiger mußte sie an ihn denken.
    Sie verstand ihn jetzt nur zu gut.
    Er mußte glauben, daß sie etwas mit dem Tod seiner Mutter zu tun hatte.
    Aber wie konnte sie den Verdacht aus der Welt schaffen …
    Es ging ihr wie Dr. Bruckner. Auch auf ihm lastete ein Verdacht. Es war im Grund genommen absurd, zwei Menschen zu verdächtigen, mit dem Tod von drei Patientinnen etwas zu tun haben: den einen, weil er über ein Doktorthema arbeitete, das unmittelbar mit dem Tod zusammenhing, den anderen, weil er die Operation durchgeführt hatte.
    Es klopfte an die Tür. Sie schaute hoch, und das Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb, als sie sah, daß es Siegfried Buhmann war, der eintrat. Er blieb in respektvoller Entfernung von ihr stehen. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    »Nein!« Barbaras Stimme klang ärgerlich. »Sie sehen, es geht dem Patienten gut.«
    »Es geht ihm gut!« wiederholte der Pfleger. Er trat an das Bett heran und griff nach der Hand des Kranken. »Es geht Ihnen gut?« fragte er Herrn Wegener.
    »Ja, es geht mir immer gut, wenn Frau Pellenz bei mir ist!«
    »Sie leiden gar nicht? Die Operation macht Ihnen keine Beschwerden mehr?«
    »Nein.« Der Patient schaute Barbara Pellenz, die sich erhoben hatte und sich nun wie schützend zwischen den Pfleger und ihn stellte, erstaunt an. »Im Gegenteil, nachdem Dr. Bruckner mich operiert hat, geht es mir besser. Warum kommt Dr. Bruckner eigentlich nicht mehr?« Seine Augen waren auf die Pflegerin gerichtet.
    »Er hat einige Tage Urlaub genommen.«
    »Das hat er auch verdient. Er sah in letzter Zeit sehr schlecht aus. Ich hatte immer Angst, er würde zusammenbrechen. Man hatte das Gefühl, daß er der Patient sei, wenn er ins Zimmer trat«, plauderte der Kranke.
    »Er sah schlecht aus«, wiederholte der Pfleger. »Und Sie sehen gut aus, Sie«, jetzt zu der Studentin gewandt, »sehen gut aus, und ich sehe gut aus.« Der Pfleger machte eine merkwürdige Handbewegung durch die Luft. »Bald wird es uns allen bessergehen! Ich verabschiede mich jetzt von Ihnen. Heute nacht –«, er grinste, »werde ich bei Ihnen sein. Frau Doktor muß ja auch mal schlafen.«
    »Ich brauche nicht mehr zu schlafen. Ich kann hier im Stuhl schlafen«, erwiderte Barbara Pellenz.
    »Anordnung von Herrn Oberarzt. Er wünscht, daß ich heute nacht die Wache übernehme.«
    »Ich brauche keine Wache.« Auch der Patient schien mit dem Vorschlag Oberarzt Wagners durchaus nicht einverstanden zu sein. »Ich kann doch klingeln, wenn ich etwas brauche.«
    »Oberarzt Wagner meint aber, es sei besser, wenn jemand hier ist. Vorläufig jedenfalls noch. Man weiß ja niemals, was sich aus solchen Darmgeschichten entwickelt. Also, bis heute Abend!« Er deutete eine Verbeugung an, ging zur Tür, schaute noch einmal zurück und zwinkerte völlig unmotiviert Barbara Pellenz mit einem Auge zu, bevor er das Zimmer verließ.
    »Ich brauche wirklich keine Wache«, protestierte der Patient noch einmal. »Ich mag den Burschen nicht.«
    Am liebsten hätte die Studentin ihm anvertraut, daß ihn niemand an der Klinik mochte – bis auf Oberarzt Wagner. Und daß Oberarzt Wagner ihn auch nur mochte, weil er ihm jeden Wunsch von den Augen ablas und ihm immer dienstbar war. Aber dann zog sie es vor zu schweigen. Sie verspürte wenig Lust, über Angestellte der Klinik negative Äußerungen zu tun.
    »Die Nacht geht ja auch vorbei!« Sie nahm Wegeners Hand und streichelte sie. »Und morgen früh bin ich ja wieder bei Ihnen.«
    »Sie haben recht. Am besten geben Sie mir ein starkes Schlaf mittel, daß ich die Nacht verschlafe.«
    »Ich werde mit Dr. Phisto sprechen. Er wird Ihnen sicherlich etwas verordnen.«

12
    Siegfried Buhmann war ins Dienstzimmer gegangen. Er er schrak, als er Dr. Phisto und Dr. Heidmann dort traf. Er wollte sich umdrehen und wortlos das Zimmer verlassen, aber Schwester Angelika fragte: »Sie wünschen?«
    Der
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