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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Zimmer im Ärztehaus zugewiesen.
    Zwar hatte sie versucht, es etwas wohnlicher zu gestalten. Sie hatte einen Blumentopf ans Fenster gestellt, kleine Bilder aufgehängt, aber der Raum war so klein, daß es eigentlich unmöglich war, zusätzliche Dinge aufzustellen, um aus dem Schlafraum ein gemütliches Wohnzimmer zu machen.
    Die Nachtschwester kam. Sie brachte dem Patienten das Schlafmittel, das er sich gewünscht hatte. »Es ist ein richtiger Hammer«, erklärte sie, als sie ihm das Dragee in einem kleinen Schälchen auf den Nachttisch stellte. »Schlucken Sie es runter, und trinken Sie viel Wasser hinterher«, ermahnte sie den Kranken.
    Dann schaute sie Barbara Pellenz an, die aufgestanden war. »Man muß es den Patienten immer wieder eintrichtern, daß sie, wenn sie eine Tablette schlucken, immer Wasser hinterher trinken. Es ist schon oft genug passiert«, wandte sie sich an den Patienten, »daß die Tabletten oder das Dragee nicht sofort in den Magen rutschte, sondern in der Speiseröhre steckenblieb und dann eine ätzende Wirkung auf die Schleimhaut ausübte. Deswegen muß man viel Wasser trinken. Benutzen Sie aber niemals Milch oder Obstsaft, um ein Medikament hinunterzuspülen. Beides kann die Wirkung des Mittels aufheben.«
    Barbara Pellenz mußte innerlich lächeln. Die junge Schwester schien glücklich zu sein, das anzubringen, was sie wahrscheinlich gerade im Schwesternunterricht gelernt hatte.
    »Es ist wirklich gut, daß Sie das dem Patienten so eindeutig klarmachen«, lobte sie die Schwester.
    Der Patient nahm gehorsam sein Dragee, steckte es in den Mund, griff nach dem Wasserglas und spülte das Schlafmittel herunter.
    »Damit schlafen Sie acht Stunden tief und fest. Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Nacht.«
    Die Tür öffnete sich. Der Pfleger Buhmann trat ein. Er schaute auf die Uhr. »Schichtwechsel!« stellte er fest und stellte ein kleines Köfferchen auf die Erde.
    »Da haben Sie wohl die Getränke für die Nacht drin?« scherzte Barbara. Sie machte eine Bewegung, als ob sie nach dem Koffer greifen wollte, aber erschrocken riß der Pfleger ihn an sich. »Da ist –«, er zögerte einen Augenblick, »etwas zu essen drin. Ich kann die ganze Nacht nicht herumsitzen, ohne etwas zu mir zu nehmen. Und –«, er hob seinen Finger, »Lektüre.«
    »Wahrscheinlich fromme Lektüre, nicht wahr?« fragte Barbara Pellenz, ohne sich Böses dabei zu denken.
    Der Pfleger schaute sie wütend an. »Natürlich ist es etwas für die Ewigkeit, was ich da mitgebracht habe!«
    Heiliger Wahn, fuhr es Barbara durch den Kopf, als sie den fanatischen Ausdruck auf dem Gesicht des Pflegers sah. Buhmann nahm den Koffer in den Arm, als trüge er ein kleines Kind.
    »Dann werde ich Sie verlassen. Gute Nacht, schlafen Sie nicht zufällig ein …«
    »Ich werde wachen! Dafür bin ich ja da.«
    Auf dem Flur ertönten Schritte. Die Tür öffnete sich. Oberarzt Wagner trat ein und reichte dem Pfleger die Hand. »Ich freue mich, daß Sie die Wache heute übernommen haben. Sie sind hier wirklich in besten Händen«, wandte er sich an den Patienten, der ihn erstaunt anschaute.
    »Warum haben Sie den Patienten verlegt?« wollte der Pfleger wissen. »Ich war eben in dem anderen Raum, in dem der Kranke sonst lag.«
    »Wir brauchten sein Zimmer. Es ist nur eine vorübergehende Maßnahme. Also –«, er schaute sich im Zimmer um. »Ich hoffe, es gefällt Ihnen.« Er wandte sich an den Pfleger: »Lassen Sie sich die Nacht nicht lang werden.«
    »Das wird er sicherlich nicht tun«, warf Barbara ein. »Er hat sich einen ganzen Koffer voller Abwechslung mitgebracht!«
    »Seitdem Dr. Bruckner nicht mehr da ist, geistert Oberarzt Wagner den ganzen Tag und die ganze Nacht durch das Haus!« Dr. Phisto begleitete Johann Heidmann zum Kasino. »Wahrscheinlich will er allen beweisen, wie tüchtig er ist. Es ist doch noch nie vorgekommen, daß er sich um diese Zeit«, Phisto schaute auf seine Armbanduhr, »noch auf Station zeigt. Das tut sonst allenfalls Dr. Bruckner.«
    »Er und der dickliche Buhmann sind wirklich ein herrliches Gespann. Ich habe fast den Eindruck, daß Wagner die Verlegung des Patienten in das Sonderzimmer nur durchführen ließ, um dem Pfleger bessere Arbeitsbedingungen mit Nachtdienst-Farbfernseher zu verschaffen.«
    Sie hatten das Kasino erreicht. Dr. Phisto öffnete die Tür und trat ein. Verwundert schaute er sich um. »Noch niemand da?«
    »Niemand mehr«, erscholl eine Stimme aus der Teeküche her. Maria, die alte
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